Einen Feiertag streichen, um die Wirtschaft anzukurbeln? Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) weist diese Idee von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zurück. In der Münchner Runde im BR Fernsehen begründete der stellvertretende Ministerpräsident seine Haltung am Mittwochabend so: "Weil es ohnehin nur wieder die treffen würde, die ohnehin schon am Anschlag arbeiten." Statt Arbeitszeiten für die arbeitende Bevölkerung zu erhöhen, sei es laut Aiwanger wichtiger, diejenigen härter anzugehen, die "ohnehin nicht arbeiten wollen und nicht arbeiten gehen". Das aktuelle System mache es Bürgergeldempfängern nämlich viel zu leicht. Und die würden laut dem Vorsitzenden der Freien Wähler ohnehin gar nicht bemerken, ob gerade Feiertag ist oder nicht.
Linken-Chefin Schwerdtner: "Die meisten Leute sind überarbeitet"
Auch Ines Schwerdtner, die Parteivorsitzende der Linken, sprach sich dagegen aus, die Arbeitszeit weiter zu erhöhen. Vor allem an den Worten des CDU-Generalsekretärs Carsten Linnemann fand Schwerdtner deutliche Kritik. Linnemann hatte sich dahingehend geäußert, "dass es nicht mehr um Work-Life-Balance geht, sondern um Life-Life-Balance." Laut Schwerdtner sehe die Realität anders aus: "Die meisten Leute sind überarbeitet", so die Linken-Politikerin. Darüber hinaus gäbe es deutschlandweit 1,2 Milliarden Überstunden, von denen die Hälfte nicht einmal bezahlt werde.
Streitpunkt: Vermögenssteuer vs. Arbeitsverweigerer
Als Hubert Aiwanger jedoch noch einmal betonte, dass es deshalb darum gehen müsse, auch diejenigen ins Boot zu holen, die Arbeit verweigern würden, äußerte Schwerdtner deutliche Kritik in Richtung des Wirtschaftsministers. "Wissen Sie, wer nicht arbeitet? 800.000 Menschen, die von ihrem Vermögen leben können – die sind nämlich die Faulsten." Schwerdtner forderte eine Vermögenssteuer, Aiwanger positionierte sich entgegengesetzt: "Dann laufen die ins Ausland. Wir müssen die eher entlasten, sonst wandern uns die Unternehmer aus."
Debatte um Rente
Auch beim Thema Rente kam es zum erneuten Schlagabtausch zwischen Schwerdtner und Aiwanger. "Gerecht ist, dass niemand nach 40 Jahren Arbeit in Altersarmut fallen muss", sagte Schwerdtner. "Das hört sich alles schön an, aber es hat noch kein linkes Wirtschaftsmodell zustande gebracht", sagte Aiwanger. Eine Gemeinsamkeit: Die Rente mit 70 wiesen sowohl Schwerdtner als auch Aiwanger zurück.
ifo-Präsident Fuest für Arbeitszeiterhöhung
Der Präsident des ifo-Instituts, Clemens Fuest, äußerte in der Münchner Runde dagegen eher zustimmende Worte in Richtung Friedrich Merz. "Wir müssen verstehen, dass wir in einer Zeit leben, in der Arbeitskräfte immer knapper werden", so der Ökonom. Es müsse also darum gehen, dass Arbeit insgesamt produktiver werde. Das könne man laut Fuest mit zwei Strategien erreichen: "Entweder wir werden flexibler oder wir arbeiten mehr." Aus diesem Grund müsse auch das Renten-Eintrittsalter in den kommenden Jahren steigen. "Das weiß jeder, der bis drei zählen kann", so der ifo-Präsident.
IG-Metall-Vorsitzende Benner will Investitionen statt höherer Arbeitszeit
Die deutsche Wirtschaft benötige eine Kraftanstrengung, sagte auch die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner. Diese Kraftanstrengung dürfe laut Benner aber nicht durch eine Erhöhung der Arbeitszeit erfolgen. Benner sprach sich stattdessen für Investitionen aus. "Für mich gehört bei einer Kraftanstrengung auch dazu, dass wir sagen, wir brauchen eine bessere Finanzierung in puncto Kinderbetreuung und Pflege", so Benner. So würden Frauen, die mehr arbeiten wollen, dies aber nicht können, zum Beispiel auf den Arbeitsmarkt kommen.
Im VIDEO: Münchner Runde vom 28.5.2025 - ganze Sendung
Hubert Aiwanger und Ines Schwerdtner
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