Anleger brauchen starke Nerven. Anfang April hat der DAX in wenigen Tagen rund acht Prozent an Wert verloren. Trump hatte gerade den "Zollhammer" ausgepackt. Doch schon wenige Tage später setzte der "Dealmaker" die Zölle schon wieder aus. Die Einigung mit Großbritannien soll der Auftakt für Abkommen mit den 17 größten Handelspartnern der USA sein. An den Börsen ist die Erleichterung groß. Zum Wochenende erreichte der DAX mit rund 23.400 (Stand: Freitag) neue Bestmarken. Doch die Erfahrung der letzten Monate zeigt: Der Wind kann sich schnell wieder drehen.
Im DAX ist es völlig normal, dass nicht alle 40 Aktien bei der Rekordjagd mitmachen. Beim aktuellen Höhenflug sind einige dabei, die noch vor Jahren ums Überleben kämpften. Andere wiederum scheinen allen Stürmen zu widerstehen.
Versicherer: Solide und erfolgreich
Ganz oben stehen die großen Versicherer. Die Allianz, die Münchener Rück und die Hannover Rück überzeugen seit Jahren mit ihrer Geschäftspolitik. Sie verwöhnen ihre Anleger mit stabilen und ständig steigenden Kursen und hohen Dividenden.
Die Allianz kostet rund 360 Euro. Bemerkenswert: Sie hat noch nicht die Rekorde von vor über 20 Jahren erreicht. Die Münchener Rück hat mit rund 590 Euro die alten Bestmarken übertroffen. Die Hannover Rück stellt mit ihren aktuellen Kursen um 280 Euro die beiden anderen mehr als deutlich in den Schatten.
Banken nach dramatischen Jahren im Aufwind
Die Commerzbank und die Deutsche Bank strapazierten seit der Lehman-Pleite 2008 die Nerven ihrer Aktionäre aufs Äußerste. Die Deutsche wurde von vielen Skandalen und Strafzahlungen in Milliardenhöhe gebeutelt, die Commerzbank kämpfte um ihr Geschäftsmodell und ihre Existenz. Die Kurse ihrer Aktien fielen auf Werte zwischen 4 und 6 Euro.
Phasenweise wurde spekuliert, beide Frankfurter Großbanken müssten sich zusammenschließen, um zu überleben. Harte Sanierungsprogramme, der Abbau tausender Stellen sind mittlerweile von Erfolg gekrönt. Beide Geldhäuser erzielen wieder Gewinne in Milliardenhöhe. Die Commerzbank wird zusätzlich vom Einstieg der italienischen Großbank Unicredit getrieben. Ihre Kurse erholten sich auf 24 bis 26 Euro. Und so gehören beide Aktien zu den treibenden Kräften im DAX.
Siemens Energy mit einzigartigem Comeback
Wie Phoenix aus der Asche steigt die Aktie von Siemens Energy auf neue Rekordhöhen. Die Siemenstochter ist erst seit 2020 an der Börse notiert. Die Probleme bei der spanischen Windkrafttochter Gamesa überschatteten über Jahre die Erfolge, die der Konzern mit Gas- und Dampfturbinen, Generatoren und Transformationen hatte. Die Aktie feiert im DAX ein einzigartiges Comeback. Seit den Tiefstständen im Herbst 2023 hat sich ihr Kurs mehr als verzehnfacht, auf rund 75 Euro.
Der Weisheit letzter Schluss
Börsen sind unberechenbar. Kaum eine Aktie geriet nicht in die Turbulenzen, die Trump an den Märkten ausgelöst hatte. Die Frage ist, ob sie eine eigene Geschichte haben, die sie wieder für die Anleger interessant macht. In schwierigen Zeiten sind regelmäßig die berühmten Schnäppchenjäger unterwegs. Für sie sind Werte wie die Bankaktien von Interesse, die einen "Turnaround" machen. Solche Konzerne haben sich nach einer Rosskur neu aufgestellt, ihre Geschäftsmodelle funktionieren wieder. Ihnen steht eine gute, erfolgreiche Zukunft bevor. Ihre Aktienkurse sind aber von den alten Bestmarken noch weit weg.
Werte wie die Versicherer sind solide. Sie verdienen über Jahrzehnte gutes Geld. Sie verwöhnen ihre Aktionäre regelmäßig mit hohen Dividenden. Anleger, die solche Aktien kaufen, investieren langfristig. Sie sind geduldig. Sie wissen, dass sie auch einen Donald Trump überstehen können.
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