Man kann nicht behaupten, dass dieser Transfersommer langweilig gewesen wäre. Gerade am "Deadline-Day" fanden nochmal einige Transfers statt. Auch der FC Bayern schlug noch einmal zu. Für die Bundesliga und besonders für den Rekordmeister aber steht dennoch die Erkenntnis: Die Premier League ist finanziell uneinholbar geworden. Die Chronologie eines bitteren Transfersommers für die Münchner.
Trotz Hoeneß-Einsatz: Sicher geglaubter Wirtz-Deal scheitert
Was war die Euphorie groß beim FC Bayern. Monatelang hatte man Florian Wirtz öffentlichkeitswirksam umgarnt. Je weiter die Saison fortschritt, desto sicherer war man sich in München: Florian Wirtz spielt ab kommender Saison für den FC Bayern.
Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte den Kontakt zur Familie Wirtz intensiv gepflegt. Es ging nur noch um die Ablöse, so schien es. 100 Millionen Euro soll der Rekordmeister bereit gewesen sein zu zahlen. Doch dann kam alles anders. Wirtz sagte dem FC Bayern ab und wechselte zum FC Liverpool. Für ein Gesamtpaket von insgesamt 150 Millionen Euro.
Der Poker um Woltemade: Und wieder wird es England
Nachdem sich auch die Transfers von Nico Williams und Bradley Barcola, die Nachfolger des ablösefrei gegangenen Leroy Sané hätten werden sollen, nicht verwirklichen ließen, fasste der FC Bayern das nächste große Ziel ins Auge: Nick Woltemade. Das Stuttgarter Sturmtalent war gerade dabei, bei der U21-EM groß aufzutrumpfen. Vor dem Finale platzte dann das Gerücht herein: Woltemade soll sich mit dem Rekordmeister schon einig sein. Es gehe lediglich um die Ablöse, die schien Formsache zu sein. Doch der VfB Stuttgart blieb in einem wochenlangen Poker hartnäckig und lehnte sogar ein Angebot über 60 Millionen Euro ab. Aus gutem Grund wie sich zum Transferschluss zeigen sollte. 90 Millionen Euro überweist Newcastle United für Woltemade. Der FC Bayern schaut wieder in die Röhre.
Teures Trostpflaster Luis Díaz
Ganz leer gingen die Münchner in diesem Sommer aber nicht aus. Luis Díaz vom FC Liverpool wurde der Königstransfer. Mit den gut 70 Millionen Euro Ablöse refinanzierte der FC Bayern unfreiwillig den "Reds" den Wirtz-Deal. Wobei das in der Bilanz des englischen Meisters eher "peanuts" sein dürften angesichts von Gesamtinvestitionen in Höhe von über 300 Millionen Euro.
In den ersten Pflichtspielen hat Díaz seine Klasse schonmal angedeutet. Ein Schnäppchen ist den Bayern hier aber trotzdem nicht gelungen. Das machten sie durch die ablösefreien Transfers von Nationalspieler Jonathan Tah aus Leverkusen und Hoffenheims Tom Bischof.
Transfer-Wahnsinn um Nicolas Jackson
Das letzte Wochenende des Transferfensters kam einer Achterbahnfahrt gleich für Sportvorstand Max Eberl. Nach der Ansage von Klubpatron Uli Hoeneß, nur noch Leihspieler zu verpflichten, war sich der FC Bayern mit Nicolas Jackson vom FC Chelsea schon einig. Doch nach der schweren Verletzung von Liam Delap wollten die "Blues" Jackson nicht mehr verleihen. Der Deal schien geplatzt, obwohl sich der Spieler schon in München zum Medizincheck befunden hatte. Mit einigen Tagen Verspätung einigten sich beide Vereine schließlich doch noch. Die neue Vereinbarung beeinhaltet eine höhere Leihgebühr von 16,5 Mio. Euro sowie eine Kaufpflicht über 65 Mio. Euro, die bei einer nicht bekannten Anzahl von Einsätzen greift.
Premier League enteilt finanziell
Der Transfer-Sommer hat eines gezeigt: Die Premier League ist aktuell die angesagteste Adresse im Profi-Fußball. Der ehemalige Technische Direktor des FC Bayern Michael Reschke betrachtet den immer größer werdenden Vorsprung der englischen Klubs mit Sorge. Die Premier League sei "immer weiter enteilt", sagt Reschke gegenüber BR24Sport. "Dadurch sind die Münchner in der Situation, dass sie auch sehr, sehr hoch mitpokern müssen."
Die Premier League wird in diesem Sommer für die fünf Top-Transfers verantwortlich sein. Platz fünf nimmt Bryan Mbeumo ein, der für 75 Millionen von Brentford zu Manchester United wechselte und wahrscheinlich den wenigsten zuvor ein Begriff war. Unter den fünf Topteams mit den höchsten Ausgaben führen vier englische Vereine das Ranking an. Unter anderem sind der FC Chelsea und der FC Arsenal dabei, auf die der FC Bayern in der Ligaphase der Königsklasse treffen wird.
Dann wird sich zeigen, ob sich der finanzielle Unterschied auch auf dem Rasen bemerkbar macht.
Im Video: Teuer erkaufter Erfolg - Der FC Bayern und seine Transfers
Nick Woltemade
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