Ein Warnschild vor Waldbrand an einem Baum
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Der Waldbrandgefahrenindex errechnet potenzielle Waldbrandgefahr.

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Warnungen vor Waldbrandgefahr - Wie das System funktioniert

Warnungen vor Waldbrandgefahr - Wie das System funktioniert

Durch hohe Temperaturen steigt die Waldbrandgefahr auch in Bayern immer wieder. Doch wann greifen die Warnstufen überhaupt? Was hinter dem Index steckt und warum er nur eine "Richtschnur" ist.

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"Achtung Waldbrandgefahr!" Solche Waldbrandgefahrenmeldungen gibt es immer wieder - teils schon im Frühjahr. So fanden Ende April zur Früherkennung Beobachtungsflüge in Niederbayern statt. BR24-User "andi71" kommentierte dazu: "Wie sind die Wälder, für die die Warnstufen gelten, jetzt genau beschaffen. In den letzten 10 Jahren gingen den Warnstufen eher wochenlange Trockenheit und Temperaturen von über 30 Grad voraus. Im Moment entsteht der Eindruck, zwei Tage ohne Regen und Temperaturen etwas über 20 Grad machten aus dem Wald einen Benzintank."

Dahinter stehen die Fragen: Wann löst das Warnsystem aus? Gibt es mehr Warnungen - und wenn ja, wieso?

Hintergründe zum Waldbrandwarnsystem

Waldbrandwarnungen basieren in Bayern auf dem Waldbrandgefahrenindex des DWD. Dieser Index, das erklärt Wolfgang Kurtz vom DWD, fußt auf meteorologischen Daten, die der Wetterdienst über verschiedene Messstationen erhält. Grundsätzlich wird anhand dieser Daten die potenzielle sogenannte Feuerintensität errechnet: Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.

Angefangen bei der Bodenstreu: Dabei handelt es sich um brennbares, organisches Material am Waldboden - zum Beispiel trockene Zweige, Blätter und Äste. Der Niederschlag, die Temperatur, die Windstärke: Alles beeinflusst, ob die Streuschicht zum kritischen Faktor für eine Entzündung werden kann.

Streufeuchte ist wichtiger Faktor

"Die meisten Brände sind Bodenfeuer", erklärt Lothar Zimmermann von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Daher ist die Streufeuchte relevant. Sie gibt an, wie feucht der Bodenbelag oder die Bodenstreu ist. Blätter und Äste am Waldboden können schnell zum Brandherd werden, selbst wenn der Boden darunter noch feucht ist. Weil die Streufeuchte rasch auf einen Wetterumschwung reagiert, die Bodenstreu schneller trocknen kann als zum Beispiel ein feuchter Boden, kann auch schnell eine Waldbrandgefahr entstehen.

Darüber hinaus werden für die Berechnung der Waldbrandgefahr beim DWD die Windgeschwindigkeit, die relative Luftfeuchte und die Strahlungsintensität der Sonne einbezogen. Am Ende steht die Einordnung in eine von fünf Waldbrandgefahr-Kategorien. Stufe eins bedeutet hierbei "sehr geringe Gefahr", Stufe fünf "sehr hohe Gefahr".

Der Index ist eine "Richtschnur"

Da der Index auf meteorologischen Daten des DWD basiert, ist er immer nur eine "Richtschnur", so Kurtz. Konkrete Umstände vor Ort können in der Berechnung nicht berücksichtigt werden. Ein Beispiel: Wenn ein Waldstück über eine besonders große Menge Totholz verfügt, erhöht dieses die Entzündungs- und Brandgefahr. Deshalb seien immer auch Experten vor Ort gefragt, Einschätzungen vorzunehmen.

Generell ist der Waldbrandgefahrenindex beim DWD einsehbar (externer Link). Sollte es zu einer anhaltenden, akuten Gefahrenlage kommen, informiert der DWD zudem die Medien und ersucht um eine öffentliche Berichterstattung der Warnung.

