Eine Aufklärungsdrohne überfliegt Messgeräte
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Inzwischen geht die Bundeswehr stärker auf junge Firmen zu, zum Beispiel mit Wettbewerben rund um Drohnen-Technologie.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Peter Kneffel
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Inzwischen geht die Bundeswehr stärker auf junge Firmen zu, zum Beispiel mit Wettbewerben rund um Drohnen-Technologie.

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Flugschau für die Bundeswehr - Wie Drohnenfirmen Kunden finden

Flugschau für die Bundeswehr - Wie Drohnenfirmen Kunden finden

In der Vergangenheit klagten viele Rüstung-Startups über die zähe Bürokratie der Bundeswehr. Inzwischen geht die Armee stärker auf junge Firmen zu, zum Beispiel mit Wettbewerben rund um Drohnen-Technologie. Und es gibt erste Großaufträge.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio am .

Eine schlammige Wiese in Erding. Der Himmel ist bleiern grau, immer wieder nieselt es. Plötzlich ist ein lautes Surren zu hören. In aberwitziger Geschwindigkeit saust eine Drohne über das Gelände. Ihr Ziel: nicht abstürzen, obwohl sie von Störsendern ins Visier genommen wird. Denn genau darum ging es in den vergangenen Tagen auf dem oberbayerischen Bundeswehr-Areal: Störsignale ausblenden oder gleich den Störsender ausschalten. Im "Innovationslabor System Soldat" in Erding ging die sogenannte Spectra Challenge (externer Link) zu Ende. Ein groß angelegter Wettbewerb, zu dem im Sommer die Cyberagentur des Bundes, der Innovation Hub der Bundeswehr und der Standort Erding aufgerufen hatten. Internationale Teams sollten Technologien vorstellen, mit denen sie Drohnen störsicher machen wollen.

Drohnen zuverlässig gegen Hacker und Störsender schützen

Auch wenn die meisten Drohnen in Deutschland heute von Hobbypiloten gesteuert werden – in Zukunft werden unbemannte Fluggeräte immer mehr kritische Aufgaben übernehmen: vom Transport lebenswichtiger Medikamente über die Kontrolle von Stromleitungen und Kraftwerken bis hin zur Überwachung von Grenzen. Dazu kommt der Einsatz ganzer Drohnenschwärme beim Militär. Doch wie schützt man solche Systeme vor digitalen Angriffen? Zum Beispiel das sogenannte Jamming und Spoofing. Also Angriffe, bei denen Hacker das GPS-Navigationssignal stören und damit viele Drohnentypen orientierungslos machen. Oder den noch gravierenderen Fall, dass ein Angreifer der Drohne elektronisch vorgaukelt, er wäre der rechtmäßige Betreiber und so die Kontrolle übernimmt – mit potenziell katastrophalen Folgen. Gerade bei bewaffneten Militärdrohnen ist das ein Szenario, das die Bundeswehr bei ihren eigenen Systemen unbedingt verhindern will.

"Noise Cancelling" per Drohne

Die Teams bei der Spectra Challenge präsentierten dafür eine große Bandbreite von technischen Lösungen. Das Berliner Start-up Stark zum Beispiel präsentierte den "Raven" - zu Deutsch Rabe. Ein Peilgerät, das an alle möglichen Drohnen angeflanscht werden kann und zielgenau Störsender orten soll, die dann von einer Kampfdrohne attackiert werden können. Andere Teams setzten auf Technologien, die man auch aus der zivilen Welt kennt: Die Störsignale sollen elektronisch identifiziert und dann wie bei der Rauschunterdrückung eines Kopfhörers herausgefiltert werden. Quasi "Noise Cancelling" auf dem elektronischen Gefechtsfeld.

Bundeswehr will auf Start-ups zugehen

Wettbewerbe wie die Spectra Challenge gehören zu einer neuen Strategie der Bundeswehr. Die deutschen Streitkräfte gelten auf vielen Feldern als technologisch rückständig. Ein Problem: In der Vergangenheit gab es große bürokratische Hürden, wenn ein neues Unternehmen mit der Armee ins Geschäft kommen wollte. Start-ups beklagten sich immer wieder, sie seien nahezu chancenlos, ihre Technologien beim Militär zu zeigen, geschweige denn Aufträge zu erhalten. Das hat sich offenbar geändert. Inzwischen gehen die Streitkräfte nämlich gezielt auf junge Firmen zu. Die Veranstalter in Erding erklärten, mit solchen Wettbewerben wolle man ausdrücklich die Tür für junge Firmen öffnen, die in den alten, eingefahrenen Strukturen keine Chance gehabt hätten.

