An den Wochenenden in der Innenstadt ausgiebig Läden nach Weihnachtsgeschenken durchstöbern und mit vollen Taschen wieder nach Hause zurückkehren – diese Art des Shoppings vor Weihnachten scheint immer weniger Leute zu begeistern oder ist aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich.
Die Bilanz des Weihnachtsgeschäfts im bayerischen Einzelhandel spiegelt das wider, sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern: "Das Weihnachtsgeschäft war in diesem Jahr wieder einmal saft- und kraftlos." Die Branche habe gehofft, die Umsätze des Vorjahres erreichen zu können, was wohl auch knapp klappen werde. Allerdings: "Die Vorlage aus dem Jahr zuvor war auch schon sehr schwach."
Weltlage hält auch beim Shopping an Weihnachten zurück
Laut Ohlmann war die Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden bereits das ganze Jahr über spürbar. Viele hätten angesichts der unsicheren weltpolitischen Situation und gestiegener Preisen nach Rabattaktionen geschaut und auch bei den Weihnachtseinkäufen stärker auf ihr Budget geachtet.
Da das Weihnachtsgeschäft erfahrungsgemäß 20 Prozent des Jahresgeschäfts im bayerischen Einzelhandel ausmacht, werde es für Händler bedrohlich, wenn diese Rechnung nicht mehr aufgeht.
Deutschlandweit geringe Kauflaune zu Weihnachten
Ein ähnliches Bild zeigte bereits am vierten Adventssonntag eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland. Unter 300 befragten Unternehmen waren 17 Prozent mit dem Weihnachtsgeschäft bis zum vierten Advent zufrieden und 66 Prozent unzufrieden.
Die Umfrage zeigte auch, dass es vor dem vierten Advent vor allem in den Innenstädten, Vororten und Stadtteilzentren etwas besser lief. Kleidungsgeschäfte, Buchläden und Spielwarengeschäfte profitierten teilweise davon. Allerdings gingen insgesamt weniger Menschen einkaufen und anstatt mehrerer Shoppingausflüge gönnten sie sich dann beispielsweise nur einen Nachmittag, um alles zu besorgen.
Weniger Besucher auf Weihnachtsmärkten
Wichtig für den Einzelhandel ist auch das Besucheraufkommen auf den Weihnachtsmärkten. "Wer den Weihnachtsmarkt in einem bayerischen Ort besucht, der gibt auch immer Geld im Einzelhandel aus", sagt Ohlmann.
Laut dem Deutschen Schaustellerbund waren dieses Jahr weniger Besucherinnen und Besucher auf deutschen Weihnachtsmärkten unterwegs. Vor allem zu Beginn der Saison hätten sich viele Familien gegen den Besuch entschieden. Dem Schaustellerbund zufolge hat die intensive Berichterstattung über Sicherheitsfragen die Menschen verunsichert.
Auch Zahl der Spender geht zurück
Auch die Bereitschaft, außerhalb des Freundes- oder Familienkreises Gutes zu tun, nimmt offenbar ab. Seit Jahren geht die Zahl der Spenderinnen und Spender in Deutschland zurück. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) erklärt das mit der Inflation, den verschiedenen Krisen weltweit und der wirtschaftlichen Unsicherheit in Deutschland.
Einzelne Spenderinnen und Spender greifen dafür aber tiefer in die Tasche und spenden höhere Summen, so der Deutsche Spendenrat. Das DZI rechnet dieses Jahr mit einer ähnlichen Spendensumme wie vergangenes Jahr: 12,5 Milliarden Euro von privaten Haushalten. Finale Zahlen für den Jahresendspurt stehen allerdings noch nicht fest und nach Angaben des Deutschen Spendenrats fallen traditionell etwa 20 Prozent der Gesamtspenden eines Jahres auf den Dezember.
Erstmals weniger Spenden von über 70-Jährigen
Besonders engagiert spenden Menschen ab 60 Jahren. Sie machen einen Anteil von fast 60 Prozent aller Beträge aus. Erstmals gesunken ist dem Deutschen Spendenrat zufolge das Spendenaufkommen der über 70-Jährigen.
Dass sich viele Leute rund um die Feiertage großzügiger zeigen, spiegelt auch die BR-Spendenaktion Sternstunden wider. Hier wurden Mitte Dezember an einem einzigen Tag 13,24 Millionen Euro Spenden für Kinderhilfsprojekte eingesammelt. Nach einem stetigen Anstieg des Spendenaufkommens über die vergangenen vier Jahre bedeutete das einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2024 – hier waren es noch 13,69 Millionen Euro.
Im Audio: Einzelhändler ziehen Bilanz
Kundinnen und Kunden achten bei den Weihnachtseinkäufen dieses Jahr stärker auf ihr Budget.
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