Zwei Frauen hängen beschriebene Papierblätter an einer Wäscheleine in der Nürnberger Innenstadt auf
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300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ehemaligen H&M-Kundencenters in Nürnberg sollen ihren Job verlieren.

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H&M-Mitarbeiter gegen Rauswurf: "Das haben wir nicht verdient!"

H&M-Mitarbeiter gegen Rauswurf: "Das haben wir nicht verdient!"

Unter dem Motto "Das haben wir nicht verdient!" haben am Samstag in Nürnberg frühere H&M-Mitarbeitende protestiert. 300 Beschäftigte des Callcenters, das inzwischen von einer anderen Firma betrieben wird, verlieren ab dem 30. November ihre Arbeit.

Vor der H&M-Filiale in der Nürnberger Innenstadt haben ehemalige H&M-Mitarbeiter gegen die Pläne ihres derzeitigen Arbeitgebers demonstriert. Zum 30. November soll die Webhelp Sun HoldingGmbH in Nürnberg dicht gemacht werden, bei der derzeit noch mehr als 300 Menschen für die Modekette H&M Kundenreklamationen aus Deutschland und Österreich bearbeiten. Viele der gekündigten Mitarbeitenden verstehen die Welt nicht mehr – sind zornig und traurig. Nun sollen die Callcenter-Arbeiten ab Dezember von Webhelp-Standorten übernommen werden, an denen das Lohnniveau deutlich niedriger ist, beispielsweise im Kosovo.

Schlag ins Gesicht

Für die Beschäftigten, die sich jahrelang für die Belange der H&M-Kunden eingesetzt haben, sei die Kündigung wie ein Schlag ins Gesicht, sagt Betriebsrat Günter Oliver Schäfer. Er kennt die Sorgen nur zu gut: Die Stimmung unter den verbliebenen Beschäftigten sei schlecht. Der Krankenstand habe inzwischen "extreme Ausmaße" erreicht. Vielen schlägt die angespannte Situation auf die körperliche und psychische Gesundheit.

Schlechtes Image für H&M

Die Fronten verhärten sich zusehends: Die Arbeitnehmervertretung hatte schon lange den Verdacht gehegt, dass Webhelp auf Zeit spiele und den Standort über kurz oder lang abwickeln wolle, um den früheren H&M-Beschäftigten nicht weiter bessere Konditionen bieten zu müssen. Der schwedische Modekonzern sei nun gefordert: Jahrelang war der Konzern mit der Arbeit des Nürnberger Service-Centers zufrieden. Aus moralischer Verantwortung müsse sich laut Betriebsrat Günter Oliver Schäfer H&M für einen angemessenen Sozialplan einsetzen.

Demo für einen Sozialplan

Die Demo vor der neuen H&M-Filiale in der Nürnberger Innenstadt fordert vor allem einen gerechten Sozialplan. Viele der 300 Beschäftigten stehen kurz vor der Rente. Der Betriebsrat setzt sich auch dafür ein, dass die Gewerkschaft Verdi in die Verhandlungen einbezogen wird. H&M habe den Beschäftigten "diese Suppe eingebrockt", sagt Betriebsrat Schäfer. Die Verantwortung ende durch den Verkauf nicht. Bereits Ende August sind erste Treffen geplant. Die Beschäftigten, die ab Dezember ohne Arbeit sind, wollen für ihre Rechte kämpfen.

H&M-Kundencenter in Nürnberg 2022 verkauft

14 Jahre gab es in Nürnberg das einzige H&M Kundenservice-Center für Deutschland und Österreich. Im April 2022 informierte der schwedische Modekonzern die Beschäftigten, dass der Kundenservice von der Webhelp Sun Holding GmbH übernommen wird. März 2024 kündigte der neue Besitzer den 300 Nürnberger Beschäftigten zum 30. November.

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