Ein riesiger Buckelwal taucht über der Wasseroberfläche auf.
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Wale produzieren mit ihren Ausscheidungen Nährstoffe für Plankton und sie speichern eine Menge Kohlenstoff in ihrem Körper.

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Gärtner der Meere - Wie Wale zum Klimaschutz beitragen

Gärtner der Meere - Wie Wale zum Klimaschutz beitragen

Wale sind elegant, intelligent und sozial versiert. Weniger bekannt war bisher, dass sie auch zum Klimaschutz beitragen. Wale haben im Ozean eine ähnliche Bedeutung wie Bäume im Wald, sagen Wissenschaftler. Doch wie groß ist ihr Einfluss wirklich?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Um die Größe eines Blauwals anschaulich zu beschreiben, braucht es ein paar spektakuläre Vergleiche: Der Blauwal kann so viel wiegen wie 2.500 Menschen, hat ein Herz in der Größe eines Kleinwagens und eine Zunge mit dem Gewicht eines Elefanten! Kurz gesagt: Blauwale sind die größten Lebewesen der Erde und können bis zu 30 Meter lang werden. Als solche spielen sie, zusammen mit ihren Artgenossen, in mehrfacher Hinsicht eine große Rolle für die Erhaltung des Ökosystems.

Wale produzieren Nährstoffe für Plankton

Entsprechend ihrer majestätischen Größe fressen Wale täglich tonnenweise Futter: Krill, Fisch und Tintenfisch. Entleeren sie ihren riesigen Darm, transportieren sie damit große Mengen an wertvollen Nährstoffen an die Wasseroberfläche. Ähnlich wie Kuhfladen oder Pferdeäpfel "düngen" ihre Exkremente die Meere. Denn Wal-Kot enthält Stickstoff, Phosphor und Eisen, wichtige Nährstoffe, die das Phytoplankton im Wasser sprießen lassen.

Phytoplankton entzieht der Atmosphäre CO2

Diese winzigen Pflanzen und Algenpartikel dienen nicht nur als Nahrungsmittel für andere Lebewesen. Durch Photosynthese entzieht Phytoplankton der Atmosphäre Kohlendioxid (CO2) und bindet es zu Kohlenstoff. "Der geht in den Nahrungszyklus ein und verbleibt dann erstmal in gebundener Form," erklärt Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund.

Wale speichern Kohlenstoff im Körper

In antarktischen Gewässern, die arm an Nährstoffen sind, können die Exkremente der Meeressäuger beispielsweise den Eisengehalt hochkurbeln. Man kann sich also Wale als eine Art "Gärtner der Meere" vorstellen. Gleichzeitig ist ihr Körper ein großer Speicher für Kohlenstoff. Stirbt das Tier, sinkt der Kadaver auf den Meeresboden und lagert dort Hunderte von Jahren. Und da der Kohlenstoff darin langfristig gebunden ist, kann sich daraus auch kein klimaschädliches CO2 bilden.

Je mehr der Wal frisst, desto mehr Kohlenstoff nimmt er auf

Der Kohlenstoff gerät über die Nahrungskette auf kurzem Wege vom Plankton in den Wal. Je mehr das Tier frisst, desto größere Mengen an Kohlenstoff nimmt es auf – und desto besser für den Klimaschutz, so Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund:

"Wenn es viele Wale gibt, dann wirken sie theoretisch so wie ein Wald an Land." Michael Dähne, Deutsches Meeresmuseum Stralsund

Laut Michael Dähne hat ein durchschnittlicher Wal demnach eine ähnliche Klima-Wirkung wie 1.375 Bäume. Diese Berechnung ist zwar mit hohen Unsicherheiten behaftet, doch nicht unrealistisch, so Dähne. Wale könnten also eine ähnliche Rolle für den Klimaschutz spielen wie Wälder.

Walpopulation im 20. Jahrhundert drastisch geschrumpft

Doch die Rechnung hat einen Haken: Jahrhundertelang wurden Wale intensiv gejagt. Allein im 20. Jahrhundert wurde die Walpopulation um rund 80 Prozent dezimiert. Der Blauwal stand kurz vor dem Aussterben.

Das habe entsprechende Folgen für den Klimaschutz, sagt der Meeresbiologe Morten Iversen vom Alfred-Wegener-Institut. Die Wissenschaft gehe heute davon aus, dass die Wale, global geschätzt, 72. 000 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr zum Meeresboden "exportiert" haben, so Iversen. Das war allerdings, bevor der Mensch angefangen hat, die Tiere zu jagen. Jetzt geht man von 1.000 Tonnen jährlich aus, wobei sich die Zahl ausschließlich auf Blauwale bezieht. "Der Walfang hat also einen großen Unterschied gemacht."

Wale wachsen nur sehr langsam

Im Moment seien die Wale also nicht die wichtigsten Organismen für Pflanzenwachstum und für CO2-Speicherung im Meer, so Meeresbiologe Morten Iversen. Die Frage, ob sich das ändern könnte, falls die Zahl der Wale wieder zunimmt, beschäftigt die Forschung dennoch. Sie wird allerdings nicht so schnell zu beantworten sein. Denn Wale sind Tiere, die langsam wachsen, daher brauchen auch die Walbestände sehr lange, um zuzulegen, erklärt Michael Dähne: "Den Bestand auf seine ursprüngliche Anzahl zurückzubringen, das könnte sehr, sehr lange dauern, nicht nur 100, sondern 500 oder 1000 Jahre."

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