Renate Vachenauer ist seit 2023 für die Beschaffung beim Ingolstädter Automobilhersteller Audi zuständig und die einzige Frau in der Chefetage der VW-Tochter. Doch am Dienstag wird ihr vorerst letzter Tag bei Audi sein: Ab dem 15. Oktober verlässt die promovierte Elektrotechnikerin den Konzern, wie Audi auf BR24-Anfrage bestätigt. Die Elektrotechnikerin gehe auf eigenen Wunsch und in beidseitigem Vernehmen, teilte das Unternehmen mit. Damit scheidet Vachenauer früher aus dem Vorstand aus als vertraglich vorgesehen.
Produktionschef soll nun auch Beschaffung übernehmen
Interimsweise soll nun ein anderes Vorstandsmitglied Vachenauers Aufgaben übernehmen: Gerd Walker ist im Audi-Vorstand für Produktion und Logistik verantwortlich und soll bis zum Jahresende auch die Beschaffung verantworten. Wer die Rolle als Beschaffungschef ab dem neuen Jahr übernehmen wird, ist laut Audi noch unklar.
2024 ging bereits Vorständin Hildegard Wortmann
Ab Mitte Oktober sitzen vorerst also nur noch Männer im Audi-Vorstand. Man sei aber davon überzeugt, dass die Automobilbranche mehr weibliche Perspektiven brauche, so eine Audi-Sprecherin gegenüber dem BR. Deswegen habe der Aufsichtsrat dem Vorstand das Ziel gesetzt, bis Ende 2026 einen Anteil von zwei Frauen zu erfüllen. Zusammen mit dem Vorsitzenden, Gernot Döllner, hat der Audi-Vorstand aktuell sechs Mitglieder.
Vor Vachenauers Ausscheiden aus dem Vorstand hatte schon eine andere Managerin die Chef-Etage bei Audi verlassen: Hildegard Wortmann leitete einst den Vertrieb und das Marketing und wurde im August des vergangenen Jahres durch den ehemaligen Europachef von Porsche, Marco Schubert, ersetzt.
2025: Audi im Rückwärtstrend
Audi befindet sich seit einigen Jahren in betriebswirtschaftlicher Schieflage, die auch in diesem Jahr noch nicht ausbalanciert werden konnte. Im ersten Quartal 2025 hatte der Konzern eine Umsatzrendite von 1,5 Prozent. Das bedeutet: Von 100 Euro Umsatz blieben lediglich 1,50 Euro als Ertrag hängen. Das ist für die Ansprüche eines deutschen Premiumherstellers und auch im Branchenvergleich wenig. Eine weitere Zahl zeigt, dass Audi in jüngster Zeit hinter seinen Wettbewerbern lag: Während Mercedes mit jedem verkauften Auto zuletzt rein rechnerisch mehr als 4.000 Euro verdiente, waren es bei der Marke Audi nur 530 Euro.
Im dritten Quartal des Jahres verkaufte Audi zwar wieder mehr E-Autos, schrieb den Minustrend bei den Verkaufszahlen aber insgesamt weiter fort. Die Gründe waren unter anderem die US-Zölle und die Rabattschlacht auf dem chinesischen Markt. Noch immer ist China der größte Markt für das Ingolstädter Unternehmen.
Sparprogramm soll Konzern stabilisieren
Um den Konzern wieder auf Spur zu bringen und Kosten zu sparen, setzt der Autobauer unter anderem auf ein hartes Sparprogramm: Mit dem Betriebsrat hat sich die Firma auf den Abbau von 7.500 Stellen an den beiden deutschen Standorten Ingolstadt und Neckarsulm bis zum Jahr 2029 geeinigt.
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