Mit Arrow 3 will die Bundeswehr eine Lücke in der Luftverteidigung schließen. Das System soll nämlich sehr hoch anfliegende Mittel- und Langstrecken-Raketen frühzeitig erfassen, identifizieren und dann in einer Höhe von 100 Kilometern abfangen, also am Rand des Weltraums.
Damit ist die Reichweite der Abwehrraketen deutlich größer als bei anderen bodengestützten Systemen wie dem ursprünglich amerikanischen Patriot oder Iris-T SLM des bayerischen Herstellers Diehl. Ursprünglich hatte der Hersteller Israel Aerospace Industries (IAI) Arrow 3 gemeinsam mit Boeing entwickelt, um Israel vor iranischen Raketen zu schützen.
Reaktion auf russische Drohgebärden
Deutschland bestellte das System im September 2023 für knapp vier Milliarden Euro als Reaktion auf Drohgebärden Moskaus im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte damals, Arrow 3 "wird die deutsche Luftverteidigung zukunftsfähig aufstellen".
Es soll in den NATO-Schutzschirm über Europa integriert werden und könne auch Teil der sogenannten "European Sky Shield Initiative" (ESSI) werden. Diese soll in den kommenden Jahren die Luftverteidigung verschiedener europäischer Partnerländer modernisieren und vereinheitlichen.
Drei Standorte geplant – einer auch in Bayern
Bei einer Zeremonie am Fliegerhorst Holzdorf an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt nimmt die Bundeswehr Arrow 3 heute symbolisch in Betrieb. Die offizielle Erklärung der sogenannten Anfangsbefähigung besagt, dass ein erstes komplettes System aus Radar, Feuerleitstand und Startanlagen samt Abfangraketen zur Verfügung steht.
Für die kommenden Jahre sind neben Holzdorf jeweils ein Standort im Norden und im Süden der Republik geplant. Damit soll der Luftraum über ganz Deutschland abgesichert werden. Dabei deutet vieles darauf hin, dass Arrow 3 auch in Kaufbeuren und damit in Bayern stationiert werden soll. Nach früheren Angaben sollen alle deutschen Arrow 3-Systeme bis zum Jahr 2030 einsatzfähig sein.
Bundeswehr noch mit großen Lücken in der Luftverteidigung
Auch wenn die Bundeswehr zuletzt massiv in die Luftverteidigung investiert hat – bis die entsprechenden Systeme vollständig einsatzbereit sind, werden noch Jahre vergehen. Hintergrund ist, dass Deutschland nach dem Ende des Kalten Krieges seine sogenannte bodengestützte Luftverteidigung nahezu vollständig abgebaut hatte. Die Bundeswehr konzentrierte sich damals auf Auslandseinsätze wie in Afghanistan.
Die Landes- und Bündnisverteidigung gegen einen militärisch hochgerüsteten Gegner rückte seinerzeit in den Hintergrund. Eines der bekanntesten Beispiele ist der Flugabwehrpanzer Gepard, den die Bundeswehr 2010 ausmusterte, der aber heute in der Ukraine wieder gegen tief fliegende Hubschrauber und Flugzeuge sowie Drohnen eingesetzt wird. Er soll bei den deutschen Streitkräften in den kommenden Jahren durch den Skyranger-Panzer von Rheinmetall ersetzt werden. Allerdings gibt es hier bereits deutliche Verzögerungen.
Im Video: Raketen-Abwehr-System Arrow 3 in Betrieb
Heute hat die Bundeswehr das israelische Raketen-Abwehr-System Arrow 3 in Betrieb genommen.
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