Die euphorisierten Regensburger Fans feierten lautstark ihren größten Pokalhelden. "Bulic, Bulic, Bulic", hallte es nach dem für Bosse, Trainerteam, Profis und Anhänger so erlösenden Erfolgserlebnis des SSV Jahn in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Im Überschwang der Gefühle wurden nach dem 1:0 (0:0) gegen die SpVgg Greuther Fürth sogar Finalgesänge angestimmt: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"
Regensburgs Interimstrainer Patz spricht von "Leidenszeit für alle"
Im Duell der Fußball-Zweitligisten und der Interimstrainer stach Regensburgs Andreas Patz am Dienstagabend beim leidenschaftlich erkämpften Heimsieg Fürths Leonhard Haas aus. Und das nur vier Tage nach dem kolossalen 3:8-Desaster beim 1. FC Nürnberg und der danach erfolgten Trennung von Aufstiegscoach Joe Enochs. "Es war eine lange Leidenszeit - für alle", sagte der bisherige Enochs-Assistent Patz: "Ich bin glücklich und stolz."
Es war eine emotionale Achterbahnfahrt, die hinter Patz und seiner Mannschaft lag. Und hinter Rasim Bulic. Der Verteidiger war der emotionale Vorarbeiter auf dem Platz. In der 59. Minute erzielte er das umjubelte 1:0. Und nur vier Minuten später sah er nach einer völlig übermotivierten Fluggrätsche gegen Fürths Abwehrspieler Nico Gießelmann die Rote Karte. "Ich komme einfach zu spät. In der Szene muss ich kühlen Kopf behalten", sagte der 23-Jährige einsichtig. "Der Trainer hat es super gemacht, allgemein das ganze Trainerteam. Wir hatten sehr viel Spaß die ganze Trainingswoche über und man hat gesehen, wie wir heute gespielt haben. Es war gut", sagte Bulic am Sportschau-Mikrofon."
Jahn hat sich "bis zu den Krämpfen verausgabt"
Wohl auch deshalb überstanden seine Teamkollegen den anschließenden Verteidigungskampf in Unterzahl angefeuert von den 11.627 Zuschauern. "Die 30 Minuten in der Kabine waren für mich - puh. Ich konnte es gar nicht anschauen", schilderte Bulic, der Pokalheld. "Es war wichtig, dass wir die Tugenden an den Tag legen - und das haben wir gut gemacht", sagte Patz.
Dem wohltuend ruhigen und sachlichen Patz war es gelungen, den Glauben ins Jahn-Team zurückzubringen. "Füreinander da sein auf dem Platz", das war der Patz-Plan, der mit Hingabe umgesetzt wurde. "Bis zu den Krämpfen haben sie sich verausgabt", merkte der Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer an. Und der Anführer Sebastian Geipl fand: "Man hat gesehen, dass eine Mannschaft auf dem Platz stand, die unbedingt gewinnen wollte. Das große Wort heute war Leidenschaft." Fußball arbeiten, das ist der Jahn-Stil.
Wird Patz zur Dauerlösung?
Wichtig ist aber auch für die Regensburger: Gelingt solch ein Erfolg nun auch in der Liga, in der die Regensburger auf dem Tabellenrang 18 stehen? Wohlgemerkt mit einer miserablen Ausbeute von vier Punkten und 4:30 Toren in zehn Partien. "Den Schwung müssen wir jetzt mitnehmen in die Liga", sagte Geipl. Am Samstag geht es für den Tabellenletzten daheim gegen die SV Elversberg um wichtige Punkte. Wer weiß, womöglich empfiehlt sich Übergangschef Patz als Dauerlösung. "Der Sieg tut einfach unglaublich gut", fand er, gerade im Hinblick auf die vergangenen Ergebnisse.
Auf Nachfragen reagierte er nach seinem perfekten Einstandsabend vorsichtig. Er wollte nicht zu forsch für sich werben. "Meine Person hat nicht Priorität. Ich gebe mein Bestes. Es war nicht meine Intention, hier Cheftrainer zu werden." Aber Spaß machen würde es ihm. Neben der Hoffnung auf einen weiteren großen Pokalabend im Dezember (Auslosung kommenden Sonntag) darf sich der Jahn auch über weitere 837.813 Euro Prämie freuen, die in die Vereinskasse fließen, und gerade in der Winterpause für Transfers noch wichtig werden könnten. Pokalheld Bulic wird das Achtelfinale aber gesperrt verpassen.
Mit Material von dpa
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