So hat sich Deutschlands beste Langläuferin ihre Olympia-Saison 2025/26 sicher nicht vorgestellt. Den letzten Winter konnte Victoria Carl auf Rang zwei der Gesamt-Weltcup-Wertung abschließen und Hoffnungen auf eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Cortina d'Ampezzo und Mailand 2025 schüren. Doch nun schwinden rasant die Chancen für die 30-Jährige auf eine Teilnahme am Großevent.
Mit Carl wird Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder eine Athletin fehlen, "die am ehesten eine Einzelmedaille hätte gewinnen können". Dass sie auf der größten Sportbühne der Welt im Februar in Italien ihr Können zeigen kann, sieht der 55-Jährige aktuell nicht.
Banges warten auf die Sperre
Was ist passiert? Die Teamsprint-Olympiasiegerin von 2022 war Ende März bei einer Dopingkontrolle positiv auf das Mittel Clenbuterol getestet worden. Die Substanz soll in einem Hustensaft enthalten gewesen sein, der Carl nach Saisonende bei den Militärweltspielen verordnet worden war. Eine Entscheidung über die Konsequenzen, die es am Ende für sie haben wird, steht allerdings seit Monaten aus.
Schlickenrieder bleibt im Interview mit BR24Sport realistisch und rechnet mit einer Sperre mindestens bis zu den Olympischen Spielen. "Wir sind jetzt auf Mitte November vertröstet worden", so der Coach, der die Verschiebungen des Urteils von September auf Oktober und jetzt November jedoch als ein gutes Zeichen werten möchte: "Sie scheinen den Fall akribisch zu prüfen." Er hofft, dass die Strafe für Victoria Carl möglichst milde ausfällt.
Situation für Carl "mental extrem schwierig"
Bis dahin sei die Situation für Carl allerdings "eine Katastrophe und mental extrem schwierig", erklärt Schlickenrieder. Die 30-Jährige darf durch diese vorläufige Suspendierung nicht mehr in der Trainingsgruppe und auch nicht mehr in der Nationalmannschaft mittrainieren. Sie "muss also alles alleine machen" und "darf nicht in die Bundesmittel finanzierten Trainingsstätten, sprich sie muss sich sehr viele Alternativen suchen. Das macht natürlich mental mit einem schon viel, wenn man plötzlich keine Trainingsgruppe mehr hat."
Langfristiges Ziel: Olympia 2030
Der Bundestrainer ist dennoch sicher, dass seine Top-Athletin das Tal überwinden wird: "Wir kennen die Vicky, sie wird sich immer motivieren."
"Am Ende des Tages ist es ein hartes Brett." Peter Schlickenrieder zur Situation von Carl
Um gut durch die anstrengende Zeit zu kommen, bekommt Carl zudem größtmögliche Unterstützung. Die 30-Jährige sei im engen Austausch mit einem Psychologen des DSV. Auch die Trainer würden sich wöchentlich mit ihr auf Stand bringen. "Alles, was im Rahmen der auferlegten Grenzen möglich ist, macht sie," so Schlickenrieder.
Als Motivation für Carl versuchen das Team und der Bundestrainer "ihr das langfristige Ziel Olympia 2030 zu setzen - das schafft man. Und da möchte ich dich dann als Olympiasiegerin vom Acker gehen sehen", so Schlickenrieder.
Weltcup-Saison startet am 28. November
Die Weltcup-Saison beginnt traditionell im finnischen Ruka. Dort werden die Langlaufstars am 28. November 2025 zum ersten Mal ihre Olympia-Form mit der internationalen Konkurrenz testen. Ob Victoria Carl dann vielleicht doch dabei ist, bleibt abzuwarten.
