Am Mindelheimer Klettersteig steht ein Routine-Check an: Sind die Seile in Ordnung? Sind alle Verankerungen fest? Außerdem will das Team um Klettersteigwart Peter Wiedemann von der Alpenvereinssektion Mindelheim neue Schilder mit Nummern für die Seile anbringen.
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Werkzeug und Material - alles muss in den Rucksack
Bevor es für die vier Ehrenamtlichen von der Mindelheimer Hütte aus hoch zum Einstieg des Klettersteigs geht, müssen sie das gesamte Werkzeug, Material und die Ausrüstung in ihren Rucksäcken verstauen: Schrauben, Schilder, Kleber, Sprühfarbe und eine akkubetriebene Schlagbohrmaschine. Schwer ist das, aber kein Vergleich zu früher, meint Hans Hörmann. "Die haben damals beim Bau ein ganzes Stromaggregat hochgeschleppt. Keine Ahnung, wie das gegangen ist", sagt er. "Das war richtig schwere Arbeit. Man muss allergrößten Respekt haben vor diesen Leuten."
Kritik an Vernagelung der Berge
Der Blick in die Chronik zeigt: Der Klettersteig wurde 1975 fertigstellt und hat 90.000 Mark gekostet. Die Seile, Leitern und Tritte im Felsen – mehr oder weniger direkt auf der Grenze zwischen Allgäu (Deutschland) und dem Kleinwalsertal (Österreich) - ernteten aber auch Kritik: Von der Vernagelung und der Verschandelung der Berge war die Rede, weiß Peter Wiedemann. In den 80er Jahren hatte die Sektion sogar mit Sabotage zu kämpfen: Der Steig wurde verschmutzt, Leitern gefährlich angesägt. Ein Glück, dass niemandem etwas passiert ist!
Wohl erste Allgäuer "Via Ferrata"
Den ersten Stopp macht das Team bei seinem Arbeitseinsatz in einer Senke vor dem Steig. An einem Felsen soll ein neues Schild angebracht werden: "Ausrüstung hier anlegen". "Oft gehen mir die Berggänger zu nah an den Klettersteig hin und da könnte dann schon mal ein Stein purzeln", erklärt Klettersteigwart Wiedemann. Das Schild soll die Bergsteiger und Bergsteigerinnen daran erinnern, ihre Ausrüstung frühzeitig anzuziehen. Denn, wer den Mindelheimer Klettersteig – zirka 2200 Meter hoch gelegen und als "C", also schwer, bewertet - begehen möchte, sollte Helm, Gurt und Klettersteigset dabeihaben. Die Route über die wohl erste Allgäuer "Via Ferrata" (dt.: "Eisenweg") dauert etwa vier bis fünf Stunden.
Im Notfall: Orientierung durch Seilnummern
Als die Löcher für das erste Schild gebohrt sind, entsteht Unruhe in der Gruppe: Der Biteinsatz für den Schrauber fehlt. "Entweder müssen wir jetzt hier abbrechen oder ich laufe zurück zur Hütte?", meint Peter Wiedemann. Die Gruppe entscheidet: Peter soll die Schrauberaufsätze holen. Der Rest steigt schon einmal in den Klettersteig ein, überprüft die Seile und Verankerungen, bohrt kleine Löcher für die neuen Seilnummern. Die sind wichtig, damit sich die Bergsteiger orientieren können. "Es geht aber auch darum, die Leute im Notfall schnell zu finden: Die Bergwacht kann durch die Nummerierung beim Einsatz zielgerichteter vorgehen", erklärt Alex Laug vom Klettersteigteam.
Klettersteig ist beliebt
Bei der DAV Sektion Mindelheim weiß man, der Klettersteig ist beliebt: Geschätzt durchqueren ihn etwa 3500 bis 4000 Menschen pro Jahr. Genaue Zahlen gibt es nicht. Notfälle, zum Beispiel durch Überforderung, Blockade oder aber auch Abstürze könnten nicht immer verhindert werden. Damit das Risiko dafür minimiert werde, versucht das Klettersteigteam, den Steig so gut wie möglich zu pflegen und so sicher wie nur möglich zu gestalten.
Route wird regelmäßig kontrolliert
Etwas mehr als eine Stunde dauert es, dann ist Peter zurück bei der Gruppe: Er hat die kleine Schachtel mit den Schrauberaufsätzen auf der Hütte gefunden und eingepackt. Jetzt können er und sein Team die Schilder anschrauben.
Jedes Jahr nach dem Winter und regelmäßig auch während der Saison sind die Ehrenamtlichen im Steig unterwegs. Eine Routine, die sich offensichtlich lohnt. Peter ist zufrieden mit dem Zustand des Steigs: "Ein paar Kleinigkeiten, aber wir müssen keine großen Reparaturen machen."
Auf dem Grat: grandioses Panorama
So bleibt bei all der Arbeit auch noch Zeit fürs Panorama. Das ist nämlich grandios: Weil der Mindelheimer Klettersteig mehr oder weniger auf einem Grat zwischen Mindelheimer und Fiderepasshütte verläuft, hat der Bergsteiger links und rechts perfekte Aussichten in die Allgäuer Hochalpen.
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