Der FC Bayern hat den Traum vom Champions-League-Halbfinale noch nicht aufgegeben. Auch wenn die Vorzeichen nicht gerade gut aussehen. Mit einem 1:2-Rückstand geht es zum Rückspiel gegen Inter Mailand. Viele wichtige Spieler stehen aufgrund von Verletzungen nicht zur Verfügung, was selbst Uli Hoeneß in seiner langen Karriere "in dieser Form noch nie erlebt" habe, wie der Ehrenpräsident in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport" sagte.
Seine Forderung, damit der Einzug ins Halbfinale klappt: "Wir müssen andere Dinge in die Waagschale legen. Einsatz, Kampfkraft und jeder muss jedem helfen." Doch klar ist auch, dass es in so einem besonderen Spiel, auf manche Akteure ganz besonders ankommt.
Harry Kane: FC Bayerns Torgarant muss liefern
Eines ist nach der Hinspielpleite klar: Die Münchner brauchen Tore. Und dafür ist ein Mann hauptverantwortlich: Harry Kane ist an knapp 40 Prozent aller FC-Bayern-Tore beteiligt.
Doch Kane gönnte sich in dieser Saison immer wieder Schaffenspausen – zumindest, was die Anzeigetafel betrifft. Kane ist stets auf dem gesamten Spielfeld unterwegs, agiert mitunter als falsche Neun. Darunter leidet manchmal die Torausbeute.
Mitte Februar bis März blieb Kane mehr als einen Monat lang ohne Bundesliga-Treffer. Im Hinspiel gegen Inter vergab er die beste Chance. Einen solchen Umgang mit guten Möglichkeiten darf sich Kane am Mittwoch auf keinen Fall leisten. Schließlich kassierte Inter Mailand die wenigsten Treffer in dieser Champions-League-Saison. Gegen Bayer Leverkusen hatte Kane mit drei Treffern einen riesigen Anteil am Einzug ins Viertelfinale.
Joshua Kimmich: Der Schlüssel zur Raumöffnung
Was Inter Mailand mit einem Vorsprung im Rücken anstellen kann, bewiesen sie bereits im Hinspiel. Eine 5-3-2 Taktik versperrte in der zweiten Halbzeit die allermeisten Wege zum Tor von Yann Sommer. Joshua Kimmich wird dafür verantwortlich sein, die Münchner in den engen Räumen so zu positionieren, dass sich Lücken öffnen – und diese mit seinen Chippässen bespielen. Gleichzeitig muss der Mann, der wieder die meisten Ballkontakte haben wird, die Fehlpässe unbedingt gering halten. Schließlich hat Inter im Hinspiel gezeigt, wie tückisch die Konter des italienischen Meisters sind.
Minjae Kim: Fehler machen verboten
Die Konter von Inter frühzeitig zu unterbinden, wird auch die Aufgabe von Minjae Kim sein. Der Innenverteidiger ist in Abwesenheit von Dayot Upamecano zum Defensiv-Anker geworden, konnte in dieser Rolle aber zuletzt nicht unbedingt glänzen. Gegen den BVB unterlief ihm ein haarsträubender Stellungsfehler.
Gegen Inter verlor er den Zweikampf mit Marcus Thuram vor dessen Ablage zum 1:0 - und seine frühe Gelbe Karte (28. Minute) brachte ihn unter Bedrängnis und Vincent Kompany zu der folgenschweren Entscheidung, Sacha Boey für ihn einzuwechseln. Boey und die verbleibenden Abwehrkollegen wirkten ohne Kim in der 87. Minute völlig orientierungslos. Viermal in der Liga (gegen Wolfsburg, Mainz, Kiel, und den BVB) und zweimal in der Champions League (gegen Celtic und Barcelona) unterliefen Kim grobe Fehler, die unmittelbar zu Toren führten. Im Rückspiel gegen Inter darf kein siebter hinzukommen.
Flügelspieler: Flatterhafte Leistung muss stabil werden
Selten hat der Name Flügelspieler auf die offensiven Außenbahnspieler des FC-Bayern gepasst, wie in dieser Saison, schließlich präsentieren sich alle Akteure äußerst flatterhaft. Der konstanteste von ihnen ist sicherlich Michael Olise. Der Youngster ist mit 13 Toren und 16 Assists nach Kane der gefährlichste Spieler, der Kompany momentan zur Verfügung steht.
Leroy Sané, traditionell sehr wechselhaft bei seinen Auftritten, hat zuletzt mal wieder häufiger gezeigt, dass er an guten Tagen ein Spiel im Alleingang entscheiden kann. Und Serge Gnabry hat gegen den BVB ebenfalls mal wieder seine Klasse aufleben lassen.
Auch Kingsley Coman dürfte gegen Inter wieder zur Verfügung stehen. Potenzial haben die Münchner auf der Außenbahn also genug. Die flatterhaften Flügel müssen es eben genau an diesem Tag – am besten gleichzeitig – auch abrufen.
Jonas Urbig: Der junge Torhüter im Rampenlicht
Achtmal durfte der 21-jährige Jonas Urbig nun schon für den FC Bayern das Tor hüten. Ein wirklicher Fehler ist ihm nur einmal unterlaufen. Urbig hat sich als solider Rückhalt erwiesen, auch wenn elf Gegentore in acht Spielen gegen Gegner wie Bochum, St. Pauli, Union Berlin und den FC Augsburg nicht gerade nach einem Top-Resümee aussehen.
Dennoch: Der junge Keeper macht seine Sache ordentlich. Und wenn er gegen Inter eine ähnliche Top-Performance wie im Rückspiel gegen Leverkusen abliefert, ist ihm das nächste Sonderlob auf der Bankettrede sicher.
Thomas Müller: Motivator und Raumdeuter
Jupp Heynckes sagte einmal: "Thomas Müller ist nicht der Beste der Welt, aber er ist der Beste bei dem, was er tut." Dieser Satz stimmt auch heute, wo sein Ende beim FC Bayern unmittelbar bevorsteht. Räume findet Müller wie kein Zweiter. Das stellte er zuletzt mit seiner Vorarbeit gegen den BVB unter Beweis und durch sein Tor zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gegen Inter.
Diese Qualität wird der FC Bayern auch im Rückspiel brauchen, wenn die Italiener die Abwehr verbarrikadieren. Doch nicht nur spielerisch ist Müller gefragt: auch als Einpeitscher, Mentor und Motivator. Das Mia-san-Mia hat er in seinen fast 25 Jahren beim FC Bayern schließlich mehr als verinnerlicht.
Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.