Die Zeit der Fat Cat ist endlich. Das wussten alle, die sich in der Zwischennutzung im alten Gasteig eingemietet hatten. Unklar war jedoch bis zuletzt, wie lange sie ihre Räume behalten dürfen. Ende letzter Woche war bekannt geworden, dass das Projekt voraussichtlich im zweiten Halbjahr beendet sein würde. Jetzt gibt es den konkreten Termin.
Nach einer Aufsichtsratssitzung der Gasteig München GmbH stehe nun fest, "dass die Zwischennutzung über die aktuell vertraglich vereinbarte Zeit von Ende Juni 2026 hinaus nochmal um weitere drei Monate verlängert wird. Das heißt bis Ende September 2026", sagt Stephanie Jenke, die Geschäftsführerin des Gasteigs.
Die Mieterinnen und Mieter hätten dann noch bis zum 31. Oktober Zeit, ihre Räume auszuräumen. Der Betrieb der Philharmonie werde schon Anfang Juli eingestellt. Über 200 Proberäume, Ateliers und Büros gibt es aktuell im Zwischennutzungsprojekt im alten Gasteig. Gemietet werden die Räume von Musikerinnen, Studiobetreibern oder freischaffende Künstler.
Trauer bei den Mieterinnen und Mietern
"Es war klar, dass das Fat Cat nicht ewig existiert, aber dass es dann so schnell vorbeigeht, hat uns dann alle sehr überrascht", sagt der Musiker Dominik Schauer. Denn viele hätten gehofft, dass die Zwischennutzung noch etwas länger andauern würde. Auch, weil gerade erst die Lach- und Schießgesellschaft ins Fat Cat gezogen war und im Foyer das Milla Café eröffnet hatte. Warum es nun doch so schnell geht? Schon im Januar 2027 soll die Schadstoffsanierung im Gasteig beginnen.
"Das heißt, es müssen unterschiedliche Schadstoffe von Asbest, über KMF, das sind künstliche Mineralfasern über Schwermetalle aus dem Hause herausgelöst werden", sagt Benedikt Schwering, Chef der Münchner Raumentwicklungsgesellschaft mbH. Ihr wurde als 100-prozentiger Tochter der Stadt München die Generalsanierung des Gebäudes übertragen – die etwa 710 Millionen Euro kosten wird. Ein Unternehmen, das die Sanierung übernimmt, wird gerade gesucht. Interessenten gebe es bereits, sagt Schwering.
"Wenn der Stadtrat 2027 den Totalunternehmer bezuschlagt, bedeutet das, dass nochmals in die Planung eingestiegen wird." Die bauliche Umsetzung sei dann ab dem zweiten Quartal 2029 vorgesehen. Die Sanierung soll etwa viereinhalb Jahre dauern.
Die Sanierung soll Ende 2034 abgeschlossen sein
Gegen Ende 2034 soll dann alles fertig sein – wenn denn alles klappt. Für den Musiker Dominik Schauer bedeutet das jedoch Abschied nehmen. Zwei Räume hat er derzeit im Fat Cat gemietet. Einen nutzt er für sich, im anderen probt er mit dem Bud Spenzer Heart Chor, den er selbst leitet. "Zum ersten Mal in meinem Musikerleben musste ich nicht in einem Kellerloch proben, sondern konnte in einem schönen Raum mit Holzboden, Akustikdecke, Tageslicht und Platz meine Instrumente so spielen, wie ich sie schon immer spielen wollte."
Schauer schaut sich schon jetzt nach neuen Räumen um. Eine erste Marktsondierung gibt allerdings wenig Grund zur Hoffnung. Gerade wisse er nicht, wie es weitergeht. "Ich denke als Chor werden wir vielleicht von Kirchen von anderen Vereinen die Möglichkeit bekommen, uns dort einmal die Woche einzumieten. Für mich persönlich als Musiker ist es ein schwerer Schlag, denn sowas werde ich nicht mehr finden."
Eine Fat Cat an einem anderen Ort
Aber wer weiß, vielleicht wird er ja auch in Zukunft in der Fat Cat proben können – nur eben an einem anderen Ort, sagt Till Hofmann, der gemeinsam mit Barbara Bergau die gemeinnützige Fat Cat GmbH führt. "Wir sind jetzt mit dieser ganzen Bagage und Community, die da entstanden ist, auf der Suche nach einem neuen Zwischennutzungsprojekt."
Dass die dicke Katze nach dem Aus im Gasteig für immer eingemottet wird, das glaubt Till Hofmann nicht. Dafür sei die Idee zu stark. "Es ist Irrsinn, was bei uns jetzt in dieser kurzen Zeit, den drei Jahren entstanden ist. Und von dieser Idee und diesen Gedanken, diesem Projekt Fat Cat, soll nachhaltig etwas in der Stadt auch bleiben."
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