Waldbrandgefahr steigt – und auch die Zahl der Warnungen

Das Gefühl mancher BR24-User täuscht nicht: Waldbrandgefahr-Warnungen haben zugenommen. Während in der Klimaperiode von 1961 bis 1990 noch im Schnitt fünf Waldbrandgefahr-Warntage im Jahr zu vermerken waren, hat sich diese Zahl in der Periode ab 1991 auf zehn verdoppelt. "Das ist der Klimawandel. Die Temperaturen sind gestiegen, wir haben extremere Temperaturen", sagt Zimmermann. Sowohl steigende Temperaturen - in Bayern ist es im Vergleich zur vergangenen Klimaperiode im Schnitt 1,15 Grad wärmer geworden - als auch länger anhaltende Wetterphasen, die extrem werden können, erhöhten das Waldbrandrisiko, so die Experten.

Wolfgang Kurtz vom DWD stellt zudem fest, dass in den vergangenen beiden Jahren immer wieder Temperaturrekorde gebrochen wurden und ungewöhnlich langanhaltende Hochdruckgebiete die Waldbrandgefahr weiter erhöhten. So sei die steigende Zahl an Warnungen zu erklären. Zu voreilig findet Kurtz die Warnungen des DWD nicht. "Es ist ein schmaler Grat mit dem Warnen. Warnt man zu viel, hören die Leute nicht mehr. Warnt man zu wenig, wird gefragt: Warum wurde nicht gewarnt? Wir tun da auch nur unsere Pflicht."

Beide Experten sind sich einig: Die meteorologische Waldbrandgefahr wird durch die Entwicklungen des Klimas in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

Weniger tatsächliche Waldbrände

Während die Waldbrandgefahr und damit die Anzahl an Warnungen steigt, sinkt die Zahl der tatsächlichen Waldbrände. Die Anzahl an Bränden kann starken Schwankungen unterliegen. In einem feuchten Jahr kann es zu unter zehn Bränden kommen, während es im "Jahrhundertsommer"-Jahr 2003 zu über 250 Feuern kam. Die generelle Entwicklung in Bayern ist dennoch positiv. Vor allem, wenn man die Bundesforste im Freistaat aus der Statistik ausklammert. Zu diesen zählen Grafenwöhr und andere Armee-Übungsgebiete, in denen durch die Art der Militärübungen deutlich häufiger Brände entstehen. In Staats-, Privat- und Kommunenwäldern zeigen Waldbrandfläche und -anzahl eine abnehmende Tendenz.

Zimmermann erklärt sich dies mit verbesserter Aufklärung, den verbesserten Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel den Beobachtungsflügen, und auch mit einer anderen modernen Entwicklung: Dadurch, dass Handys mittlerweile weit verbreitet sind, können Beobachter eines Waldbrandes viel schneller einen Notruf absetzen. So könne die Verbreitung eines Feuers schneller aufgehalten werden.

Bayernkarte: Wie hoch ist die Waldbrandgefahr?

Wie muss ich bei Warnungen reagieren?

Wenn Warnungen vor Waldbrandgefahren ausgesprochen sind, gelten für alle Waldbesucher verschärfte Regeln. Generell ist Rauchen in den Sommermonaten im Waldgebiet verboten. Sollte die Warnstufe steigen, darf zudem in einem Abstand von 100 Metern zum Waldgebiet kein offenes Feuer entzündet werden. Auch heiße Motoren können bei sehr trockenem Boden schnell Brände auslösen.

Generell gilt, seine Umgebung im Blick zu haben. Laut Zimmermann kann ein offenes Feuer schnell außer Kontrolle geraten, auch wenn man die vorgeschriebenen 100 Meter Abstand zum Wald einhält. Sollte sich der Wind ändern, sollte man das Feuer löschen. Rund 90 Prozent der Waldbrände in Deutschland haben eine menschliche Ursache. "Man hat eine Sorgfaltspflicht für Feuer in der freien Natur", sagt Zimmermann.

Dieser Artikel ist erstmals am 15. Juli 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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