Der bayerische Fußball hat eine bunte Mischung an Trainertypen herausgebracht - stoische und in sich ruhende wie Vincent Kompany. Gentlemen wie Ottmar Hitzfeld. Exzentrische wie Giovanni Trapattoni ("Ich habe fertig", "Ein Trainer ist nicht ein Idiot").
Sandro Wagner: Struktur und Emotion beim FC Augsburg
Jeder Trainer hat seine Eigenheiten. Sandro Wagner, als Coach neu in der Bundesliga, hat beim FC Augsburg gleich mal Change-Prozesse angestoßen, Fahrrad-Stellplätze errichten lassen ("Wenn die Fahrräder wild durcheinander liegen, wie soll ich da eine Minute später strukturiert Fußball spielen?") und Büros umgesiedelt, um den Spielern mehr Freiraum zu geben.
So strukturiert Wagner abseits des Spielfelds ist, so hektisch kann es dann auch mal während einer Partie zugehen: Die Fans haben schon einen Geschmack von Chefcoach Wagner bekommen. Aktiv, wild gestikulierend, emotional - Wagner macht den Anschein, als wolle er selbst auf den Platz stürmen und sich den Ball schnappen.
Was macht einen guten Trainer aus? "Antworten gibt es viele"
Und so haben die beiden bayerischen Bundesligisten mit Sandro Wagner und Vincent Kompany Trainer im Amt, die sich in vielerlei Hinsicht unterscheiden. Kompanys Körpersprache strahlt Ruhe aus, laut wird er selten. Auch seine Interviews sind meistens emotionsfrei.
Den Trainerjob interpretiert jeder Coach anders. Kein Handbuch oder Regelwerk schreibt Fußball-Trainern vor, wie sie zu sein haben. Schon gar nicht, wenn es um ihre Art geht. Auf der Homepage der DFB-Trainerakademie heißt es auch nur vage: "Antworten gibt es viele", bezogen auf die Frage, was denn eigentlich gute Trainer ausmache.
Der ehemalige Fußballer Thomas Helmer erzählte bei "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen: "Ich wurde immer gefragt, was ich nach meiner Karriere mache. Ich hab immer gesagt: Ich weiß, was ich nicht mache: Ich werde kein Trainer."
Thomas Helmer: "Kannst als Trainer nicht immer ehrlich sein"
Helmer hat zwischen 1992 und 1999 beim FC Bayern gespielt, er hat während seiner Karriere unterschiedliche Trainer erlebt und kann retrospektiv sagen: "Du kommst als Trainer in die Situation, wo du nicht immer ehrlich sein kannst." Für ihn sei eine Trainerkarriere deshalb nie in Frage gekommen - "weil ich nicht glaube, dass die 22 oder die 25 da auf mich hören und mir alles abnehmen."
Während seiner Zeit habe ihm aber vor allem Hitzfeld als Trainer imponiert: "Er hatte eine klare Linie, er hat immer gesagt: Die Mannschaft ist das Wichtigste."
Der Einfluss der Trainer während des Spiels - Mythos oder Realität?
Trotz des Respekts für Hitzfeld, habe er nicht immer auf ihn oder andere Trainer gehört: "Ich habe Entscheidungen oft selbst getroffen. Wir haben auch selbst mal umgestellt, ohne den Trainer draußen zu fragen - ob das Ottmar Hitzfeld war, ob das Otto Rehhagel war, ob das Giovanni Trapattoni war."
Vor allem während des Spiels habe der Trainer gar keinen so großen Einfluss. "Er kann dich aufs Spiel vorbereiten, er kann natürlich in der Halbzeit nochmal kurz was ändern, durch Einwechslung einwirken, aber sonst ist es für den Trainer schwierig während eines Spiels", so Helmer. Dabei laufen Trainer während der Spiele viel an der Seitenlinie entlang, gestikulieren und schreien mal lauter.
Anekdoten von Guardiola bis Mourinho
Pep Guardiola (Manchester City), hat sich am Spielfeldrand vor Nervosität auch mal das Gesicht zerkratzt, Diego Simeone (Atlético Madrid) mutiert mit dem Anpfiff zum Hampelmann, José Mourinho (ehemals unter anderem bei Real Madrid und beim FC Chelsea) rastete regelmäßig aus und war für unterhaltsame Interviews gut ("Gott, und gleich nach Gott: ich!").
Fußball-Trainer spielt während Spiel nur Nebenrolle
Helmer jedenfalls erklärte: "Manche Trainer sagen selbst, sie sind nicht zurechnungsfähig während eines Spiels." Als Spieler müsse man sich, wenn der Trainer draußen rumturnt, auf sich selbst und auf seine Mitspieler achten.
Nach dieser Theorie spielt der Trainer während eines Spiels nur eine Nebenrolle. Auch wenn die Kameras bei TV-Übertragungen immer wieder die Emotionen von Wagner, Kompany und Co. einfangen, die Ausraster im Close-up zeigen und ranzoomen, wenn Carlo Ancelotti aggressiv auf seinem Kaugummi kaut. Die Gesten, Schreie und Ausraster hingegen dürften vor allem den Trainern selbst bei der Emotionsbewältigung helfen.
Im Video: Trapattoni, Hitzfeld oder Heynckes - die verschiedenen Trainertypen
Giovanni Trapattoni und Ottmar Hitzfeld
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