Ein Soldat mit einer Waffe (Symbolbild)
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Wehrdienst leisten oder verweigern? Ein Gewissensfrage, die sich gerade viele junge Menschen stellen. (Symbolbild)
Bildrechte: picture alliance/dpa | Federico Gambarini
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Wehrdienst leisten oder verweigern? Ein Gewissensfrage, die sich gerade viele junge Menschen stellen. (Symbolbild)

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Volljährig und wehrfähig: Beratungsstellen werden reaktiviert

Volljährig und wehrfähig: Beratungsstellen werden reaktiviert

Wegen der aktuellen Sicherheitslage und der Diskussion um die Wehrpflicht steigt die Nachfrage in den Beratungsstellen der evangelischen Kirche. Wehrdienst leisten oder verweigern? Bei dieser Entscheidung will sie junge Männer nicht alleine lassen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wehrdienst leisten oder verweigern und Zivildienst leisten? Diese Frage war bis 2011 für junge Männer in der Bundesrepublik selbstverständlich. In den letzten 15 Jahren – seit Aussetzung der Wehrpflicht – mussten sich Jugendliche nicht mehr damit beschäftigen. Jetzt ist die Frage zurück und der Bedarf an Beratung steigt. Die Evangelische Kirche in Deutschland beispielsweise fährt ihr Netz an Beratungsstellen daher wieder hoch.

Nachfrage nach Beratung steigt

"Ich bin Jahrgang 2008 und das macht mir primär Angst, und da war mein erster Gedanke, bald bist du Kanonenfutter", sagt ein junger Mann. "Volljährig, ein Mann, wehrfähig: Das ist nicht angenehm." Wehrdienst ja oder nein? Bei dieser schwierigen Entscheidung will die evangelische Kirche die Jugendlichen nicht allein lassen.

Weil die Nachfrage bereits jetzt steigt, wird das Netz an Beratungsstellen – das seit Anfang der 1980er besteht und seit Aussetzung der Wehrpflicht 2011 abgebaut wurde – wieder hochgefahren. Das Ziel: eine ergebnisoffene Beratung mit einer seelsorgerischen Haltung. "Es geht nicht darum, jemandem am Ende zu sagen, mache das oder das", sagt Theologe Gregor Rehm.

Sich mit dem Gewissen auseinandersetzen

Rehm schult zusätzlich im Auftrag der Evangelischen Kirche Ehrenamtliche über die Wehrdienst-Frage, damit diese mit Menschen in ein gutes Gespräch gehen können. Manche hadern damit, für die Sicherheit Deutschlands jemand anderen umbringen zu müssen, andere sehen den Wehrdienst als Beitrag, den sie leisten können, um die Demokratie zu verteidigen, berichtet Gregor Rehm.

Pfarrerin Claudia Kuchenbauer ist bei der bayerischen Landeskirche die Ansprechpartnerin für Kriegsdienstverweigerer: "Es ist etwas Wertvolles, sich über seine Werte Gedanken zu machen. Und zu fragen: Wieso ticke ich so? Warum habe ich diese Prägung?" Das eigene Gewissen zu erforschen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, das sei für jeden Menschen sinnvoll, ergänzt Gregor Rehm.

Beratungsstellen hochfahren

Das Gewissen, eine Art innerer Kompass, zeigt Menschen die Richtung, wo es im eigenen Leben hingehen soll. "Warum müssen diejenigen ihr Gewissen erforschen, die nicht in den Krieg ziehen wollen? Warum brauchen nicht diejenigen eine Gewissensprüfung, die in den Krieg ziehen? Es ist ein Stück elementares Menschsein, weil wir verantworten müssen, was wir tun. Und darum ist die Auseinandersetzung etwas ganz Wichtiges", sagt Pfarrerin Claudia Kuchenbauer.

Nicht nur die evangelische Kirche, auch nicht-kirchliche Organisationen haben in der Zeit, in der die Wehrpflicht ausgesetzt war, ihre Beratungsstrukturen abgebaut. Richard Bösch von der katholischen Friedensorganisation Pax Christi in Stuttgart kümmert sich derzeit ebenfalls um die Wiederherstellung der Beratungsangebote: "Jetzt gilt es, das alles wieder aufzubauen, denn die Zahlen gehen nach oben, nicht nur bei jungen Erwachsenen, sondern auch bei 60-jährigen Männern, die als Reservisten wieder gefragt sein könnten. Insofern ist die Zielgruppe der Beratung viel größer, als wir ursprünglich gedacht haben."

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