Das Kaufland-Zentrallager in Donnersdorf (Landkreis Schweinfurt)
Bildrechte: BR / Norbert Steiche
Videobeitrag

Das Kaufland-Zentrallager in Donnersdorf (Landkreis Schweinfurt)

Videobeitrag
> Wirtschaft >

Bis zu 350 Kaufland-Mitarbeitern in Donnersdorf droht Kündigung

Bis zu 350 Kaufland-Mitarbeitern in Donnersdorf droht Kündigung

Kündigung für Großteil der Belegschaft: Bis zu 350 Mitarbeitern am Logistik-Standort von Kaufland im unterfränkischen Donnersdorf droht die Kündigung. Laut Verdi sollen Subunternehmen mit Personal aus Osteuropa die Arbeit übernehmen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Rund zwei Dritteln der Belegschaft am Logistik-Standort von Kaufland in Donnersdorf im Landkreis Schweinfurt droht die Kündigung. Nach Informationen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sollen bis zu 350 der rund 550 Stellen gestrichen werden. Das Unternehmen hat diese Zahl mittlerweile bestätigt. Der Grund: Das Unternehmen möchte künftig nur noch mit sogenannten Werkunternehmen zusammenarbeiten, die personell die Logistik übernehmen.

Übernehmen Mitarbeiter aus Osteuropa die Arbeit in Donnersdorf?

Laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Peter König sollen dafür künftig überwiegend Mitarbeiter aus Osteuropa beschäftigt werden. Weiterhin seien die Mitarbeiter in Betriebsversammlungen über die Pläne des Unternehmens informiert worden. Ein geplantes Gespräch mit der Lagerleitung ist laut König kurzfristig abgesagt worden. Der Lebensmitteleinzelhändler Kaufland versorgt nach eigenen Angaben von Donnersdorf aus alle über 770 Kaufland-Filialen in Deutschland mit Non-Food-Ware und Aktionsartikeln.

Kaufland: Durch Subunternehmen "agiler und flexibler"

Kaufland bestätigt gegenüber dem BR, künftig Subunternehmen an den Lagerstandort Donnersdorf zu holen, um "noch agiler und flexibler" arbeiten zu können: "Die Werkunternehmen haben mehr Möglichkeiten, personell flexibel und schnell zu reagieren und sich auf kurzfristig ändernde Anforderungen in der Aktionswarenlogistik einzustellen. Wir geben damit einen Großteil unserer Bereiche komplett an Werkunternehmer ab."

Zu weiteren Fragen können Kaufland keine Angaben machen, "da wir uns in laufenden Verhandlungen mit den Werkunternehmen für unseren Standort in Donnersdorf befinden". Man lege aber großen Wert darauf, dass potenzielle Kandidaten "in jedem Fall alle gesetzlich festgelegten sozialen Mindeststandards sowie die geltenden Sozial- und Umweltgesetze" einhielten. Über die Ausgestaltung sozialverträglicher Lösungen könne man ebenfalls noch keine Angaben machen, da "die Verhandlungen mit dem Betriebsrat erst beginnen". Das Unternehmen lies offen, ob Werksunternehmen ehemalige Kaufland-Mitarbeitende übernehmen werden - möglicherweise zu niedrigerer Bezahlung.

Verdi-Vorwurf: Kaufland entzieht sich der Personalverantwortung

Verdi kritisiert die Kaufland-Entscheidung, Werkunternehmer zu involvieren, scharf. Folglich sei das Unternehmen sowohl rechtlich als auch organisatorisch nicht mehr für das Personal zuständig. Die davon betroffenen Mitarbeiter würden nicht weiter am Standort beschäftigt werden können. Betriebsrat und die Belegschaft vor Ort seien frühzeitig über diese Entscheidung informiert worden. "Wir werden mit jedem betroffenen Mitarbeiter gemeinsam mit dem Betriebsrat in den Austausch gehen, um eine sozialverträgliche Lösung zu finden", fügt das Unternehmen hinzu. Verdi-Sprecher König kritisiert, dass sich Kaufland damit der Personalverantwortung entledige und per Vertrag auf Erfüllung von pünktlichen Lieferungen pochen könne.

Kaufland und Subunternehmen: Erinnerung an 2012

Laut Gewerkschaftssekretär König hatte Kaufland im Jahr 2012 bereits ein Bußgeld von rund neun Millionen Euro bezahlen müssen, als am Logistikstandort Donnersdorf neben 170 eigenen Mitarbeitern rund 350 Mitarbeiter von Werksunternehmen beschäftigt wurden – mit illegalen Scheinwerkverträgen. Dadurch war es möglich, Mitarbeiter unter Tariflohn zu bezahlen und Sozialversicherungsbeträge zu sparen, wie Ermittlungen des Zolls damals bestätigten.

Ein Verfahren habe es deshalb laut der Deutschen Presseagentur (dpa) allerdings nicht gegeben, nachdem sich die Warenhauskette bereit erklärt hatte, die Millionenzahlung zu leisten. Damals sei Kaufland außerdem verpflichtet worden, die Werksunternehmen-Mitarbeiter zu übernehmen, so König gegenüber dem BR.

Im Audio: Bis zu 350 Kaufland-Mitarbeitern in Donnersdorf droht die Kündigung

Das Kaufland-Zentrallager in Donnersdorf (Landkreis Schweinfurt)
Bildrechte: BR / Norbert Steiche
Audiobeitrag

Das Kaufland-Zentrallager in Donnersdorf (Landkreis Schweinfurt)

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!