Statt Zinspause hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) für einen weiteren Schritt nach unten entschieden. Der Einlagenzins fällt von um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent. Die niedrigeren Zinsen sollen das schwache Wirtschaftswachstum im Euroraum stützen, zum Beispiel bei den Investitionen. Unternehmen und Verbraucher kommen jetzt leichter an Kredite, weil diese günstiger werden. Die Kehrseite erleben Sparer, deren Guthaben weniger Ertrag bringen, wie etwa beim Tagesgeld oder Festgeld.
Niedrigere Inflation schafft mehr Handlungsspielraum für EZB
Weil die Verbraucherpreise im Euroraum nicht mehr so stark steigen, hat die EZB mehr Spielraum, ihre Geldpolitik mit weiteren Zinssenkungen zu lockern. Experten erwarten, dass diesem Schritt noch mindestens ein weiterer in Kürze folgen wird. Viele Banken rechnen bereits mit einem EZB-Einlagenzins von zwei Prozent oder sogar mit noch weniger. Darauf müssen Sparer sich einstellen.
Schwache Konjunktur mit niedrigeren Zinsen ankurbeln
Das ohnehin niedrige Wirtschaftswachstum, vor allem in Deutschland, ist durch den Handelsstreit der USA mit der EU und mit China bedroht. Sämtliche Wirtschaftsprognosen wurden deshalb in den vergangenen Tagen gesenkt. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde musste das berücksichtigen.
Bis zuletzt hatte die EZB mit ihren Zinsen das ohnehin schwache Wachstum im Euroraum zusätzlich gebremst, um die Inflation weiter einzudämmen. Diese Wachstumsbremse der Notenbank kann jetzt weg. Spürbare positive Effekte auf die Konjunktur werden aber erst bei Leitzinsen unter 2 Prozent erwartet. In diese Richtung geht es.
Bauzinsen und Staatsfinanzierung bald noch günstiger
Die aktuelle Zinssenkung wird sich bei den Sparzinsen der Banken sofort, bei den Krediten aber nur indirekt auswirken. Das liegt daran, dass viele Kreditzinsen erst den Umweg über die Finanzmärkte nehmen. So orientieren sich die Bauzinsen an der Rendite von Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren.
Aber auch bei der Finanzierung über die Märkte sieht es günstig aus. Aktuell wird viel Geld auch aus den USA in deutschen Bundesanleihen angelegt, die als sicherer Hafen in Krisen gelten. Dadurch bleiben die Marktzinsen niedrig wie für die Baufinanzierungen. Am Ende profitiert davon auch die Bundesregierung. Denn sie plant viele zusätzliche Staatsausgaben wie für Verteidigung und Infrastruktur und hofft dabei auf möglichst niedrige Marktzinsen.
Fazit: Gute Finanzierungsbedingungen in schwierigen Zeiten
Was uns erwartet sind weiter stabil niedrige Zinsen und auch ein starker Euro. Dessen Wechselkurs zum Dollar ist kräftig gestiegen. Das erschwert zwar die Exporte. Es macht aber Importe für Unternehmer und Konsumenten billiger, auch bei Energieträgern wie Öl und Gas. Das merkt man bereits beim Tanken oder beim Heizölkauf und vielleicht demnächst auch bei anderen Preisen.
Zum Nachhören: Die Europäische Zentralbank senkt ihren Leitzins
Die niedrigeren Zinsen sollen das schwache Wirtschaftswachstum im Euroraum stützen.
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