Es ist kurz nach Mitternacht deutscher Zeit, als Elon Musk eine Kampfansage auf seiner Social-Media-Plattform X postet: "Wenn dieses irrsinnige Ausgabengesetz durchkommt, wird am nächsten Tag die Amerika-Partei gegründet." Was wie eine politische Fantasterei klingt, ist in Wahrheit die nächste Eskalation eines Konflikts zwischen zwei Männern, die gleichermaßen von Machtwillen, Eitelkeit und mangelnder Impulskontrolle getrieben sind.
Trumps Steuerpaket als Auslöser
Auslöser ist das von Donald Trump vorangetriebene Steuer- und Ausgabengesetz, das von ihm selbst als "Big Beautiful Bill" gefeiert wird. Es soll zentrale Wahlversprechen erfüllen, würde aber laut dem unabhängigen Congressional Budget Office das US-Haushaltsdefizit in den kommenden zehn Jahren um mehr als drei Billionen Dollar erhöhen. Musk kritisiert das Vorhaben seit Wochen scharf, nennt es "völlig verrückt" und "zerstörerisch".
"... und wenn es das Letzte ist, was ich tue"
Jetzt droht Musk offen mit einer Parteigründung und attackiert gleichzeitig republikanische Abgeordnete, die Trumps Pläne mittragen. Wer für das Gesetz stimme, werde "seine Vorwahlen im nächsten Jahr verlieren und wenn es das Letzte ist, was ich auf dieser Erde tue", schrieb Musk auf X. Parallel dazu signalisiert er Unterstützung für den früheren demokratischen Senator Joe Manchin, einen prominenten Kritiker der ausufernden Staatsverschuldung.
Trump schlägt zurück
Trump reagiert wenige Stunden später – direkt und persönlich. Auf seiner Plattform Truth Social schreibt er: "Elon bekommt vielleicht mehr Subventionen als jeder andere Mensch in der Geschichte. Ohne Subventionen müsste er wahrscheinlich seinen Laden schließen und zurück nach Südafrika gehen." Und weiter: "Keine Raketenstarts, Satelliten oder Elektroauto-Produktion mehr, und unser Land würde ein Vermögen sparen."
Angriff auf Musks Geschäftsmodell
Trump nimmt dabei auch Bezug auf eine Vorgabe des Bundesstaats Kalifornien, wonach ab 2035 nur noch batterie- oder hybridbetriebene Autos verkauft werden dürfen, ein Programm, das er im Juni per Präsidialerlass gestoppt hat. Musk habe schon lange gewusst, dass er dagegen sei. "Elektroautos sind gut, aber niemand sollte gezwungen werden, eines zu kaufen", so Trump.
Mit seinem Angriff trifft Trump Musk dort, wo es wehtut: am Geschäftsmodell. Tesla ist stark auf staatliche Förderung angewiesen. Laut Washington Post erhielten Musk-Unternehmen allein im Jahr 2024 rund 6,3 Milliarden Dollar an Subventionen, Darlehen und Steuererleichterungen, zwei Drittel der gesamten Musk-Förderung entfielen auf die letzten fünf Jahre. Besonders kritisch: Der sogenannte EV-Steuerbonus, der pro E-Auto bis zu 7.500 Dollar beträgt, steht ebenfalls zur Disposition. Ein Wegfall könnte Teslas Absatz laut UBS-Analysten um bis zu 17 Prozent einbrechen lassen.
Drohung mit Abschiebung
Gegenüber Reportern legte Trump noch nach. Man werde sich "damit befassen müssen, ob man Elon abschieben sollte". Ob ernst gemeint oder bloße Provokation: Die Botschaft ist klar – Trump ist bereit, jede Schwäche auszunutzen.
Ein fragiler Frieden
Dabei galt das Verhältnis der beiden Männer noch bis vor Kurzem als stabilisiert. Ende Mai hatte Musk sich öffentlich für überzogene Angriffe bei Trump entschuldigt. Zuvor hatte er den Präsidenten nicht nur politisch kritisiert, sondern auch mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verbindung gebracht. Nach massiver Kritik – auch aus den eigenen Reihen – zog Musk sich zurück, der Konflikt schien beigelegt. Doch dieser Burgfrieden hielt gerade einmal vier Wochen.
Zweckbündnis mit Verfallsdatum
Dass der Streit erneut entflammt, überrascht kaum. Trump und Musk eint ein Hang zur Selbstdarstellung, ein Bedürfnis nach Kontrolle – und eine notorisch geringe Impulskontrolle. Kooperation erscheint aus ökonomischer wie politischer Sicht rational. Doch Rationalität war in dieser Beziehung selten das leitende Prinzip.
Was bleibt, ist ein Schwebezustand zwischen Zweckbündnis und Konfrontation, öffentlich ausgetragen, unberechenbar und immer eine Provokation vom nächsten Eklat entfernt.
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