Seit gut zwei Monaten lebt Thomas Müller nun in Vancouver. Der Ur-Bayer hat sich in seiner neuen Heimat schnell zurechtgefunden. Im "Blickpunkt Sport"-Exklusivinterview spricht Müller über sein neues Leben in Kanada, wie er den Kontakt nach Hause hält und was er vermisst.
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Der neue Müller trägt jetzt Bart
Fernab der deutschen Öffentlichkeit lässt es sich Müller in Vancouver gutgehen und entdeckt sich - so scheint es - ganz neu. Der 35-Jährige trägt auf einmal Vollbart. "Entstanden ist das Ganze eigentlich, vielleicht auch ein bisschen wegen diesem Hin- und Herfliegen. Da war ich irgendwann mal über den Punkt, wo es easy weggeht", erzählt Müller im Exklusivinterview. Dann habe ihn sein Teamkollege mit zum Barber mitgenommen. "Als es dann frisch gemacht war, sah es gar nicht so schlecht aus. Also habe ich gesagt, das lasse ich jetzt mal." Er habe jetzt aber auch mehr Zeit für Körperpflege, schickt Müller als Erklärung für den neuen Look noch hinterher.
Aufsichtsrat im Pferdestall
Der Ausflug zum Barber zeigt, Müller scheint schnell Anschluss gefunden zu haben. Trotzdem denke er natürlich an seine Frau, Familie und Freunde. Vermissen ist für ihn aber ein zu großes Wort. "Das Wort mag ich nicht so gern, weil man ja immer eine Wahl hat", erklärt Müller im BR Fernsehen. "Ich habe mich bewusst für das Abenteuer entschieden und es macht mir sehr viel Spaß."
Den Kontakt nach Oberbayern lässt Müller aber nicht abreißen. Das heimische Gestüt sei "schon immer noch ein Thema. Ich bin immer noch mit im Aufsichtsrat des heimischen Pferdestalls", scherzt Müller in seiner typischen Art. Außerdem gebe es heute ja Möglichkeiten, "dass man da auch nach Hause telefonieren kann und auch mehr als nur die Stimme rüberbringen kann."
Müller und die Wahl: Sydney oder Vancouver?
Störender sei da noch die Zeitverschiebung. Neun Stunden liegen zwischen München und Vancouver. "Wenn ich da um 22.30 langsam ins Bett gehen will, dann geht gerade in Deutschland der Tag los. Und ich merke selber, wenn bei mir der Tag losgeht, da hast du nach dem Aufstehen auch nicht direkt Lust, jetzt mal fünf verschiedene Calls auf einmal zu tätigen." Müller spielt mit den Whitecaps meistens abends, der Vormittag sind dann die "Heimattage".
Zur engeren Auswahl stand neben Vancouver auch Sydney – ebenfalls neun Stunden Zeitverschiebung, aber eine deutlich längere Anreise. Man müsse das nur in Relation setzen, weiß Müller. "Dann habe ich gesagt: 'Zehn Stunden Direktflug täglich oder 24 Stunden und du musst über drei Stationen?'" Da sei die Antwort schnell Vancouver gewesen.
Müller: "Ein bisschen vermisse ich den Druck"
Ob in der A-League in Australien oder jetzt in der MLS in Kanada, Müller ist sportlich nicht mehr so eingebunden wie beim FC Bayern. Kein eng getakteter Kalender mit drei Spielen in der Woche. Fast scheint es, als würde Müller die neu gewonnene Freizeit genießen. Doch dann sagt er: "Es gibt natürlich auch wenig Erwartungen jetzt an uns oder an mich hier. Also ein bisschen vermisse ich den Druck auch." Man kriegt Müller zwar vom FC Bayern weg, aber den FC Bayern nicht aus Müller.
Müller gefällt Lebensweise: "Nicht ganz so viel Ellenbogen"
Die Natur vermisst Müller nicht so sehr, denn die ist in Vancouver recht ähnlich zu Oberbayern. Auch in Kanada gibt es viele Berge und Gewässer, was Müller zum Philosophen werden lässt: "Menschen können aufs Wasser schauen, ohne, dass sie was tun, und ihnen wird nicht langweilig. Das können sie mit einer Wand nicht so gut."
Zusätzlich gefalle ihm die Mentalität der Einwohner Vancouvers. "Dieses Lebensgefühl, das ich auch ein bisschen im Straßenverkehr merke, ist nicht ganz so viel Ellenbogen wie in München. Ein bisschen entspannter."
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