Die Rallye-Weltmeisterschaft, hier auch "Central European Rally" (CER) genannt, macht zum zweiten Mal in Folge Station im Dreiländereck Bayern-Böhmen-Oberösterreich. Die regionale Wirtschaft werde davon profitieren, sagen die einen. Andere halten den Rallye-Sport für klima- und umweltschädlich.
Gastro und Hotels profitieren
Rudi Hirz (FW), stellvertretender Bürgermeister von Hauzenberg im Landkreis Passau, ist hier zum "Rallye-Bürgermeister" ernannt worden. Die Bayerwaldstadt wollte in diesem Jahr unbedingt Teil der Rallye sein. Bei Hirz laufen in Sachen WM die Fäden zusammen: "Die Bilder, die von hier in die ganze Welt gesendet werden, werden den Tourismus und damit den Umsatz ankurbeln - beim Bäcker, Metzger und in der Gastronomie. Und die Beherbergungsbetriebe sind alle ausgebucht."
So auch das Hotel von Manuela Stemplinger, die in Hauzenbergs Mitte auch eine Bäckerei und ein Café betreibt. Alle Zimmer seien seit einem Dreivierteljahr belegt. Die Rallye-WM tue der Geschäftswelt in der sonst eher ruhigen Herbstzeit sehr gut, so Stemplinger.
Belgische Invasion und Medienrummel
Allein das Orga-Team brauche in den Tagen um die WM etwa 3.000 Betten, so ein CER-Sprecher. Für volle Häuser sorgen auch die vielen Fans. Über 35.000 Übernachtungsgäste seien registriert worden. Weil der WM-Führende Thierry Neuville und sein Copilot Martijn Wydaeghein in Niederbayern den Titel holen können, rechne man mit einer "kleinen Invasion" aus Belgien. Das Geschäft brummt, freut sich auch Jürgen Fundke (FW), Bürgermeister in Bad Griesbach im Landkreis Passau, wo Fahrerlager und Servicepark aufgebaut worden sind. Fundke: "Allein der Medienrummel - es ist der Wahnsinn, was hier stattfindet."
Anwohnerärger und Landtagspetition
"Der Wahnsinn!", sagen auch Claudia Kieninger und Doris Ehmig, meinen aber das Gegenteil. Eine der Wertungsprüfungen führt direkt an ihrem Haus in einem kleinen, idyllisch gelegenen Ort in der Gemeinde Sonnen (Lkr. Passau) vorbei. Von Vorfreude keine Spur. Eher Angst und Wut. Kieninger: "Sonnen ist ein Luftkurort, wo man eigentlich jegliche Form von Emission und Lärm vermeiden sollte." Außerdem sei man hier in der Nähe des Nationalparks Bayerischer Wald, eines der größten Naturschutzgebiete in Europa.
Die beiden Frauen haben sich den Passauer Initiatoren der Landtagspetition "Keine Autorallye im Erholungsgebiet Bayerwald" angeschlossen. Das Bündnis will erreichen, dass Rallyes in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau ab 2026 nicht mehr genehmigt werden. Etwa 800 Personen hätten die Petition bisher unterschrieben, so Norbert Wahleder, Sprecher der Initiative: "Wir wollen, dass die Menschen aufwachen. Wenn wir so weitermachen, fahren wir mit 100 gegen die Wand." Angesichts Klimawandels und Naturkatastrophen sei dieser Sport völlig aus der Zeit gefallen, finden die Rallye-Gegner.
Nachhaltigkeitskonzept oder Greenwashing?
Die CER-Veranstalter versichern, das Thema Nachhaltigkeit im Blick zu haben. Zum Beispiel seien moderne Hybridfahrzeuge auf den Strecken unterwegs, die Betankung erfolge mit nicht-fossilen eFuels, alle behördlich und staatlich vorgegebenen Grenzwerte würden eingehalten. Zudem gebe es einen Wettbewerb mit vollelektrischen Fahrzeugen. "Für uns ist das nichts anderes als Greenwashing", kritisiert Bündnissprecher Norbert Wahleder. Die Gegner werden am Samstag in der Passauer Fußgängerzone weiter Unterschriften sammeln.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war vom "Naturschutzgebiet Bayerischer Wald" die Rede. Es handelt sich jedoch um einen Nationalpark. Dies haben wir angepasst.
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