PFAS ist eine Gruppe von über 10.000 Chemikalien, die besonders wasser-, fett- und schmutzabweisend und stabil sind. Darum werden sie in vielen Produkten verwendet, von Jacken bis Pfannen, aber auch in der Industrie, bei der Brandbekämpfung oder in der Landwirtschaft in Pflanzenschutzmitteln.
Müsli, Kekse, Nudeln, Weizenmehl – größtenteils belastet
Die Umweltorganisation PAN (Pestizid-Aktions-Netzwerk) hat jetzt Getreideprodukte wie Müsli, Kekse, Nudeln, Weizenmehl, die in der EU verkauft werden, stichprobenartig untersuchen lassen. In über 80 Prozent der 66 Proben wurden Rückstände von TFA (Trifluoressigsäure), einem Abbauprodukt von PFAS-Chemikalien gefunden.
Laut den Auftraggebern stammt die Chemikalie aus Pflanzenschutzmitteln. Knapp 30 Mittel seien in Deutschland zugelassen, die PFAS enthalten. Laut PAN zeigen Studien, dass TFA schädlich für die menschliche Gesundheit ist, zum Beispiel für die Fortpflanzung, Entwicklung, die Schilddrüse oder die Leber.
Bisher kein Grenzwert für die Belastung mit TFA
Einen spezifischen Grenzwert gibt es für TFA in der EU bisher nicht. Darum haben die Umweltschützer in der Untersuchung einen EU-Standard-Grenzwert herangezogen – und zwar den Wert, der für andere Pflanzenschutzmittel gilt, die als reproduktionsschädigend eingestuft wurden. Dieser liegt bei zehn Mikrogramm pro Kilogramm eines Produkts.
Die Proben der Weizenprodukte waren im Durchschnitt mit knapp 80 Mikrogramm belastet – mit einigen Spitzenwerten. In einem Müsli aus Irland wurden 360 Mikrogramm gemessen. Bei den Produkten aus Deutschland waren es 13 Mikrogramm bei einem Roggenvollkornbrot, 150 Mikrogramm bei Dinkelnudeln aus Süddeutschland und 310 bei einem Weizenmehl. Generell waren Weizenprodukte deutlich stärker belastet als andere.
Chemikalien in der Umwelt allgegenwärtig
Weil sie so extrem langlebig sind, werden die Chemikalien aus der PFAS-Gruppe auch Ewigkeitschemikalien genannt. Das Problem: Dadurch, dass sie kaum abbaubar sind und verbleiben sie für einen sehr langen Zeitraum in der Umwelt. Einige der Stoffe können sich in Organismen anreichern und auf Menschen gesundheitsschädlich wirken. Doch weil sie wegen ihrer praktischen Eigenschaften so weit verbreitet sind, sind sie weltweit auch in der Umwelt nachweisbar.
Strenge Grenzwerte und Verbot gefordert
Laut der Umweltorganisation PAN sind Lebensmittel nach Trinkwasser der Hauptweg, über den Menschen TFA aufnehmen. Laut Umweltbundesamt (UBA) gelangt TFA unter anderem durch Versickerung auf Äckern ins Grundwasser oder über industrielle Abwässer die Gewässer. Weil es sehr gut wasserlöslich ist, verteilt sich TFA schnell über den Wasserkreislauf.
Eine praktikable Methode, um TFA wieder aus der Umwelt zu entfernen, gibt es nicht. Darum reichert es sich laut UBA immer weiter an. Die Umweltschützer von PAN fordern die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA jetzt auf, einen strengen Schutzwert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von TFA festzulegen und appelliert an die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten, PFAS-haltige Pestizide zu verbieten. Zudem sollen TFA in Lebensmitteln besser überwacht werden.
Bundeslandwirtschaftsministerium: Handlungsbedarf wird geprüft
Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLEH) schreibt auf BR24-Anfrage, dem Ministerium sei die Einstufung von TFA als reproduktionstoxisch bewusst. Europäische und nationale Behörden prüften derzeit den Handlungsbedarf. Einträge von TFA in das Grundwasser seien nur dann akzeptabel, wenn diese 0,1 Mikrogramm pro Liter im Grundwasser nicht überschreiten.
Wie hoch der Anteil der Landwirtschaft am gesamten Eintrag von TFA in die Umwelt ist, sei derzeit aber noch nicht geklärt. Es müsse berücksichtigt werden, dass einige Bereiche der Landwirtschaft zur Sicherung der Ernten auf bestimmte Wirkstoffe angewiesen sind, so der Sprecher des Ministeriums. Mit dem Wegfall dieser Wirkstoffe würde die Bekämpfung einiger Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge in vielen Kulturen noch schwieriger, und es könnte zu Ertragseinbußen kommen.
Im Audio: PFAS - Wie schädlich sind die Fluor-Chemikalien?
PFAS
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