"Vertrauen im Fußball" war das Motto eines Sportkongresses in Ingolstadt, an dem u.a. der frühere Nürnberger Bundesligamanager Martin Bader und die erste deutsche Cheftrainerin im Männer-Profifußball, Sabrina Wittmann, teilnahmen.
Wittmann erlebt derzeit bei Fußball-Drittligist FC Ingolstadt 04 ihre erste Saison als Cheftrainerin und fühlt trotz eines nicht optimal verlaufenen Saisonstarts das Vertrauen der Klubführung: "Bis jetzt hab ich fehlendes Vertrauen noch nie gespürt - weder in meiner U-19-Zeit, noch jetzt", sagt die 33-Jährige gegenüber BR24Sport. Ihre Überzeugung drückt sie klar aus: "Für mich ist Vertrauen kein Add-on, sondern die Basis."
Vertrauen - "kein Add-on - sondern die Basis"
Natürlich wurde und wird Wittmann als erste Frau in so einer Position von allen Seiten ganz besonders genau beobachtet. Von diversen "Nebenschauplätzen" zu Beginn ihrer Tätigkeit lässt sie sich aber nicht mehr ablenken. Stattdessen versucht sie das Vertrauen, das ihr geschenkt wurde, zurückzugeben - sowohl dem Klub als auch ihren Spielern: "Es gibt wenige Menschen, die einem so nahe stehen wie die Mannschaft. Da ist die Bindung und das Vertrauen zueinander relevant."
Oder anders ausgedrückt: Vertrauen sei "keine Einbahnstraße, und das versuche ich mit meiner offenen, kommunikativen Art und hoffe, dass es Bestand hat".
Zum Video: Wittmann: "Vertrauen ist kein Add-on"
Martin Bader: Verantwortliche werden von allen Seiten beäugt
Martin Bader, seit geraumer Zeit nicht mehr in Managerfunktion, aber beruflich noch immer als Berater im Fußballgeschäft tätig, sieht das Beispiel Ingolstadt/Wittmann durchweg positiv: Obwohl alle sagten, eine Frau im Profifußball sei eine Selbstverständlichkeit, hätte es aber im stillen Kämmerlein schon geheißen, das sei eine "mutige Entscheidung" des FC Ingolstadt. Er gibt zu: "Ich weiß nicht, ob ich das in der Verantwortung gemacht hätte. Nicht weil man die Fähigkeiten nicht auch kennt. Bei einer Frau hat man jedoch immer ein 'aber'."
Man dürfe etwa die Sozialisierungsstände von Spielern nicht unterschätzen, denn: "Der Sender kann noch so erfolgreich sein: Wenn der Empfänger das nicht will und Vorbehalte hat, dann kann's schwierig werden."
Zum Video: Martin Bader: "Drücke Wittmann und dem FCI die Daumen"
Wo das Vertrauen endet
Grundsätzlich, so Bader im Gespräch mit BR24Sport, sei es so, dass man in einer verantwortlichen Position wie als Manager vor allem von Präsidien, Aufsichtsräten und Gremien beäugt und bewertet werde. Deshalb müsse man Entscheidungen so fällen, dass sie logisch und nachvollziehbar erscheinen.
Wo Vertrauen aufhört? Das war für Bader immer dann, "wenn ich das Gefühl hatte, dass ein Trainer seine Linie verlassen hat, er Kompromisse eingegangen ist, nur um möglicherweise irgendjemandem oder der Öffentlichkeit gerecht zu werden, wo ich sage: 'Das, bist du nicht mehr'." Er habe in seiner Karriere stets versucht, dass klar zu formulieren, "in der Hoffnung, dass die, die mir das Vertrauen geschenkt haben, das verstehen und nachvollziehen können. Logik ist wichtig für mich: Wenn Entscheidungen logisch sind und ich sie verstehe, dann ist auch größeres Vertrauen da."
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