(Symbolbild) Ziehende Kraniche vor Vollmond
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(Symbolbild) Mit einem KI-unterstützten Projekt wollen Naturschützer den nächtlichen Vogelzug sicht- und hörbar machen.

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Mit KI mehr über nächtliche Vogelzüge erfahren

Mit KI mehr über nächtliche Vogelzüge erfahren

Der nächtliche Vogelzug soll dank Künstlicher Intelligenz besser erforscht werden. Bisher ist es laut Landesbund für Vogel- und Naturschutz schwierig, das Phänomen zu erfassen. Wie die KI dabei helfen kann, soll ein Pilotprojekt in Regensburg zeigen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Hilpoltstein will Künstliche Intelligenz (KI) für die moderne Vogelbeobachtung einsetzen. Wie der Umweltverband mitteilte, startet jetzt gemeinsam mit der Kreisgruppe Regensburg das Pilotprojekt "Faszination nächtlicher Vogelzug". KI soll dabei helfen, Zugvögel wie Kraniche bei ihren nächtlichen Reisen zu ihren Sommer- und Winterquartieren besser zu dokumentieren – mittels ihrer Rufe. Ziel sei es, gefährdete Arten besser zu schützen, etwa durch Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung.

Automatische Erkennung und Auswertung von Vogelrufen

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage, wie moderne Technik dabei helfen kann, das bislang schwer zu erfassende Naturphänomen des nächtlichen Vogelzugs besser zu dokumentieren. So werden nun zum Beispiel mithilfe von Aufnahmegeräten und KI-Programmen wie der Open-Source-Anwendung BirdNET Flugrufe automatisch erkannt und ausgewertet.

"Mit einem KI-gestützten bioakustischen Monitoring der Flugrufe machen wir den nächtlichen Vogelzug vor Ort sichtbar, sodass dieses bisher kaum bekannte nächtliche Phänomen für eine breite Öffentlichkeit erlebbar wird. Auf dieser Basis können dann lokale Schutzmaßnahmen entwickelt werden", erklärt Lisa Gill, wissenschaftliche Mitarbeiterin im LBV-Artenschutzreferat. Ein konkretes Beispiel sei der Schutz der Vögel vor Störungen durch künstliches Licht.

Drei Standorte entlang der Donau in Regensburg

Das Spannende sei, so Lisa Gill auf BR-Nachfrage, dass das Projekt – umgesetzt von der LBV-Kreisgruppe Regensburg – jetzt erst anläuft. So könne man noch gar nicht sagen, welche Vögel wohl zu hören sein werden, die nachts im Vogelzug über Regensburg und Umgebung fliegen. Regensburg sei mit der Donau ein sehr guter Standort, weil die Vögel entlang markanter geografischer Marken wie eben großer Flüsse ziehen. Zu den nächtlichen Zugvögeln gehören zum Beispiel auch Stare, Drosseln und Pieper.

Mit der Hilfe von Ehrenamtlichen auf Vogelruf-Fang

Ehrenamtliche stellen die Kästen an drei Orten entlang der Donau auf, warten sie, wechseln bei Bedarf Speicherkarten und Batterien aus. Diese sogenannten PUCs (Peripheral Unit Controller) nehmen die Rufe auf, die dann automatisch mit KI-unterstützter Technik analysiert werden. "Es wird spannend", so die Biologin, "zu sehen, ob das klappt." Denn es sei schwieriger, die Vögel an ihren Rufen zu erkennen als an ihren Gesängen. So ein Ruf ist ja meistens sehr kurz. Allerdings gäbe es nachts auch weniger andere Geräusche, sodass Lisa Gill auf eine erfolgreiche Datenverwertung hofft. Die Biologin erhofft sich von dem Pilotprojekt unter anderem, dass mehr über die Vogelarten bekannt wird, die nachts durchziehen, aber auch aus welcher Richtung die Zugvögel überhaupt kommen.

Für die Verarbeitung der Rufe wird die von der Uni Chemnitz und der Cornell University entwickelte KI-gestützte Technik verwendet, wie sie bei der Vogelstimm-Erkennungs-App Bird.NET eingesetzt wird. Die erkennt bereits über 3.000 Vogelstimmen.

KI-Pilotprojekt mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums

Das Projekt ist Teil der zweiten Runde der KI-Pilotprojekte für Umweltschutz, die von der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz des Bundesumweltministeriums unterstützt werden. Die Fachexpertinnen und -experten beraten, unterstützen bei der Datenauswertung und der Verknüpfung mit Umwelt- und Wetterdaten – für ein präziseres Bild über Zugrouten und Risiken.

Alle Vogelfreunde können auf Daten zugreifen

Ein besonderer Fokus soll bei dem Projekt auch auf der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger liegen. Denn die erhobenen Daten werden über die Plattform BirdWeather (externer Link), einer sozusagen freien Vogelgesang-Bibliothek, öffentlich zugänglich gemacht. Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und Unternehmen können sich so aktiv beteiligen – sei es durch eigene Beobachtungen oder konkrete Maßnahmen wie das gezielte Abschalten von Lichtquellen. Das Projekt stärke damit auch Citizen Science und den Dialog zwischen Naturschutz, Forschung und Gesellschaft, erklärt der LBV.

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