Es ist vollbracht. Die erste Klub-Weltmeisterschaft im XXL-Format - mit 32 Mannschaften und über einen Zeitraum von vier Wochen ausgedehnt - ist am Sonntag mit einer Überraschung zu Ende gegangen. Der FC Chelsea sicherte sich den Pokal durch einen souveränen 3:0-Erfolg im Finale gegen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain.
FIFA-Boss Infantino steht mit seiner Meinung ziemlich alleine da
Nun haben auch die europäischen Topklubs endlich mal ein paar Wochen spielfrei, ehe es für die meisten im August in den jeweiligen nationalen Ligen schon wieder losgeht. An FIFA-Boss Gianni Infantino prallt die vielstimmige Kritik ab, die oftmals leere Ränge und eine Überbelastung der Spieler beklagt. Für ihn war es - natürlich - "der erfolgreichste Vereinswettbewerb der Welt". Objektiv betrachtet fällt das Fazit deutlich nüchterner aus.
Rein sportlich war es insgesamt wie auch aus deutscher Sicht ein ordentliches Turnier. Zwar ohne große taktische Neuerungen und ohne den einen Superstar, aber doch mit einigen spielerischen Höhepunkten, für die vor allem die europäischen Mannschaften sorgten. "Der FC Chelsea hat richtig gut performt", findet BR24Sportreporter Florian Eckl. Zuvor hatte vor allem Champions-League-Sieger und FC-Bayern-Bezwinger Paris Saint-Germain für die Highlights gesorgt, vor allem im Halbfinale gegen Real Madrid (4:0).
FC Bayern hat sich vernünftig verkauft
Für die beiden Bundesligavertreter FC Bayern München und Borussia Dortmund war im Viertelfinale Schluss. Dennoch, findet Eckl, "haben sich die Bayern sportlich vernünftig verkauft". Dabei war mehr drin und auch Pech dabei, dass man im Viertelfinale "auf einen PSG in Topform getroffen ist".
Aber: Die Bayern haben ihre Teilnahme mit der folgenschweren Verletzung von Jamal Musiala "teuer bezahlt". "Einige Fragen bleiben offen", so Eckl. Etwa die nach der verpassten Chance, auch mal ein paar Nachwuchsspielern einzubauen. Das, so Eckl, "hat Kompany nicht gemacht".
Südamerikanische Teams enttäuschen - Fans ein Lichtblick
Die mit Spannung erwarteten Vergleiche zwischen den europäischen und den südamerikanischen Topteams verliefen eindeutiger als gedacht. Mit Fluminense erreichte lediglich eine brasilianische Mannschaft das Halbfinale. Alle anderen hoch gehandelten Klubs aus Brasilien oder Argentinien enttäuschten und fuhren frühzeitig nach Hause.
Immerhin waren aber die Fans aus Lateinamerika ein Lichtblick bei diesem ansonsten stimmungstechnisch trostlosen und durch und durch amerikanisierten Turnier. "Viel Pyro, viel Party", findet Eckl. Krassestes Beispiel: Die "Halbzeitshow" in der Halbzeit des Finales wurde mächtig überzogen. Die Idee, den von großen WM-Boxkämpfen bekannten Ansager Michael Buffer für die Teampräsentationen zu engagieren, fiel sogar in die Rubrik "Fremdschämen".
FC Bayern erkauft sich die 49,8 Millionen Euro Prämien teuer
Finanziell hat sich das XXL-Turnier am Ende für fast alle Teilnehmer gelohnt. Sieger FC Chelsea kassierte mit umgerechnet 98 Millionen Euro (114,6 Millionen Dollar) die meisten FIFA-Prämien. Finalgegner PSG sahnte 91,5 Millionen Euro (106,9 Millionen Dollar) ab. Der FC Bayern fuhr mit frischen 49,8 Millionen Euro (58,2 Millionen Dollar) auf dem Konto nach Hause. So gesehen war Amerika ein mehr als lohnender Trip.
Das große Aber: Die mit Liga, Pokal, Europapokal und Nationalmannschaften ohnehin schon hoch belasteten Profis mussten nach einer langen, anstrengenden Saison nochmal performen - und das bei zum Teil unerträglicher Hitze. Auch wenn die Stadien in den USA mancherorts runtergekühlt wurden, was auch aus klimatechnischen Gründen umstritten ist, Gift für den Körper der Stars.
Lerneffekt für die WM 2026? DFB-Verantwortliche sind gefragt
Mit Blick auf die Fußball-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko sollten vor allem die Verantwortlichen der deutschen Nationalmannschaft, allen voran Bundestrainer Julian Nagelsmann, ihre Schlüsse ziehen. So kann ihnen etwa Leon Goretzka von Spielen in gänzlich offenen American-Football-Arenen in der Mittags- oder Nachmittagshitze berichten. "Es ist schon krass. Es kostet extreme Kräfte", stöhnte der 30 Jahre alte Bayern-Profi.
Nagelsmann will bekanntlich Weltmeister werden. Entscheidend ist, die drastischen Bedingungen anzunehmen. Und schon bei der Turnier-Logistik vom Basiscamp bis zu den Reisen top präpariert zu sein.
Infantino lobt das Turnier und dankt Donald Trump
Infantino ficht jegliche Kritik freilich nicht an. Im Bemühen, die Deutungshoheit an sich zu reißen, sprach der FIFA-Boss lieber über die 2,5 Millionen Zuschauer, die zu den 63 Spielen in die Stadien gekommen seien, was einem Schnitt von etwa 40.000 pro Partie entsprechen würde. 20 Milliarden Zuschauer hätten weltweit zugeschaut, 2,1 Milliarden US-Dollar Dollar Umsatz seien generiert worden.
Was auch an US-Präsident Donald Trump gelegen habe. Ihm gebühre laut Infantino "großer, großer" Dank für die Unterstützung. Auf ein Wiedersehen bei der WM im kommenden Jahr.
Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.