Der ADAC warnt vor dem Kauf eines Kindersitz-Modells fürs Auto. In Tests seien "gravierende Sicherheitsprobleme" aufgefallen.
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Der ADAC warnt vor dem Kauf eines Kindersitz-Modells fürs Auto. In Tests seien "gravierende Sicherheitsprobleme" aufgefallen.

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Kindersitz fällt bei Crashtest durch: Was beim Kauf wichtig ist

Kindersitz fällt bei Crashtest durch: Was beim Kauf wichtig ist

Die Sicherheit ihrer Kinder ist für Eltern oberstes Gebot. Für einen Autokindersitz geben sie viel Geld aus. Nun fiel einer der Sitze spektakulär durch einen Produkttest. Warum der Sitz zuvor trotzdem verkauft werden durfte, erfahren Sie hier.

Wer viel Geld für die Sicherheit seiner Kinder ausgibt, der möchte natürlich auch sicher sein, dass sich die Investition gelohnt hat. Heikel wird es, wenn dann ein Kindersitz im Test versagt, so geschehen bei einem aktuellen Test von ADAC und Stiftung Warentest.

Lebensgefährlich: Sitzschale löst sich im Kindersitz-Crashtest

Beide warnen vor dem Kauf des Kindersitzes Viaggio Twist von Peg Perego und der Isofix-Station des Herstellers, die auch für verschiedene Babyschalen verwendet werden kann. Die Sitzschale des Modells löste sich im Frontalcrashtest und der Sitz flog samt Dummy durchs Auto.

Im Crashtest des Viaggio Twist brach beim Frontalaufprall zunächst der Stützfuß von der Isofix-Basis ab. Durch die dabei auftretenden Kräfte löste sich der Sitz von der Basis. "Solch ein eklatantes Versagen wie bei dem Peg Perego ist absolut die Ausnahme", sagt Dennis Stieler von Stiftung Warentest im Interview mit BR24. "Wir hatten aber schon mal einen sehr ähnlichen Fall im Frühjahr 2021 bei dem Chicco Kiros, hier hatte sich die Verankerung zwischen Sitz und Basis beim Aufprall gelöst."

Der Viaggio Twist lässt sich sowohl in Fahrtrichtung als auch entgegen der Fahrtrichtung einbauen. In der rückwärts gerichteten Position löste sich nach dem Brechen des Stützfußes der Sitz komplett und flog samt Test-Dummy unkontrolliert nach vorn. Das bedeutet nicht nur für das Kind Lebensgefahr, sondern für alle Insassen des Autos. In Fahrtrichtung löste sich der Sitz teilweise von der Basis und der Dummy wurde weit nach oben und vorn geschleudert – für das Kind ein hohes Verletzungsrisiko.

Wie werden Kindersitze getestet?

Kindersitze auf dem Markt müssen den Normtest Euro NCAP bestehen und gelten damit als sicher. Die Crashtests der Stiftung Warentest mit dem ADAC und internationalen Partnern sind "ein wenig härter" als der Normtest, sagt Dennis Stieler. Heißt, "ein bisschen mehr Gewicht, ein bisschen höhere Geschwindigkeit, ein versetzter Frontalaufprall."

Damit seien die Tests strenger als die Zulassungsprüfungen, die auch der Sitz und die Basis von Peg Perego erfüllen. "Unsere Tests bilden ein realistisches Unfallgeschehen ab und werden von den meisten Kindersitzherstellern bei der Entwicklung ihrer Produkte berücksichtigt", erklärt Stieler. Bei der Unfallsicherheit gebe es bei den Herstellern keine flächendeckenden Probleme. "Bei Schadstoffen sieht es ein bisschen anders aus, da haben wir öfters Ausreißer", sagt Stieler.

Ich habe den Kindersitz von Peg Perego – was nun?

ADAC und Stiftung Warentest raten davon ab, den Peg Perego Viaggio Twist + Base Twist weiterzunutzen. Der Hersteller habe die Auslieferung bereits gestoppt. Der Sitz ist seit Oktober 2023 auf dem Markt. Direkt nach Deutschland ausgeliefert seien bislang nur wenige Sitzschalen, zitierte der ADAC den italienischen Hersteller Peg Perego. Ein Anspruch auf Rückgabe oder Umtausch bestehe zwar nicht, doch Eltern könnten beim Hersteller-Kundenservice um Kulanz bitten, erklärte der ADAC. Sollte dieser sich weigern, könne man auch einen Sachmängelhaftungsanspruch [externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt] geltend machen.

