Enten einer von Geflügelpest befallenen Anlage wurden am 27. Oktober aus dem Container geholt, in dem sie mit Gas betäubt und getötet wurden.
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Enten einer von Geflügelpest befallenen Anlage wurden am 27. Oktober aus dem Container geholt, in dem sie mit Gas betäubt und getötet wurden.
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Vogelgrippe: Tausende getötete Tiere nicht mehr verwertbar

Vogelgrippe: Tausende getötete Tiere nicht mehr verwertbar

Die Vogelgrippe breitet sich rasant aus. Für Menschen besteht wegen Schutzregeln zumeist keine direkte Gefahr. Doch immer wieder müssen gleich alle Tiere eines Bestands getötet werden. Manche stellen daher die Frage: Warum werden diese entsorgt?

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Wegen des Ausbruchs der Geflügelpest mussten in Deutschland nun bereits mehr als eine halbe Million Tiere getötet werden.

Das ruft bei manchen BR24-Usern Irritationen hervor: "Wurde schon erwähnt, warum eine Verarbeitung der Tiere nicht möglich ist? (...) viele der Tiere sind ja nicht infiziert, sondern werden nur vorsorglich gekeult?", kommentierte User "Bachama". Nutzer "Meine_Sicht_der_Dinge" formulierte es so: "Ich werde nie verstehen, warum auch viele gesunde Tiere getötet werden."

Vogelgrippe: Bei Ausbruch werden oft viele Tiere gekeult

Hintergrund ist die Geflügelpest-Verordnung in Verbindung mit dem EU-Recht. Bei einem Ausbruch der Geflügelpest in einem Geflügelbestand müssen demnach die gehaltenen Vögel des betroffenen Bestands unabhängig von der Anzahl getötet werden. Oft heißt es dann, die Tiere werden "gekeult", was meistens bedeutet, dass sie in einem Container oder geschlossenen Stall eingeschläfert werden, indem der CO₂-Gehalt in dem Raum immer weiter erhöht wird. Anschließend werden die Tiere auf einen Lkw geladen und zur Tierkörperbeseitigungsanlage gebracht.

"Die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) geht innerhalb weniger Tagen nach der Infektion mit tödlichen Verlusten von über 90 Prozent der Tiere eines Bestandes einher", teilt Robert Schmack, erster Vorsitzender des Landesverbands der Bayerischen Geflügelwirtschaft, auf BR24-Nachfrage mit. "Daher werden nach Auftreten alle Tiere des betroffenen Bestandes notgetötet, um die massenhafte Vermehrung des Virus zu verhindern und dem qualvollen Tod durch die Infektion zuvorzukommen."

Ein Fall in Niederbayern

In Bayern gab es laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bislang einen Ausbruch [Stand: 29. Oktober, externer Link]. Dieser wurde in einem Geflügelbestand mit rund 3.000 Tieren im niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau festgestellt.

Die Geflügelpest ist laut den Experten für die empfänglichen Arten hochinfektiös und stark krankmachend. "Innerhalb eines Stalls muss davon ausgegangen werden, dass sich alle Tiere über einen kurzen Zeitraum infizieren und sterben würden", heißt es auch vom Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, auf Anfrage. "Deshalb wird nicht nach kranken und noch gesunden Tieren differenziert, denn auch gesund erscheinende Tiere können schon infiziert sein."

Verwertung gesetzlich nicht erlaubt

Theoretisch müsste man gesund aussehende Tiere erst untersuchen, bevor sie verwertet werden könnten: "Aber in dieser Zeit zwischen Probennahme und Ergebnis könnte sich das Tier auch schon wieder angesteckt haben", so die Pressestelle. Auch deshalb sei eine Verwertung des Fleischs als Lebensmittel, auch nach gründlichem Erhitzen, nicht erlaubt. "Darüber hinaus wäre der Transport dieser potenziell infizierten Tiere mit Risiken und die Verarbeitung vermutlich mit hohen Auflagen verbunden." Denn tote, infizierte Tiere tragen eine hohe Viruslast, die nicht in die Umwelt gelangen sollte.

Eine Übertragung von Geflügelpest-Viren über Lebensmittel, die von infiziertem Geflügel gewonnen wurden, ist theoretisch denkbar, schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut online, aber eben hierzulande unwahrscheinlich. Denn: "Das Tierseuchenbekämpfungssystem in Deutschland trägt Sorge, dass infiziertes Geflügel rasch identifiziert und Produkte infizierter Bestände nicht in Verkehr gebracht werden."

Risikoeinschätzung für Menschen

Grundsätzlich seien Infektionen des Menschen mit dem Vogelgrippe-Virus selten, informiert unter anderem das Bundesinstitut für Risikobewertung [externer Link]. Direkter und enger Kontakt mit infizierten Tieren etwa im Stall scheine der hauptsächliche Übertragungsweg auf den Menschen zu sein. Für Verbraucher: Da das Virus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen ist, seien bei gut durcherhitzten Lebensmitteln – also ein paar Minuten bei einer Temperatur von mindestens 70 Grad Celsius – gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten.

Was ist mit der Weihnachtsgans?

Die Vogelgrippe grassiert in Deutschland, während Weihnachten in Sichtweite ist, wie manche Nutzer feststellen. Ist also möglicherweise die Weihnachtsgans in Gefahr? Vom Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft heißt es, die Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft seien "derzeit nicht besonders". Noch ist nicht Dezember. Allerdings könne es regional bei weiteren HPAI-Fällen theoretisch schnell zu Verknappungen kommen – die Lage muss also weiter beobachtet werden. Bleibt am Ende sowieso die Frage, ob die Weihnachtsgans überhaupt aus Deutschland kommt, wenn laut Verband über 80 Prozent der Gänse zu Weihnachten "leider aus dem Ausland" kämen.

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