Das Museum in Saratow präsentiert auf seinem Social Kanal VK die jungen Besucher vor den Vitrinen
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Besucher im Museums der Geschichte der militärischen Spezialoperation in Saratow

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Ukraine-Krieg: Museale Weihe für "Militärische Spezialoperation"

Ukraine-Krieg: Museale Weihe für "Militärische Spezialoperation"

"Zeitzeugenschaft" wird in diesen Tagen in Russland großgeschrieben. Landauf, landab präsentieren Museen und Wanderausstellungen die sogenannte "Militärische Spezialoperation", vulgo: den Ukraine-Krieg. Ein Besuch in einem Museum in Saratow.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Es ist schon eine atemraubende Gleichzeitigkeit: Eben noch in den Nachrichten, heute schon im Museum. Eine neue Erinnerungskultur bricht sich in Russland Bahn: Die sogenannte "militärische Spezialoperation", also der Krieg gegen die Ukraine, wird im Museum strukturell sakralisiert.

Propaganda in Kriegsmuseen

"Die Besucher sollen daran erinnert werden, was war und was jetzt passiert", so Julia Bukajewa, die Kuratorin des Museums der Geschichte der militärischen Spezialoperation in Saratow. Und erklärt die behauptete Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart mit der Kernerzählung des Kreml: "Wieder geht es um einen Genozid der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine. Vollkommen unschuldige Kinder sind ums Leben gekommen. Die russische Sprache wird verdrängt, die sowjetische Geschichte – ausgelöscht. Denkmäler werden abgerissen und es erwacht dieser Nationalismus, dieser Nazismus, gegen den unsere Vorfahren während des Zweiten Weltkriegs gekämpft haben."

Besonders gefragt: Kinderspielzeug mit Blutspuren

Das ist die propagandistische Stoßrichtung der neuen Kriegsmuseen. Eine verlogene Großerzählung, für die sich das Regime museale Weihen – was ins Museum kommt, ist schließlich bedeutsam und wahr – effektiv zunutze macht. Die Order für die Errichtung von Museen der Militärischen Spezialoperation kam denn auch von Wladimir Putin persönlich.

Das Kulturministerium wiederum steuerte Empfehlungen bei, welche zeithistorisch relevanten Objekte zu sammeln seien. "Kinderspielzeug mit Blutspuren, beschädigtes Kinderspielzeug, zerbrochene und beschädigte religiöse Gegenstände und andere Haushaltsgegenstände, die von der humanitären Katastrophe zeugen."

Da man im Museum von Saratow offenbar ohne diese Objekte auskommen musste, schüttete man kurzerhand einen Sandhaufen auf, in den Schaufeln, Eimer, Förmchen, ein Teddybär und ein einzelner Kinderschuh drapiert wurden. Maßgeschneiderte Zeitgeschichte. Zu sehen sind ferner Militäruniformen, Tarnnetze, Zahnbürsten, Seifenschalen, Verpflegungsrationen oder Waffensysteme der eigenen Armee.

Alltagsdinge als Symbole des Nationalismus

Aus der Ukraine werden dazu vermeintliche Kriegstrophäen ausgestellt. In einer Vitrine sieht man vor allem Bücher: "Die große Geschichte der Ukraine", "Die Kriege Russlands gegen die Ukraine vom 12. bis zum 21. Jahrhundert" oder "Der Gesetzeskodex der Ukraine". Daneben ein 50-Hrywen-Schein mit dem Porträt Michailo Hruschewskijs, des ersten Präsidenten der unabhängigen ukrainischen Volksrepublik 1917 bis 1920. Dem Publikum werden diese unaufgeregten Dinge des Alltags als Symbole eines ukrainischen Nationalismus dargeboten.

"In dieser Vitrine sehen wir nationalistische Abzeichen. Und hier haben wir all diese Produkte ausgestellt, mit denen die ukrainische Armee versorgt wird, und zwar von Seiten der Nato", so Julia Bukajewa. Und weist auf andere Exponate in der Vitrine hin: verschiedene Nahrungsmittel, hergestellt in den Vereinigten Staaten, in den Niederlanden, in Deutschland und Großbritannien. Das sei nur ein kleiner Ausschnitt. Aber er belege, wie die ukrainische Armee von den Armeen verschiedener Staaten unterstützt wird.

Holländische Tütensuppe in Museumsvitrinen

Russlands heldenhafter Kampf gegen die Nato – auch diese Kreml-Erzählung müssen die Museen veranschaulichen. Holländische Tütensuppe gelangt so in Museumsvitrinen. Das Sammeln von Zeitdokumenten reiße alle mit, beteuert der Direktor des Spezialoperations-Museums in Uljanowsk: "Wenn die Leute sehen, was wir hier zusammentragen, bringen sie mehr und mehr. Das Schwierigste war es, die Uljanowsker Prawda vom 25.2.2022 zu ergattern. Vom Tag 2 der Spezialoperation. Tag 1 hatten wir. Zeitungen werden ja kaum noch aufbewahrt, aber jetzt ist alles wichtig. Alles kann schließlich irgendwann eine Seltenheit oder ein ideales Exponat bedeuten."

Der paranoide Stil in der Politik hat seine eigenen attraktiven Eigenschaften: Er gibt seinen Anhängern nicht zuletzt Gelegenheit zu maßloser Selbstüberhöhung.

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