Im bayerischen Abwasser werden seit einigen Wochen wieder deutlich mehr Coronaviren nachgewiesen als noch Anfang September. Nahezu alle größeren Städte sind betroffen. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg in Nürnberg, Bayreuth, Regensburg, Straubing, Neu-Ulm, Starnberg, Berchtesgaden und Kempten.
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Nürnberger Gesundheitsamt: "Jahreszeitlich typischer Anstieg"
In Nürnberg lag die Zahl der im Abwasser entdeckten Coronaviren zuletzt im November 2024 so hoch. Klaus Friedrich, der Leiter des Nürnberger Gesundheitsamts, spricht von einem jahreszeitlich typischen Anstieg. Corona-Infektionen würden stets etwas vor der "klassischen" Grippewelle auftreten. Darauf müsse sich die Bevölkerung auch in den kommenden Jahren einstellen. Das Gesundheitsamt baut dabei vor allem auf das Abwassermonitoring. "Gemeldet werden nur ganz wenige Fälle", so Friedrich. Das Abwasser sei aber untrüglich: "Auf die Toilette muss jeder gehen."
Auch nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) tritt Covid-19 wie andere Atemwegserkrankungen vermehrt in Herbst und Winter auf. Das liege hauptsächlich daran, dass mehr Zeit in Innenräumen verbracht werde und diese aufgrund der niedrigeren Außentemperaturen weniger gelüftet werden. Somit könnten sich Atemwegserreger in der Raumluft anreichern. Hinzu komme eine generell schlechtere Immunabwehr im Winter als im Sommer.
Gegenseitige Rücksicht und Impfempfehlung
Der Nürnberger Gesundheitsamts-Chef Friedrich appelliert in diesem Zusammenhang an die gegenseitige Verantwortung: Vor allem jüngere Menschen sollten auf vulnerable Gruppen Rücksicht nehmen, also auf Menschen älter als 60 Jahre oder mit Vorerkrankungen. Diese sollten sich im Gegenzug erneut impfen lassen, wie es auch die Ständigen Impfkommission (Stiko) empfiehlt.
Immerhin lägen dem Gesundheitsamt derzeit keine Hinweise auf schwere Verläufe von Corona-Infektionen vor, so Friedrich: Eine hohe Anzahl von geimpften Menschen und jenen, die bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben, würden zu einer guten Immunisierung der Bevölkerung beitragen.
Für Corona-Erkrankte: Empfehlung zur Isolation
Zum Schutz vor einer Infektion empfiehlt auch die Bayerische Staatsregierung die bereits bekannten Hygienemaßnahmen: Abstand halten, Lüften, Verzicht auf das Händeschütteln, regelmäßiges Händewaschen sowie Husten oder Niesen in die Armbeuge oder in ein Einwegtaschentuch.
Für Menschen, die sich dennoch angesteckt haben und bei einem Selbsttest ein positives Ergebnis erhalten, gelten keine verpflichtenden, staatlich angeordneten Schutzmaßnahmen mehr. Ihnen wird aber empfohlen, sich freiwillig in Isolation zu begeben, um andere nicht anzustecken.
Corona-Intensivfälle nehmen wieder zu
Laut DIVI-Intensivregister ist auch die Zahl der Menschen, die sich wegen einer Coronaerkrankung in intensivmedizinsicher Behandlung befinden, zuletzt stark angestiegen, wenn auch auf niedrigem Niveau: Aktuell liegen bundesweit 161 Menschen wegen Corona auf Intensivstationen, das sind 42 Prozent mehr als in der Vorwoche.
Der Chef des Nürnberger Gesundheitsamtes macht sich deswegen noch keine Sorgen. Zum einen stünden in Deutschland noch genug Intensivbetten bereit. Zum anderen glaubt er nicht, dass es angesichts von Impfungen und durchgemachten Infektionen wieder eine Situation wie etwa im Jahr 2021 geben wird. Dennoch sollten seiner Meinung nach die Entwicklung und die absoluten Zahlen im Auge behalten werden.
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