Lufthansa-Stewardess an Flugzeugtüre.
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Lufthansa fliegt wegen hoher Standortkosten immer weniger deutsche Airports an.
Bildrechte: picture alliance / Panama Pictures | Dwi Anoraganingrum
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Lufthansa fliegt wegen hoher Standortkosten immer weniger deutsche Airports an.

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Hohe Steuern, weniger Geschäftsreisen: Airports vor Problemen

Hohe Steuern, weniger Geschäftsreisen: Airports vor Problemen

In den vergangenen Tagen haben Fluggesellschaften wie die Lufthansa und Ryanair angekündigt, dass sie wegen hoher Standortkosten ihr Angebot an deutschen Flughäfen verkleinern. Betroffen ist auch Bayern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Carsten Spohr und Michael O´Leary sind eigentlich erbitterte Konkurrenten. In einem sind sich die Chefs von Lufthansa und Ryanair aber einig: Im internationalen Vergleich ist Fliegen in Deutschland ein teures Vergnügen, das für Airlines zunehmend unwirtschaftlich wird. Das liege vor allem an einer Vielzahl von Steuern und sonstigen staatlichen Abgaben, die zudem rasant gestiegen sind – deutlich stärker als die allgemeine Inflation.

Innlandsflüge lohnen sich oft nicht

Immer mehr Regionen Deutschlands werden deshalb vom Luftverkehr abgehängt, weil es sich für eine Airline wie die Lufthansa oft nicht mehr lohne, kleinere Flughäfen anzufliegen. Konzernchef Carsten Spohr nannte zuletzt zwei konkrete Streichkandidaten: Die Verbindungen von München nach Münster/Osnabrück und Dresden stehen laut Spohr auf dem Prüfstand.

Bei der Lufthansa verweist man auf Steuern und sonstige staatliche Gebühren, die an deutschen Flughäfen teils um das Siebenfache höher liegen als zum Beispiel am Airport von Madrid.

Steuern und Gebührenvergleich: Madrid hui, München pfui

Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) summieren sich die Steuern und Gebühren an den großen Drehkreuzen in Deutschland bei einem Mittelstreckenflug mit 150 Passagieren auf 4.000 bis 5.000 Euro.

In München sind es demnach 4.400 Euro. Zum Vergleich: In Madrid sind es dem BDF zufolge weniger als 700 Euro. Die Luftfahrtverbände beklagen, dass sich diese Kosten hierzulande binnen weniger Jahre mehr als verdoppelt hätten. Sie befürchten, im internationalen Vergleich abgehängt zu werden. So liegen die Passagierzahlen in Spanien inzwischen 18 Prozent über den Vor-Corona-Werten, in Deutschland dagegen 13 Prozent darunter.

Streitpunkt Luftverkehrsabgabe – Airlines reagieren

Eine konkrete Forderung der Branche ist, die als Ticketsteuer bekannte Luftverkehrsabgabe zu senken. Dies hatte die schwarz-rote Bundesregierung auch im Koalitionsvertrag vereinbart, bisher aber nicht umgesetzt. Allein für das kommende Jahr erwartet der Bund hier Einnahmen von rund zwei Milliarden Euro.

Als Reaktion auf die hohen Standortkosten ziehen Airlines nun Konsequenzen. Sowohl Ryanair als auch die Lufthansa-Gruppe kündigten in den vergangenen Tagen an, ihr Angebot zu reduzieren. Unter anderem trifft es Nürnberg. Dort hatten Lufthansa und Töchter wie Swiss und Austrian Airlines bereits in der Vergangenheit Verbindungen zu den großen Umsteige-Drehkreuzen München, Zürich und Wien entweder komplett gestrichen oder durch Bus-Transporte ersetzt. Lufthansa-Manager Jens Ritter hatte zudem grundsätzlich die Einbindung von Nürnberg in das Streckennetz der Airline in Frage gestellt. Ryanair will sein Programm am Albrecht-Dürer-Airport und weiteren deutschen Flughäfen ebenfalls ausdünnen.

Es fehlt an Geschäftsreisenden

Allerdings ist die Lage nicht in allen Luftverkehrs-Segmenten schlecht. So boomt nach wie vor die Nachfrage nach touristischen Flügen, etwa zu Zielen rund um das Mittelmeer. Ein Sprecher des Albrecht-Dürer-Flughafens sagte dem BR, deshalb könne man wohl auch kompensieren, dass die Lufthansa-Tochter Eurowings im kommenden Sommer vier Ziele wie Rom oder Rhodos nicht mehr von Nürnberg aus ansteuert.

Schwieriger ist die Situation bei den geschäftlichen Flügen. Angesichts der schwachen Konjunktur sparen viele Unternehmen bei Geschäftsreisen. Dazu kommt, dass sich ein erheblicher Teil der Meetings ins Internet verlagert hat. Viele Geschäftsreisen wurden damit schlicht überflüssig.

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