Die deutschen Meisterschaften und der EM-Lauf im Wildwasser-Sprint konnten am vergangenen Wochenende wie geplant stattfinden. Das Wasser floss, die Athleten manövrierten ihr Kanu durch den Augsburger Olympia-Eiskanal. Und die Bilder des Wettkampfes ließen keineswegs erahnen, wie hitzig die Diskussionen um eben diesen Kanal in der vergangenen Woche ausfielen.
In den vergangenen Wochen nämlich bot sich in Augsburg meist ein anderes Bild: Meist schlängelte ein seichtes Bächlein durch den Kanal. Der Wassermangel legte den kahlen und teils mit Moos überwachsenen Untergrund frei. Keine Spur von dem starken Strom, der für Wildwasser-Wettkämpfe erforderlich ist.
Noah Hegge: "Vorbereitung kann so nicht laufen"
Dabei soll 2040 Olympia auch nach Augsburg kommen. "Die Stadt Augsburg - gerade, wenn sie sich bewerben will für die Olympischen Spiele hier als Sportstätte - da kann natürlich so eine Vorbereitung nicht wieder so ablaufen", sagte etwa der Olympia-Bronzemedaillengewinner Noah Hegge im Interview mit BR24Sport.
Hegge weiß, dass das Augsburger Interesse für eine Olympia-Bewerbung auch die Aufmerksamkeit der internationalen Verbände mit sich bringt. Diese schauen aktuell ganz genau hin: Wenn das Wasser fehlt, dann bleibt das nicht unbemerkt. Manuela Gawehn vom Internationalen Kanuverband ICF sagte dazu: "Natürlich, wenn man an die internationalen Wettkämpfe denkt, es heißt Wildwasser-Rennsport - wir wollen Wildwasser-Fahren, da brauchen wir natürlich solche Strecken." Doch der Klimawandel schlägt beim Eiskanal in Augsburg gerade gnadenlos und schnell zu.
Stadt Augsburg sucht nach schnellen Lösungen
Nach der Weltmeisterschaft vor drei Jahren wurde eine Taskforce gebildet. Doch die Planungen, die diese erarbeitete, waren zu langfristig angesetzt. "Wir hatten die Planungen schon vorbereitet für diese Umleitung des Wassers, um die Bespannung des Eiskanals zu gewährleisten, aber dass es so schnell kommt und dass es auch so deutlich ist, damit haben wir tatsächlich nicht gerechnet", sagte Jürgen Enninger, Sportreferent der Stadt Augsburg.
Jetzt braucht es schnelle Lösungen. Doch der Einbau einer neuen Schleuse dauert zwei bis vier Jahre, wahrscheinlich braucht es auch energiefressende Wasserpumpen. Bundestrainer Klaus Pohlen mahnte zuletzt kritisch an: "Wir haben für 22 Millionen das ganze Ensemble hier saniert und jetzt bringen wir das nicht in Betrieb, das kann es ja nicht sein."
Kanuslalom-Bundestrainer Pohlen von Top-Kanuten kritisiert
Zuvor hatten die Augsburger Top-Kanuten Elena Lilik und Sideris Tasiadis auf Aussagen von Bundestrainer Klaus Pohlen reagiert. Pohlen hatte im exklusiven BR-Interview die Zukunft des Augsburger Eiskanals infrage gestellt: "Leipzig ist für uns deutlich attraktiver, Stichwort 'Eliteschule des Sports', das kriegen wir nicht hin in Bayern. Und jetzt kommt noch die Wasserproblematik dazu. Eigentlich kann man den Standort zumachen."
Tasiadis schrieb unter den entsprechenden Post von BR24Sport: "Der Augsburger Eiskanal ist eine der bedeutendsten Sportanlagen der Welt. (...) So ein wichtiger Stützpunkt darf nicht einfach wegradiert werden. Einfach nur unfassbar." Lilik reagierte ähnlich: "Der Eiskanal ist nicht nur ein historischer, sondern Herzstück für Nachwuchs, Leistung und Leidenschaft."
Auch Rodel-Olympiasieger Felix Loch meldete sich zu Wort
Auch über die Kanu-Welt hinweg sorgte die Kanu-Kanal-Debatte für Unmut. Der dreimalige Rodel-Olympiasieger Felix Loch etwa meldete sich auf Instagram zu Wort: "Geht's noch?! Was sind denn das für Aussagen?! Als Bundestrainer sollte man sich hinstellen, sich für die Sportart und die Athleten einsetzen und nicht einfach abschenken. Da müssen halt Lösungen her."
Ende August, im besonders trockenen Hochsommer, soll das Weltcup-Finale in Augsburg stattfinden. Und schon jetzt ist klar: Es wird ein Härtetest für alle Verantwortlichen.