Auch etablierte Rüstungsfirmen suchen junge Partner

Doch nicht nur die Bundeswehr öffnet sich mehr und mehr für junge Hightech-Tüftler. Auch die traditionellen Rüstungskonzerne wissen, dass sie mehr Know-how rund um KI und Drohnen brauchen. So finanziert der Raketenspezialist MBDA Deutschland mit der Swarm Drone Challenge einen Wettbewerb, in dem es um die Entwicklung von Drohnenschwärmen geht. Partner dabei ist das Innovationszentrum Brigk Air aus dem oberbayerischen Manching. Dessen Geschäftsführer Franz Glatz sagte dem BR, binnen weniger Jahre haben sich sowohl die Industrie als auch die Bundeswehr für Start-ups und deren Technologien geöffnet, die Kontakte haben sich verbessert. Auch die Abläufe in den entsprechenden Behörden seien radikal entschlackt und beschleunigt worden.

Großauftrag für bayerischen Drohnenspezialisten

Inzwischen gibt es auch handfeste Orders, die ein entscheidender Durchbruch für die militärische Startup-Szene in Deutschland sein könnten. Nach Informationen des BR genehmigte der Haushaltsausschuss des Bundestages in dieser Woche einen Großauftrag für ein bayerisches Drohnenunternehmen. Demnach soll die Firma Quantum Systems aus Gilching in den kommenden Jahren Hunderte von Aufklärungssystemen ihres Modells Twister an die Bundeswehr liefern. Auftragswert bis zu 85 Millionen Euro.

Bundeswehr will auf Start-ups zugehen

Wettbewerbe wie die Spectra Challenge gehören zu einer neuen Strategie der Bundeswehr. Die deutschen Streitkräfte gelten auf vielen Feldern als technologisch rückständig. Ein Problem: In der Vergangenheit gab es große bürokratische Hürden, wenn ein neues Unternehmen mit der Armee ins Geschäft kommen wollte. Start-ups beklagten sich immer wieder, sie seien nahezu chancenlos, ihre Technologien beim Militär zu zeigen, geschweige denn Aufträge zu erhalten. Das hat sich offenbar geändert. Inzwischen gehen die Streitkräfte nämlich gezielt auf junge Firmen zu. Die Veranstalter in Erding erklärten, mit solchen Wettbewerben wolle man ausdrücklich die Tür für junge Firmen öffnen, die in den alten, eingefahrenen Strukturen keine Chance gehabt hätten.

Auch etablierte Rüstungsfirmen suchen junge Partner

Doch nicht nur die Bundeswehr öffnet sich mehr und mehr für junge Hightech-Tüftler. Auch die traditionellen Rüstungskonzerne wissen, dass sie mehr Know-how rund um KI und Drohnen brauchen. So finanziert der Raketenspezialist MBDA Deutschland mit der Swarm Drone Challenge einen Wettbewerb, in dem es um die Entwicklung von Drohnenschwärmen geht. Partner dabei ist das Innovationszentrum Brigk Air aus dem oberbayerischen Manching. Dessen Geschäftsführer Franz Glatz sagte dem BR, binnen weniger Jahre haben sich sowohl die Industrie als auch die Bundeswehr für Start-ups und deren Technologien geöffnet, die Kontakte haben sich verbessert. Auch die Abläufe in den entsprechenden Behörden seien radikal entschlackt und beschleunigt worden.

Großauftrag für bayerischen Drohnenspezialisten

Inzwischen gibt es auch handfeste Orders, die ein entscheidender Durchbruch für die militärische Startup-Szene in Deutschland sein könnten. Nach Informationen des BR genehmigte der Haushaltsausschuss des Bundestages in dieser Woche einen Großauftrag für ein bayerisches Drohnenunternehmen. Demnach soll die Firma Quantum Systems aus Gilching in den kommenden Jahren Hunderte von Aufklärungssystemen ihres Modells Twister an die Bundeswehr liefern. Auftragswert bis zu 85 Millionen Euro.

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