Franz Dörfler frontal und bei der Arbeit
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Als Alpintiefbauer verdient Franz Dörfler vergleichsweise viel. Rund 700 Euro kann er monatlich zurücklegen.
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Als Alpintiefbauer verdient Franz Dörfler vergleichsweise viel. Rund 700 Euro kann er monatlich zurücklegen.

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Alpintiefbauer: Knochenjob in den Bergen – lohnt sich das?

Alpintiefbauer: Knochenjob in den Bergen – lohnt sich das?

Arbeiten, wo andere Urlaub machen – aber eben auch bei Dauerregen und Eiseskälte. Als Alpintiefbauer kümmert sich Franz um Geländer, Klettersteige und sonstige Infrastruktur in den Bergen. Der Job lohnt sich, findet Franz, und nicht nur finanziell.

Über dieses Thema berichtet: Lohnt sich das? am .

Jedes Jahr zieht die Höllentalklamm etliche Touristen nach Grainau. Sie alle wollen neben dem kristallklaren Hammersbach durch die Felsschlucht wandern, auf dem in Stein gehauenen Pfad durch den Berg kraxeln, Wasserfälle in der Sonne glitzern sehen. Hier braucht der Instagram-Post definitiv keinen Filter mehr.

Doch genau dann, wenn die Höllentalklamm kurz vor dem ersten Schnee für Besucher gesperrt wird, taucht Franz Dörfler auf. Dann nämlich ist es seine Aufgabe, die Höllentalklamm winterfest zu machen: Gemeinsam mit seinen Kollegen muss er die Geländer und Wasserrohre abbauen, damit die Witterung sie im Winter nicht beschädigen kann.

Infrastruktur in den Bergen auf- und abbauen – bei jedem Wetter

Der Job ist nichts für Menschen, die es gerne gemütlich haben: Um 7:30 Uhr brechen die sieben Kollegen auf. Mit dem Auto zum Arbeitsort? Fehlanzeige – stattdessen ist Wandern angesagt. Am Einsatzort angekommen, geht der eigentliche Arbeitstag erst los. Bei strömendem Regen müssen die Alpintiefbauer die Pfosten des Geländers am Wanderweg abmontieren. "Das Wetter ist bei uns immer ein ganz großes Thema", erzählt Dörfler, denn nicht alle Arbeiten könne man bei jedem Wetter erledigen. Doch in der Höllentalklamm zu arbeiten, ist für den gebürtigen Grainauer etwas Besonderes: "Auch wenn du nass bis auf die Unterhose bist, genießt du trotzdem die Arbeit."

Franz Dörfler ist aktuell als Vorarbeiter in der Tiefbaufirma seines Vaters angestellt. Die Firma hat sich spezialisiert auf alle Arbeiten am oder im Berg: Leitungen reparieren, Geländer sichern, aber zum Beispiel auch Terrassen von Berghütten erneuern oder Klettersteige montieren.

Im Video: "Lohnt sich das" – Was verdient ein Alpintiefbauer?

Verdienst hängt von Saison und Zusatzqualifikationen ab

Dörflers Gehalt ist nicht jeden Monat gleich hoch und hängt davon ab, wie viele Stunden er gearbeitet hat. Im alpinen Tiefbau fallen im Sommer meist mehr Arbeiten an als im Winter, so dass sein Gehalt im Sommer etwas höher ist als im Winter. Pro Stunde verdient er 26,90 Euro. Im August des vergangenen Jahres hat er beispielsweise 155 Stunden gearbeitet und kam so inklusive Feiertagslohn und Urlaubsgeld auf knapp 5.000 Euro brutto beziehungsweise rund 3.000 Euro netto. Sein Jahresbrutto lag 2024 bei knapp 50.000 Euro.

Als alpiner Tiefbauer verdient er damit vergleichsweise gut. Dafür habe er aber auch Zusatzqualifikationen zu bieten, erzählt Dörfler. Er ist nämlich nicht nur Alpintiefbauer, sondern auch Fuhrunternehmer und Maschinenführer, hat einen Lkw-Führerschein und einen gewerblichen Fällschein.

Nach vier Jahren München: "Wollte wieder nach Hause in die Berge"

Zusammen mit seinem Bruder wird der ehrenamtliche Bergretter bei der Bergwacht Grainau die Firma seines Vaters in den nächsten Jahren übernehmen. "Für mich war immer klar, irgendwann werde ich zu Hause in der Firma mit einsteigen", erzählt Franz. Nach dem Abitur machte er erst mal eine Ausbildung zum technischen Produktdesigner in München. "Aber nach vier Jahren in München wollte ich wieder nach Hause in die Berge."

Berufsunfähigkeitsversicherung: Ein Muss für Alpintiefbauer

Doch die Arbeit in den Bergen hat auch ihre harten Seiten: Alpintiefbauer müssen körperlich fit und ständig mit voller Aufmerksamkeit bei der Arbeit sein. Denn die Wege sind oft rutschig, das Gelände steil, eine Seilsicherung häufig Teil der Arbeitsausrüstung. Deswegen hat Franz Dörfler eine Berufsunfähigkeitsversicherung, für die er im Monat 100 Euro zahlt. Mit Lebens-, Hausrat- und Haftpflichtversicherung kommt er insgesamt auf 167 Euro im Monat für Versicherungen.

Hinzu kommen die Kosten fürs Wohnen: Franz Dörfler renoviert aktuell das Haus seiner Eltern, in dem er gemeinsam mit seiner Freundin und seinem Kind das Erdgeschoss bewohnt. Bislang hat er knapp 80.000 Euro in den Umbau gesteckt. Der Kredit kostet ihn rund 300 Euro im Monat, zusätzlich kommen 300 Euro Hausgeld sowie 270 Euro Nebenkosten dazu. Insgesamt gibt Franz Dörfler gut 1.000 Euro monatlich fürs Wohnen aus.

700 Euro für die eigenen Rücklagen

Nach Abzug der Kosten für sein Kind, das Auto, Essen bei der Arbeit und sonstige Ausgaben kann Franz Dörfler durchschnittlich 700 Euro im Monat zurücklegen.

Aber für Franz Dörfler ist das Geld nicht der entscheidende Faktor: "Bei gutem Wetter draußen zu sein, in der Natur zu sein, im besten Fall auch noch in den Bergen zu sein, macht alles wett." Sogar, nass bis auf die Unterhose in der Höllentalklamm zu stehen.

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