Keine personalisierten Tickets, keine Gesichtserkennung – dafür mehr Verantwortung für Vereine und eine unabhängige Kommission für Stadionverbote: Die Innenminister der Länder haben bei ihrer Konferenz in Bremen ihre neuen Pläne für mehr Sicherheit in den Fußball-Stadien in Deutschland vorgestellt. Viele Fans atmen auf, denn auf drastische Maßnahmen wird vorerst verzichtet.
Politik verzichtet auf drastische Maßnahmen
Die wochenlangen Diskussionen und Proteste von organisierter Fanszene und Verbänden haben damit offenbar Wirkung erzielt. "Wir haben uns auf einen klaren Kurs verständigt: Dialog statt Konfrontation. Zusammen mit den Vereinen und den Fans haben wir das gemeinsame Interesse, dass sich die Menschen im Stadion sicher fühlen", sagte Bremens Innensenator und Vorsitzender der Innenministerkonferenz (IMK) Ulrich Mäurer bei der Abschlusspressekonferenz.
Stadionverbote sollen bundesweit geregelt werden - keine Einigung bei Pyrotechnik
Auch zum Reizthema Stadionverbote äußerte sich der SPD-Politiker: "Bei den Stadionverboten schaffen wir einheitliche Standards durch eine zentrale, unabhängige, bundesweite Kommission. Klare Regeln, transparente Verfahren – das bringt mehr Rechtssicherheit für alle." Es gebe weitere Themen, so Mäurer, an denen gelte es "weiter sensibel" zu arbeiten – "wie zum Beispiel beim Thema Pyrotechnik": "Einige Wenige nutzen die Stadien als Bühne für Gewalt und schaden der friedlichen Mehrheit. Dagegen gehen wir vor – aber mit Augenmaß und im Dialog mit allen Beteiligten."
Beim Dauerstreitthema Pyrotechnik und deren Sanktionierung gab es keine Einigung. "Uns war klar: Damit sind wir nicht fertig, sondern es gibt noch ein paar Baustellen mehr. Die haben was zu tun mit Einlass, die haben was zu tun mit Pyrotechnik", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister, Herbert Reul (CDU). "An den Baustellen muss auch weitergearbeitet werden." Das Thema soll deshalb beim kommenden Treffen im Juni wieder auf der Tagesordnung stehen.
Fans ziehen positives Fazit
Fußball-Fanverbände in Deutschland werteten die Ergebnisse als ihren Erfolg. "Wir nehmen zur Kenntnis, dass ein großer Teil der zwischenzeitlich geplanten und von uns kritisierten Maßnahmen nicht beschlossen wurde. Die bundesweiten Proteste haben gewirkt", sagte der Sprecher im Dachverband der Fanhilfen, Oliver Wiebe, nach dem Ende des dreitägigen Treffens in Bremen. Kritik gibt es jedoch noch immer an der geplanten einheitlichen Umsetzung von Stadionverboten.
Ähnlich verhalten optimistisch reagierte die Fan-Vereinigung "Unsere Kurve". "Das heutige Signal bestätigt, dass zivilgesellschaftlicher Druck politische Entscheidungen beeinflussen kann", heißt es in einer Stellungnahme. Thomas Kessen, Sprecher der Fanorganisation, sagte der Sport-Nachrichtenagentur SID, es sei begrüßenswert, dass gerade Punkte der zentralen Überwachung, KI-Gesichtserkennung und dergleichen abgeräumt wurden. Gleichzeitig blieben aber, insbesondere in Bezug auf die Stadionverbote, noch "viele Fragen offen", auf die es in den kommenden Wochen Antworten zu finden gelte.
DFB will Beschlüsse rasch umsetzen
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatten in den Wochen zuvor hinter den Kulissen darauf eingewirkt, Maximal-Forderungen der Politik beim Thema Stadionsicherheit zu entschärfen. So beschloss die DFL parallel zur Innenministerkonferenz eine Stärkung des Sicherheitsmanagements sowie der Fan- und Präventionsarbeit der Clubs. Danach soll jeder Bundesliga-Club in Zukunft mindestens zwei Sicherheitsbeauftragte in Vollzeit beschäftigen.
Nach dem Ende der IMK verkündete der DFB, die zusammen mit der Politik erzielten Ergebnisse "zeitnah umzusetzen". Das ist als Entgegenkommen der Fußballbranche an die Politik gedacht und kam dort auch genau so an. Im Dialog mit dem DFB und der DFL sei man vorangekommen, betonte der Hamburger Innensenator Andy Grote (SPD). Man wisse um die "positive Kraft des Fußballs".
Fanprotest mit Plakat für mehr Freiraum
Mit Informationen von dpa und SID
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