Wie transportiert man ein Kind am besten im Auto?

Zunächst einmal ist es wichtig, den Sitz korrekt einzubauen und die Kinder richtig anzuschnallen. Laut der Deutschen Verkehrswacht wird nur rund ein Drittel aller Kinder im Auto korrekt gesichert.

Babys müssen bis zu einem Alter von 15 Monaten rückwärtsgerichtet in einer Babyschale transportiert werden. Wird eine solche auf dem Beifahrersitz platziert, dann muss der Frontairbag ausgeschaltet sein. Sonst wären bei einem Unfall schwere Verletzungen die Folge. Man sollte allerdings nicht vergessen, den Airbag später auch wieder einzuschalten. Lässt sich der Airbag zum Beispiel bei älteren Modellen nicht ausschalten, dann muss das Baby auf der Rückbank transportiert werden. Allzu lange Autofahrten sind im Übrigen nicht gut, weil die Sitzposition den Rücken des Babys belastet.

Manche Experten raten dazu, Kinder bis zum vierten Lebensjahr rückwärtsgerichtet fahren zu lassen. Denn bei einem Crash werden die Kräfte des Aufpralls auf den Rücken des Kindes verteilt und die Sitzschale verteilt und nicht wie beim Vorwärtsfahren auf den Nacken, bzw. auf den Gurt. Allerdings passen sogenannte Reboarder nicht in jedes Auto, hier sollte man sich vorher beraten lassen und Sitze ausprobieren – und auch mit den Beinen wird bei fortschreitendem Alter dann der Platz irgendwann knapp.

"Solange das Kind reinpasst und mitmacht, würde ich immer die rückwärtsgerichtete Variante bevorzugen", sagt Dennis Stieler. Bei den Sitzen für größere Kinder sei darauf zu achten, den Sitz und den Gurtverlauf richtig einzustellen. Stieler plädiert für einen Sitz mit Isofix-Halterung, die standardmäßig allerdings nur auf den Rücksitzen eingebaut ist.

Welcher Kindersitz ist der richtige für mein Kind?

Früher galt für den geeigneten Kindersitz eine Gewichtstabelle (UN ECE Reg. 44). Seit dem 1.9.2023 dürfen nach dieser Norm eingeteilte Sitze nur noch bis August 2024 aus Lagerbeständen verkauft werden. Die aktuelle Zulassungsnorm (UN ECE Reg. 129, kurz: i-Size-Norm) richtet sich nach der Größe des Kindes. Grund: Die meisten Eltern kennen eher die Größe als das Gewicht ihres Kindes. Die Einteilung nach Größenklassen nehmen die Hersteller selbst vor. "Sie müssen nur transparent und eindeutig klarmachen, für welche Größen dieser Sitz geeignet ist", sagt Stieler.

Dennis Stieler von Stiftung Warentest rät dazu, beim Kindersitzkauf das Kind unbedingt mit ins Geschäft zu nehmen und Probesitzen zu lassen: "Das Kind muss sich wohlfühlen." Er rät von Blindkäufen im Internet ab, zumal man im Falle einer Reklamation dann viel leichter einen Ansprechpartner habe.

Und was ist mit gebrauchten Kindersitzen?

Kindersitze haben tatsächlich so etwas wie ein Verfallsdatum. Der Hersteller garantiert die Haltbarkeit für die ausgewiesene Nutzungsdauer. "Wenn ich weiß, dass der Sitz noch jung genug ist und wenn ich die Quelle kenne, wo kommt der Sitz her und wie wurde er vorher genutzt, dann kann ich auch einen gebrauchten Kindersitz nutzen", so Stieler. Aus unbekannter dritter Hand rät Stiftung Warentest davon ab, gebrauchte Sitze zu kaufen. "Denn dann kann man sich nicht sicher sein, ob der Sitz schon mal einen Unfall überstehen musste."

Mit Informationen von AFP und dpa

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