Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ) - am 11. November 1955 als "Bayerische Zentrale für Heimatdienst" gegründet - will seit nunmehr 70 Jahren politische Bildung und demokratische Werte vermitteln sowie zur gesellschaftlichen Teilhabe anregen. Gelingen soll das zum Beispiel mit Informationsbroschüren, Karten und Büchern, Ausstellungen, Podcast, Vorträgen und Workshops an Schulen, Universitäten und in der Erwachsenenbildung.
Das Angebot richtet sich zwar vorwiegend, aber eben nicht nur an junge Menschen, betont Rupert Grübl, seit 2019 Direktor der BLZ, im BR-Interview. "Wir beginnen im Vorschulalter, weil wir der Meinung sind, dass politische Bildung nicht früh genug beginnen kann, und wir haben auch Angebote für Seniorinnen und Senioren. Wir sind also für alle da."
Politische Bildung in Zeiten von Social Media
Für alle in puncto politischer Bildung da zu sein, ist eine große Herausforderung, gerade in Zeiten digitaler Kommunikation und Social Media. Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, nennt diese durch das Internet entstandene Debattenkultur "die Globalisierung des Diskursraumes".
Was hilft gegen die Radikalisierung in Social Media? Werben für den rationalen Diskurs im öffentlichen Raum, sagt er. "Da müssen sich auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler so in den öffentlichen Raum begeben, dass sie sich nicht nur untereinander unterhalten, sondern auch mit Menschen, die vielleicht nicht so viel damit zu tun haben", betont der Historiker.
Andrea Szukala, Lehrstuhlinhaberin für Politische Bildung und Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Augsburg, sagt, dass es "eine gute Koppelung geben muss von analoger und digitaler Bildung", damit politische Bildung und demokratische Wertevermittlung im Zeitalter digitaler Kommunikation gelingt. Wieder zu lernen, in "hergebrachten Formaten" zu diskutieren, sei dabei ein entscheidender Punkt. Es gehe darum, die digitalen Geräte auch einmal wegzulegen. "Es ist wichtig, dass wir die Zeit zurückgewinnen für echte Bildungsprozesse und für ein echtes demokratisches Miteinander", sagt die Bildungswissenschaftlerin dem BR.
Viel Stolz und Lob für die Arbeit der BLZ
Genau solche Projekte, die die Menschen erreichen und zur politischen Bildung beitragen sollen, unterstützt die BLZ. So hat die Einrichtung im Jahr 2024 mit ihren Aktionen über 2.600 Grundschulkinder erreicht, 2.800 Lehrkräfte in Bayern für Grundschulkinder fortgebildet und für 68.000 Schülerinnen und Schüler die Fahrtkosten zu KZ-Gedenkstätten in Bayern erstattet.
Auf ein paar Projekte ist Rupert Grübl besonders stolz. Das erst unlängst neu eingeweihte Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth (externer Link) zur Geschichte der deutschen Teilung etwa. Oder die Dauerausstellung auf Herrenchiemsee (externer Link) zum Verfassungskonvent 1948. Oder auf "Deine Stimme" (externer Link), ein Computerspiel, das Schülerinnen und Schüler für populistische und antidemokratische Strömungen in der Politik sensibilisieren soll. Für dieses "Game", wie Grübl sagt, hat die BLZ heuer sogar den Deutschen Computerspielpreis gewonnen. Auch finanziell ist die Einrichtung laut Grübl "gut aufgestellt", wenngleich die BLZ an der "einen oder anderen Stelle noch mehr gebrauchen könnte".
Selbst von ihrer Vorgesetzten kam Lob für die Arbeit der BLZ. Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) sagte auf der Veranstaltung anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Einrichtung im BR-Interview: "Ich bin da immer wieder begeistert, wie innovativ die BLZ gerade die jungen Menschen erreicht und das ist entscheidend, da zu sein, wo die jungen Menschen sind und sie in ihrer Lebensrealität abzuholen." Eine Begeisterung, die viele teilen. Auf ihren Social-Media-Kanälen wie Instagram, Bluesky, LinkedIn und YouTube hat die Einrichtung nach eigenen Angaben durchschnittlich etwa 5.000 Abonnenten. Den Newsletter der BLZ haben rund 7.000 Menschen abonniert.
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