Autobauer BMW hat seinen Gewinn deutlich gesteigert. Das satte Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdanken die Münchner einem Sondereffekt. Im dritten Quartal 2024 belasteten nämlich mangelhafte Bremsen eines Zulieferers die Ergebnisse, das Vergleichsquartal fiel also dementsprechend schwach aus. Umso besser wirken die Zahlen im aktuellen Quartal: Eine Verdreifachung des Gewinns auf rund 1,7 Milliarden Euro.
BMW setzt sich von der deutschen Konkurrenz ab
Aber auch ohne diesen Sondereffekt stehen die Münchner im Vergleich zur Konkurrenz besser da. Denn während Audi und Mercedes in den ersten neun Monaten des Jahres zum Teil deutliche Rückgänge bei den Auslieferungen und Ergebnissen hinnehmen mussten, konnte BMW seine Verkäufe sogar um 2,4 Prozent steigern, auf rund 1,8 Millionen Auslieferungen. Bei Audi waren es im gleichen Zeitraum weniger als 1,2 Millionen Fahrzeuge.
Die Ingolstädter konnten zwar trotzdem ihren Umsatz steigern auf rund 48,4 Milliarden Euro, während es bei BMW hier um rund 5,5 Prozent runterging auf knapp 100 Milliarden Euro.
Vergleicht man allerdings das Ergebnis, steht Audi wiederum schlechter da. Zieht man vom Umsatz nämlich Kosten und Steuern ab, zeigt sich bei den Ingolstädtern ein Gewinn von unter 2,1 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte er 2,4 Milliarden betragen.
Bei Mercedes hat sich das Ergebnis in dem Zeitraum glatt halbiert, auf unter 3,9 Milliarden Euro. BMW verdiente in den ersten neun Monaten 5,7 Milliarden Euro, ein Minus von rund sieben Prozent.
Herausforderungen bleiben
Doch auch BMW kann sich der Krise in China nicht entziehen. Mehr als 100 heimische Marken buhlen auf dem weltgrößten Automarkt um Kunden und nehmen den deutschen Herstellern rasant Marktanteile ab. Der Absatz der Münchner dort sank allein im abgelaufenen Quartal um elf Prozent. Der Konzern hat die heimischen Händler mit einem dreistelligen Millionenbetrag gestützt, wie Finanzvorstand Walter Mertl erklärte. Aber immerhin konnte BMW das Minus durch höhere Auslieferungen in den USA und Europa mehr als wettmachen. Auf das Ergebnis drücken zudem die hohen Zölle, die in den USA für Importautos verlangt werden.
Daneben werden auch in der EU hohe Zölle fällig: Denn die Elektroautos der Tochterfirma Mini entstehen in China und müssen dementsprechend importiert werden. Man rechne mit einer Zollbelastung von 1,5 Prozentpunkten auf die EBIT-Marge im Segment Automobile für das Gesamtjahr, so Mertl. Die EBIT-Marge drückt das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Verhältnis zum Umsatz aus. Die Zölle dürften die Geschäfte also mit einem höheren dreistelligen Millionenbetrag belasten. Immerhin kann BMW anders als Audi durch sein großes US-Werk in Spartanburg den Zöllen zum Teil ausweichen.
Lage wegen Nexperia bleibt angespannt
Man habe gezeigt, wie robust und tragfähig ihr Geschäftsmodell sei, so BMW-Chef Oliver Zipse. Der Konzern ist global recht gleichmäßig aufgestellt und verfolgt konsequent seine langfristig angelegte Strategie. Anders als bei Mercedes gab es hier keinen Schwenk. Die Stuttgarter wollten zu einem reinen Luxushersteller aufsteigen, der in naher Zukunft nur noch Elektroautos verkauft. Doch die bisherigen Elektromodelle entwickelten sich zu Ladenhütern.
Mittlerweile rudert der Vorstand hier zurück und hat auch das Design der Elektroautos gründlich überarbeitet. Doch ein Thema beschäftigt aktuell die ganze Branche: die Lieferprobleme des Halbleiterherstellers Nexperia. Aktuell laufe die Produktion bei BMW, aber die Situation bleibe volatil, so Zipse. Man stehe im engen Kontakt mit den Lieferanten und bewerte die Lage fortlaufend.
BMW setzt auf "Neue Klasse"
Mit ein Grund für den Gewinnsprung waren die erwartungsgemäß niedrigeren Ausgaben für Forschung und Entwicklung. BMW hatte viel Geld in seine "Neue Klasse" investiert, das ist jetzt nicht mehr nötig. Die Serienproduktion des ersten rein elektrischen Modells iX3 in Debrecen in Ungarn ist gestartet. Vorstandschef Zipse zufolge reichen allein die derzeitigen Bestellungen "bereits mehrere Monate ins Jahr 2026 hinein". In China setzen die Münchner auf eine lokale Langversion und Funktionen mit heimischen Technologieanbietern wie Alibaba, DeepSeek und Momenta. Da mache er sich keine großen Sorgen. Für das Gesamtjahr hat der Vorstand seine vor kurzem gesenkte Prognose bestätigt. Demnach wird der Vorsteuergewinn im Gesamtjahr voraussichtlich im einstelligen Prozentbereich zurückgehen.
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