In einem mit mehreren hundert Fahrgästen besetzten Zug hat am Donnerstag ein ICE-Passagier mehrere Fahrgäste angegriffen. Wie die Staatsanwaltschaft Regensburg und die Polizei heute bei einer Pressekonferenz bekanntgaben, waren die Tatwerkzeuge ein Zimmererhammer und ein Beil. Der 20-jährige Syrer habe unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln gestanden.
Mutmaßlicher Täter stand unter Drogen
Ein 20-jährige Syrer hatte Mitreisende in einem ICE auf Fahrt von Hamburg nach Wien vier Menschen attackiert. Nach derzeitigem Wissenstand, sagte der leitende Kriminaldirektor Stefan Schillinger, während der Pressekonferenz, sei der Mann schon vor der Tat im Zug aufgefallen, weil er verwirrt auf dem Gang unterwegs war. Er sei dann auf einen Mann losgegangen, der einen Notruf absetzen wollte, und danach auf eine syrische Familie aus Niedersachsen. Er verletzte die vier Opfer vor allem am Kopf schwer. Der 24-jährige Sohn konnte dem Täter in einem Gerangel den Zimmererhammer abnehmen. Damit verletzte er den Angreifer schwer am Kopf. Unbeteiligte, darunter ein uniformierter Bundeswehrsoldat, hielten den 20-Jährigen fest, bis die Polizei im ICE war.
Insgesamt wurden vier Passagiere verletzt, darunter drei Syrer im Alter von 15, 24 und 51 Jahren sowie ein 38-jähriger Deutscher, und der Angreifer selbst. Er hat die schwersten Verletzungen davongetragen.
Die vier schwerverletzten Opfer und der ebenfalls schwerverletzte mutmaßliche Täter befinden sich momentan im Krankenhaus. Es befinde sich laut Polizei niemand in Lebensgefahr.
Ermittlungen wegen zweifachen Mordversuchs
Wie Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft sagte, hatte der Angreifer nach einem Drogenschnelltest drei verschiedene Betäubungsmittel im Blut. Es könnte sein, dass er sich in einem durch Drogen hervorgerufenen psychotischen Zustand befunden habe.
Es könne demnach davon ausgegangen werden, dass es sich um eine geplante Tat gehandelt habe, da der Täter den Zimmererhammer und die kleinere Axt (Beil) im Zug mit dabei hatte.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Tatverdächtigen wegen zweifachen Mordversuches und gefährlicher Körperverletzung. Staatsanwalt Thomas Rauscher sagte, dem 20 Jahre alten Syrer werde Mordversuch an den 38 und 24 Jahre alten Verletzten vorgeworfen. Die Ermittler sehen das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt an. Bezüglich der 15 und 51 Jahre alten Verletzten geht die Staatsanwaltschaft von gefährlicher Körperverletzung aus.
Tatmotiv noch unklar
Der mit mehreren hundert Fahrgästen besetzte Schnellzug hatte in der Nähe von Straßkirchen in Niederbayern auf offener Strecke. Die herbeigerufene Polizei nahm den Tatverdächtigen dann fest.
Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar, ebenso unbekannt ist zunächst, ob sich Täter und Opfer kannten. Ein extremistischer oder terroristischer Hintergrund könne weder bejaht noch ausgeschlossen werden, so Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher. Nach Aussagen von Augenzeugen soll der Angreifer vor der Tat gebetet und die Worte "Allahu Akbar" gesprochen haben.
Flüchtling wegen Gewaltdelikt in Österreich aufgefallen
Bei dem Angreifer handelte es sich um einen Flüchtling, der in Österreich einen Aufenthaltstitel besaß. In Österreich war er bereits wegen eines Gewaltdelikts aufgefallen. Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 sei im Mai ein Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet worden, teilte das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Wien mit. Der Tatverdächtige hatte 2021 in Österreich einen Asylantrag gestellt und 2022 einen Schutzstatus erhalten. Er hat einen Wohnsitz in Österreich. Eine Verbindung zu einer extremistischen Organisation ist bisher nicht bekannt, heißt es.
Im Zug nach Wien habe er sich legal aufgehalten, sagte Herrmann. Die bayerischen Ermittlungsbehörden kooperierten mit den österreichischen Stellen. In Bayern sei der Mann bisher noch nicht auffällig gewesen. In anderen deutschen Bundesländern müsse das noch überprüft werden.
Mit Informationen von dpa
Im Video: Aktuelle Erkenntnisse zum ICE-Angriff
Nach dem Angriff in einem ICE in Niederbayern auf Passagiere blieben viele Fragen offen. Am Freitag gab es neue Erkenntnisse.
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