Am Mittwoch lieferten sich der FC Barcelona und der FC Bayern ein packendes Duell in der Champions League - an dessen Ende sich die Katalanen deutlich mit 4:1 durchsetzten. Christian Streich, langjähriger Trainer des SC Freiburg, verfolgte das taktische Duell der Trainer Hansi Flick und Vincent Kompany begeistert. "Ich habe gedacht: Wahnsinn, wie hoch die beiden stehen. Wann siehst du so ein Spiel? Es war grandios. Ich habe beide Trainer für ihren Mut bewundert."
- Christian Streich im exklusiven Blickpunkt-Sport-Interview: Das Gespräch in voller Länge finden Sie in der ARD-Mediathek
Streich verteidigt Kompany: "Münchner erwarten, dass da Show ist"
Die darauffolgende Kritik an der offensiven Spielweise des FC-Bayern-Trainers kann Streich nicht nachvollziehen: "Die anderen haben auch offensiv gespielt und gewonnen. Und wenn beide defensiv spielen? Dann sagen alle: 'Das kannst du dir doch nicht anschauen", erklärte Streich im exklusiven Blickpunkt-Sport-Interview und führte aus: "Vincent Kompany macht es super." Flick und Kompany seien "mutige Kerls, die vorwärts spielen, offensiv spielen. Die Münchner erwarten, dass doch da ein bisschen Show ist."
Streich: Flick "wurde kritisiert und diffamiert"
Auch wenn er für gewöhnlich dem FC Bayern bei internationalen Spielen die Daumen drücke, habe er sich diesmal über den Sieg von dem alten Bekannten Flick gefreut - besonders nach der Kritik nach dessen Entlassung als Bundestrainer: "Er hatte eine unheimlich schwere Zeit. Er wurde kritisiert und diffamiert. Ich weiß nicht, ob ich das ausgehalten hätte."
Flicks Wechsel zum FC Barcelona habe Streich anfangs für keine gute Idee gehalten. "Als Hansi nach Barcelona gegangen ist, habe ich gedacht: 'Mein Gott, Hansi, das ist ein Projekt, was du da machst' – und jetzt hat er so einen Erfolg. Ist so mutig, lässt sie so von der Leine. Das hätte ich mich nicht getraut, so offensiv zu spielen."
Streich über Klopp, RB und Tradition: "Muss aufpassen, dass es nicht heuchlerisch wird"
Auch einem anderen Trainerkollegen stärkte Streich den Rücken: Jürgen Klopp, der für seine Entscheidung, als "Head of Soccer" zu Red Bull zu wechseln, stark kritisiert wurde. "Der Kloppo hat Lust da drauf. Er tut es. RB ist RB. Sie haben junge Spieler. Natürlich haben sie finanzielle Möglichkeiten. Aber sie machen es gut – was ich nicht nachvollziehen kann, sind Diffamierungen unter der Gürtellinie."
Besonders die Argumentation mit der fehlenden Tradition der Vereine aus dem Kosmos des Getränkeherstellers kann Streich nicht nachvollziehen. "Mit Tradition muss man aufpassen, dass es nicht heuchlerisch wird. Wie entsteht Tradition? Tradition entsteht, indem irgendwo was Neues entsteht. Und dann nach 40 bis 50 Jahren hast du Tradition."
Streich-Comeback: "Kann ich nicht ausschließen"
Streich, der nach fast 13 Jahren als Cheftrainer des SC Freiburg seinen Posten dort Ende der vergangenen Saison aufgegeben hatte, ist derzeit noch nicht sicher, wie es für ihn weitergeht. "Ich kann es nicht ausschließen, dass ich nochmal was im Fußball mache. Es kann sein, dass ich gar nicht mehr in den Fußball gehe", erklärte Streich. Wichtig sei ihm: "Dass ich was Sinnvolles mache".
"Ich habe schon alles Mögliche gemacht. Habe ein wahnsinnig schöne Reise mit dem Fahrrad gemacht. Ich bin im Garten, ich bin handwerklich ganz schlecht, ich versuche mir Sachen anzueignen. Man muss aufpassen, dass man nicht immer Druck aufbaut, wenn etwas nicht gleich gelingt. Das hat man ja so gelernt." - Christian Streich über seine freie Zeit
Nach seinem Abschied vom SC Freiburg sei er "völlig aus der Struktur raus. Ich habe jeden Tag gewusst, wo ich hingehe. Das hat sich jetzt geändert. Ich muss lernen, mit dieser völligen Veränderung in meinem Leben umzugehen. Es ist manchmal schön, aber manchmal weiß man gar nicht genau wo man hin soll."
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