Redner in Tracht bei der Tech- und Gründer-Konferenz "Bits- & Pretzels"
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"Bits & Pretzels": Können Start-ups Europa retten?
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"Bits & Pretzels": Können Start-ups Europa retten?

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"Bits & Pretzels": Können Start-ups Europa retten?

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Europa statt Hollywood: Die Tech- und Gründer-Konferenz "Bits & Pretzels" ist wieder in München gestartet – und die Lage ist ernst. Statt um prominente Gäste geht es um Souveränität, Kapital und die Zukunft Europas.

"Mehr Kapital für Start-ups", "mutigere Investitionen", "weniger Bürokratie" – wer die Bits & Pretzels-Konferenz in München besucht, hört vieles, was er schon aus den Vorjahren kennt. Doch manches hat sich auch verändert.

Der Druck ist spürbar gewachsen. Wirtschaftsflaute, Krieg in Europa – und die USA als Partner plötzlich unberechenbar. In dieser Situation sucht die Gründerszene auf der Bits & Pretzels nach Antworten. Rund 7.500 Gründer, Investoren und Unternehmer sind diese Woche in München. Ihre These: Start-ups könnten Teil der Lösung sein.

"Das Geschäftsmodell Europa, Deutschland ist infrage gestellt", sagt Bernd Storm van's Gravesande, Mitgründer der Bits & Pretzels, im Gespräch mit BR24. "Das Bewusstsein, dass wir uns verändern müssen, ist deutlich spürbarer heute als es noch vor ein paar Jahren war, egal ob in der Automobilindustrie oder bei anderen etablierten Unternehmen." Und tatsächlich: Nach Jahren des Redens könnte sich tatsächlich einmal etwas tun.

Souveränität statt Glamour

Dazu gehören die kleinen Storys im Hintergrund: Andreas Bruckschlögl, der die Konferenz vor über zehn Jahren mitgegründet hat, verweist auf einen Beschluss Bayerns im Sommer, dass Stiftungen einen kleinen Teil ihres Vermögens zukünftig auch in Start-up-Fonds investieren dürfen. "Das ist ein Riesending, was übrigens fast niemand mitbekommen hat."

Und gleichzeitig wird dieses Geld mehr gebraucht als je zuvor: "Es geht gerade nur noch um Souveränität", sagt Bernd Storm van's Gravesande. "Was bedeutet das eigentlich, abhängig zu sein, jetzt plötzlich auch von den USA?" Hier ist Technologie nicht mehr nur Spaß- oder Verbraucherthema. Es geht auch um Verteidigung, Infrastruktur, Sicherheit.

Auch deshalb verzichtet die Bits & Pretzels seit letztem Jahr auf einen prominenten Gast-Redner auf der Bühne. In vergangenen Jahren war noch Arnold Schwarzenegger da. Barack Obama auch. Doch die Veranstalter haben sich bewusst dagegen entschieden. "Wir haben gesagt, jetzt ist nicht die Zeit. Das ist eine ernsthafte Zeit", erklärt der Mitbegründer der Konferenz. Statt Glamour setzt die Konferenz auf "Businessrelevanz" – und auf Europa statt Hollywood.

"Bits & Pretzels" startet
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"Bits & Pretzels" startet

Start-ups als Schnellboote

In dieser Situation rücken Start-ups in den Fokus – nicht als Ersatz für die etablierte Wirtschaft, sondern als Partner. "Start-ups sind die Schnellboote, welche die bestehenden Tanker, die wir haben und die sehr, sehr wichtig sind, beschleunigen", erklärt Bruckschlögl. "Es muss ein größeres Zusammenspiel stattfinden." Das Problem: In Deutschland passiert das noch viel zu selten. "Ich habe jetzt nicht oft von einem Mittelständler gehört, der ein Tech-Start-up gekauft hat." In den USA sei das anders. Dort ist es üblich, dass große Unternehmen kleine Tech-Start-ups kaufen und integrieren.

Auch deshalb hat Andreas Bruckschlögl gerade ein Buch zum Thema veröffentlicht. Das Buch mit dem Titel "Startup!" soll klarmachen, "dass Start-up-Gründen ein Handwerk ist". Und dass Scheitern zum Start-up-Leben auch mit dazugehört.

Bayern als Standort

Der Bayerische Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) hat diesen Aufruf am Montag aufgegriffen. "Um ganz Deutschland endlich aus seinem digitalen Dornröschenschlaf aufzuwecken, müssen wir Länder gemeinsam mit dem Bund und unseren internationalen Partnern an einem Strang ziehen", betonte er in seiner Rede.

Und tatsächlich scheinen München und Bayern sich allmählich als Tech-Standorte zu etablieren. Seit der letzten Bits & Pretzels hat OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, ein Büro in München eröffnet – sein erstes in Deutschland. Auch viele wichtige KI-Unternehmen wie das Verteidigungs-Start-up Helsing sind in München ansässig.

Die Gründer der Bits & Pretzels betonen zwar: "Es gibt nicht das eine Silicon Valley von Europa." Dennoch zeichne sich München klar aus: Universitäten, Kapital und Unternehmen könnten in München ganz besonders leicht zusammenkommen. Mit den hunderten Milliarden, die in den USA in KI und Tech investiert werden, hält das zwar nicht mit. Aber Bewegung ist dennoch zu spüren.

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