Die Augen werden in dieser Saison vor allem auf sie gerichtet sein: Gesamtweltcupsiegerin Franziska Preuß war im vergangenen Winter das Maß aller Dinge. Zum ersten Mal ist sie deshalb beim Weltcup am Samstag in Östersund die Gejagte. "Ich sehe das ganz gelassen", sagte sie im BR24Sport-Interview. "Jedes Rennen fängt bei null an. Man kann sich nie auf den Lorbeeren ausruhen."
Dass sie sich nicht auf den Lorbeeren ausruht, zeigt schon ein Blick auf ihre Pokale. Denn im Hause Preuß stehen die Kristallkugeln noch immer eingepackt in einer Ecke im Karton. "Das darf man gar nicht sagen, aber ich habe sie seit dem letzten Weltcup in Oslo nicht mehr ausgepackt."
Treffen mit Jeanmonnot
Das letzte Rennen ist bei ihr aber auch ohne den täglichen Blick auf die Kristallkugeln noch immer sehr präsent. In einem dramatischen Schlusssprint zwischen Preuß und Lou Jeanmonnot, bei dem die Französin auf den letzten Metern stürzte, sicherte sich die Ruhpoldingerin den Sieg im Gesamtweltcup. "Dieser Tag war für uns beide emotional."
Die zwei Konkurrentinnen sind abseits der Loipe aber Freundinnen. Im Sommer besucht Jeanmonnot die Oberbayerin. "Es war schön mit ihr mal ein paar Tage zu reden. Während der Saison hat man dafür nie Zeit", sagte die 31-Jährige. Das Duell in Oslo war dabei kein Thema mehr: "Sie hat so sportlich reagiert. Ich habe mega Respekt vor ihr."
Erstes Mal Olympia für Familie Preuß
Respekt hatte Preuß zuletzt auch vor den Olympischen Spielen. Zwar gewann sie in Peking mit der Staffel Bronze, war im Einzel aber weniger erfolgreich. Nach dem Sprint konnte sie im Ziel ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Wegen einer vorangegangenen Corona-Infektion und einer Knöchelverletzung fehlte ihr die Wettkampfpraxis. Das soll in diesem Jahr alles anders werden. "Das war im Sommer immer meine Motivation, wenn ich mich gefragt habe, wofür ich das eigentlich mache", sagte sie.
Preuß wird zum vierten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen. Zum ersten Mal aber wird ihre Familie vor Ort sein. "Für mich sind es die vierten Spiele, für meine Familie die ersten, bei denen sie live dabei sind. Alle freuen sich darauf, ganz unabhängig von mir."
Vom 8. bis 21. Februar finden die Rennen in Antholz statt. "Ich mag es sehr gerne dort. Die Atmosphäre ist mega schön. Die Leute sind so nett und höflich. Es herrscht eine wirklich schöne Energie."
Hause Preuß: Leben wie "im Kloster"
Bis dahin gibt es aber ein ganz großes Ziel: Gesund bleiben, damit die Spiele in diesem Jahr positiver verlaufen. Preuß hatte in der Vergangenheit immer wieder mit einem schwachen Immunsystem zu kämpfen. Zuhause in Ruhpolding mit ihrem Lebensgefährten Simon Schempp läuft es deshalb manchmal ab, wie "im Kloster", wie die beiden im BR24Sport-Podcast "Pizza & Pommes" verrieten.
"Das ist die Disziplin und die Professionalität, die das fordert", sagte sie. "Jeder noch so kleine Effekt wirft uns zurück und macht uns schlecht." Und das soll im Olympia-Jahr auf keinen Fall passieren. Preuß will zeigen, dass sie auch in dieser Saison das Maß aller Dinge ist.
