Wie konnten die Römer einst die Grenze ihres Reiches verteidigen, die an rund 5.000 Kilometern an Flüssen lag? Wie haben Sie ihre Boote genau gebaut? Was waren deren Vorteile gegenüber anderen Schiffen und wie waren damit selbst auf kleineren Flüssen größere Transporte möglich?
Diese und weitere Fragen will ein Team um Boris Dreyer, Professor für Alte Geschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg, beantworten. Studierende und er bauen dazu Boote aus der Römerzeit nach und testen sie auf Herz und Nieren. Jetzt ist ein weiteres Boot dazu gekommen, gebaut ganz ohne Baupläne aus der Antike.
Alle guten Dinge sind drei
Menschen, verkleidet in Römerkostümen, und ein Originalnachbau eines Reisewagens dürfen bei der Taufe der Alchmona rediviva am Altmühlsee bei Gunzenhausen nicht fehlen. Das circa elf Meter lange Schiffe wurde innerhalb von einem Jahr von einem Team aus Studenten und Freiwilligen gebaut, erzählt Boris Dreyer stolz. Die kleine Fähre, auch Prahm genannt, besteht komplett aus Eichenholz, Astgabeln an beiden Seiten stützen die Seitenwände, 600 Eisennägel wurden verbaut. Etwa drei Tonnen, schätzt Dreyer, wiegt das dritte Boot, das er mit seinem Team seit 2016 gebaut hat.
Die Danuvina Alacris war fast drei Jahre auf der Donau unterwegs. Bis zum kommenden Jahr soll sie in einer Werft wieder repariert werden.
Transport auch im flachen Gewässer
Die Alchmona rediviva sei insofern ein besonderes Schiff, weil sie sich gut für den Transport von Gütern auf kleineren Flüssen wie der Altmühl geeignet hatten, sagt Dreyer. Der Rumpf ist flach, hat keinen Kiel, Bug und Heck ähneln einer Rampe. Mit einem Tiefgang von maximal 15 Zentimetern konnten die Römer damals auf kleineren Flüssen wie der Altmühl ihre Stützpunkte mit Material wie Getreide und Kriegsgerät beliefern. Ein wichtiger Vorteil, um die Grenzen zu verteidigen. Solche Prahmen gab es damals in unterschiedlichen Größen.
Originalnachbau nach römischen Vorbild
Der Bau von Booten aus der Römerzeit ist eine große Herausforderung. Denn konkrete Baupläne gibt es keine aus dieser Zeit, sagt Boris Dreyer. Wenn Handwerker etwas Gutes gebaut hatten, legten sie großen Wert darauf, dass niemand sie so einfach kopieren konnte. Deshalb müssen sich Dreyer und sein Team auf archäologische Funde verlassen. Genauso war es bei der Alchmona redivia. Ein Fund im niederländischen Zwammerdam am Niederrhein bildete die Grundlage für den Nachbau. Einige Abschnitte mussten beim Bau aber improvisiert werden.
Von Ingolstadt bis zum Schwarzen Meer
Ähnlich war es beiden vorher gebauten Römerbooten, der Danuvina alacris und der Fridericiana Alexandria Navis. Auch hier gab es keine Baupläne. Mit der Fridericiana, dem ersten Nachbau, fuhr ein Forscherteam die Donau hinunter bis zum Schwarzen Meer. Auch die Danuvina, der zweite Nachbau, ein Ruderboot für circa 20 Menschen, war lange Zeit auf dem Fluss unterwegs. Nach drei Jahren kam sie diese Woche wieder zurück in die Werft am Schlungenhof am Altmühlsee. Das 18 Meter lange und sechs Tonnen schwere gelb-rot gestrichene Patrouillenschiff war unter anderem auf Forschungsmission unterwegs. Es startete in Ingolstadt und fuhr bis nach Südungarn. Jetzt muss es den Winter über in der Werft repariert werden. Algen müssen abgekratzt, die Farbe erneuert und der Rumpf abgedichtet werden, so Dreyer.
Leidenschaft und viel Spaß
Es ist eine eingeschworene Truppe, die zusammen mit Boris Dreyer die römischen Schiffe nachbaut. Studierende, Mitarbeitende der Universität Erlangen-Nürnberg, und Bootsbauer: Alle eint die Leidenschaft, Schiffe aus ferner Vergangenheit zu konstruieren und zu testen. Neben Forschungsfahrten finden immer wieder auch Ausflüge auf den Booten für Touristen statt. Jetzt wartet auf das Team um Dreyer wieder viel Arbeit, damit die Danuvina alacris im April 2026 wieder auf Reisen auf der Donau unterwegs sein kann.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

