In diesen Sommerferien nutzt die Bahn in Bayern die Gelegenheit, an verschiedenen Strecken zu bauen. In dieser sind Zeit weniger Pendlerinnen und Pendler unterwegs und auch die Schulfahrten entfallen.
Sie wolle die Baumaßnahmen bestmöglich bündeln, um den Zugverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, so Sprecherin Kathrin Kratzer. Dennoch müssten sich Reisende auf Verzögerungen und ausgedünnte Fahrpläne einstellen.
Mehrere Baustellen auf der Strecke München–Salzburg
Auf der Strecke München–Rosenheim–Salzburg gibt es vom 1. bis 18. August eine ganze Reihe von Baumaßnahmen: Zwischen Rosenheim und Salzburg werden 3.800 Schwellen und acht Kilometer Schiene ausgetauscht. Zwischen Teisendorf und Freilassing steht eine Untergrundsanierung an. Richtung Inntal braucht es Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik. Mehrere Bahnhöfe erhalten neue Ausfahrtsignale. Auf einzelnen Abschnitten saniert die Bahn die Oberleitung.
Im Nahverkehr gibt es abschnittsweise einen Ersatzverkehr mit Bussen. Im Fernverkehr werden die Züge in und aus Wien größtenteils über Passau umgeleitet. Ab 11. August können Züge Richtung Klagenfurt und Richtung Bologna entfallen.
Sanierung zwischen Regensburg und Weiden
Das alles ist nur ein Vorgeschmack auf die große Generalsanierung ab 2027 auf der Strecke München–Salzburg. Jetzt geht es darum, Umleitungsstrecken so zu ertüchtigen, dass der zusätzliche Verkehr dort rollen kann.
Zunächst wird die Strecke nach Schwandorf erneuert. Bis 22. August sollen Weichen, Schienen, Schwellen und Bahnübergänge erneuert sein. Anschließend saniert die Bahn von 23. August bis Ferienende den Streckenabschnitt Irrenlohe–Weiden. Die Regionalzüge werden laut Bahn durch Express- und Schnellbuslinien ersetzt. Die Fahrzeiten verlängern sich zwischen Regensburg und Schwandorf um etwa 30 Minuten.
Auch zwischen Augsburg und München fahren voraussichtlich bis Ende August wegen Baustellen weniger Züge. Die DB InfraGo verrichtet Schienenarbeiten im Netz, die sie recht kurzfristig angesagt habe, bemängelt das betroffene Unternehmen Arverio.
Strecke München–Mühldorf fünf Wochen gesperrt
Auf der Strecke München–Mühldorf gibt es noch vier mechanische Stellwerke aus der Kaiserzeit. Fahrdienstleiter stellen dort mit großen Stahlhebeln von Hand die Weichen statt elektronisch. Das soll sich bis 2027 ändern: Kabelkanäle, Signale und Bahnübergänge müssen angepasst werden.
Von Mitte September bis Mitte Dezember wird deswegen an einigen Wochenenden und Abenden der Zugverkehr auf verschiedenen Abschnitten eingestellt. Doch schon vorher, ab 12. August bis zum Ferienende, wird die Strecke für fünf Wochen gesperrt. Statt der Züge fahren Ersatzbusse.
Erneute Sperrung zwischen Bamberg und Forchheim
In Franken werden gerade die letzten Kilometer der Schnellfahrstrecke zwischen München und Berlin auf vier Gleise ausgebaut. Von Ende August bis 9. September wird der Abschnitt zwischen Forchheim und Bamberg noch einmal gesperrt, um die neuen Gleise mit der Bestandsstrecke zu verbinden.
Wer aktuell wissen will, was wie fährt, schaut am besten in die DB-Navigator-App, auf bahn.de oder auf den Seiten der jeweiligen Regionalbahnanbieter wie Arverio in Schwaben oder der Bayerischen Oberlandbahn (BRB). Die Änderungen würden in die Fahrpläne eingearbeitet, versprechen die Bahnbetreiber.
Martin Burkert, der die Bahngewerkschaft EVG und die Allianz Pro Schiene vertritt, rät vor allem Reisenden, die Richtung Oberbayern, Österreich oder Italien mit der Bahn unterwegs sein wollen, sich frühzeitig zu kümmern. Dort werde es schwierig mit dem Ersatzverkehr.
Kritik an Großbaumaßnahmen aus der Wissenschaft
Markus Hecht, Schienenverkehrsexperte der TU Berlin, sieht Generalsanierungen und andere Großbaustellen in Deutschland sehr kritisch. Er verweist auf die hohen Kosten der Bahn in Deutschland und die vergleichsweise bescheidene Leistung. Beispielsweise habe Italien einen wesentlich pünktlicheren und besseren Bahnverkehr als Deutschland – für etwas mehr als die Hälfte der aufgewandten Summe.
Viele Probleme im Bahnverkehr gingen auf mangelnde Wartung und Instandhaltung zurück, sagt Hecht. Wenn "Stellwerke nicht funktionieren, weil Fahrzeuge ausfallen, weil Türen klemmen, weil WCs verstopft sind", wirke sich das auf die Pünktlichkeit aus. "Und die werden mit dieser Generalsanierung nur peripher verbessert." Eine bessere Wartung und Instandhaltung wäre dagegen sehr viel günstiger für den Steuerzahler und auch für die Bahnfahrgäste als die teuren Generalsanierungen.
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