Der 21-jährige Moradi Sohrab macht eine Ausbildung zum Land- und Baumaschinen-Mechatroniker. Er arbeitet in der Werktstatt an einer Maschine.
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Der 21-jährige Moradi Sohrab macht eine Ausbildung zum Land- und Baumaschinen-Mechatroniker.
Bildrechte: Josef Rädlinger Bauunternehmen GmbH/Stefanie Schwendner
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Bauunternehmen in Cham: Geflüchtete als Azubis

Bauunternehmen in Cham: Geflüchtete als Azubis

Ohne Fachkräfte aus dem Ausland klappt es auch in ländlichen Regionen wie dem Oberpfälzer Landkreis Cham längst nicht mehr. Geflüchtete haben gute Chancen auf Arbeit. Zwei von ihnen sind aktuell Azubis bei einem großen Bauunternehmen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

"Wenn man etwas wirklich will, schafft man es!" Das sagt der 21-jährige Moradi Sohrab über seine Ausbildung zum Land- und Baumaschinen-Mechatroniker bei der Unternehmensgruppe Josef Rädlinger in Cham. Der junge Afghane macht im Frühjahr 2026 seine Gesellenprüfung.

Größte Herausforderung ist die Sprachbarriere

Die Arbeit – Baumaschinen, Radlader oder Bagger reparieren – macht ihm großen Spaß. Aber die dreieinhalb Jahre Lehrzeit mit Berufsschule und vielen Fachausdrücken fordern ihn, vor allem wegen der Sprache, auch wenn er schon gut Deutsch spricht. Seine Kollegen waren anfangs skeptisch, erzählt er offen. Aber als sie gesehen haben, "dass ich gut arbeite", hätten sie ihn herzlich aufgenommen.

Der junge Afghane ist 2018 ohne Eltern nach Deutschland gekommen, mit 15 Jahren. Er hat anfangs in einer Wohngruppe im Landkreis gelebt, dann Deutsch gelernt. Zur Lehre bei Rädlinger kam er über ein Praktikum – ebenso wie Keita Mamadou Dian. Der 24-jährige Westafrikaner hat vor kurzem seine zweijährige Ausbildung zum Tiefbau-Facharbeiter bei Rädlinger abgeschlossen. Ihm ist wichtig, dass er "arbeitet, sein eigenes Geld verdient und keine Hilfe mehr braucht".

Bauunternehmen: "Wir brauchen die Leute"

Die beiden sind die ersten Geflüchteten, die bei dem Chamer Bauunternehmen eine Lehre machen. Aber insgesamt sind rund 20 Prozent der 2.200 Beschäftigten bei Rädlinger Ausländer – aus 21 verschiedenen Nationen.

"Wir brauchen die Leute", sagt Geschäftsführer Rüdiger Altmann. Fachkräfte und Nachwuchs für die, die in Rente gehen, zu bekommen, werde immer schwieriger. "Moradi und Keita sind fleißig, engagiert und bei den Kollegen akzeptiert."

Der Aufwand für junge Geflüchtete sei zwar höher, vor allem wegen der Sprache. Aber es lohne sich. Das Unternehmen hat eine eigene Betreuerin für alle Azubis, egal ob Deutsche oder Ausländer. Rüdiger Altmann findet es aber "schade", dass Geflüchtete nicht im Land bleiben dürfen, wenn sie die Gesellenprüfung nicht schaffen. Deutsche Azubis ohne Abschluss könne man trotzdem weiter als Hilfsarbeiter auf den Baustellen beschäftigen, "was ja auch in Ordnung ist". Bei Geflüchteten, deren Asylantrag noch nicht anerkannt ist, sei das "leider nicht möglich".

Chamer Landrat begrüßt Beschäftigung Geflüchteter

Das Landratsamt Cham hat die beiden Azubis bei Rädlinger bei einem Pressetermin vorgestellt. Wegen des hohen Fachkräftebedarfs der Wirtschaft müsse man "ein Stück weit kreativ sein", sagt Landrat Franz Löffler (CSU). Der Ausländeranteil liege im Landkreis Cham in vielen Branchen, von der Pflege über die Industrie bis zum Tourismus, bei 10 bis 20 Prozent, und das sei "Teil unseres wirtschaftlichen Erfolgs".

Von den Geflüchteten, die 2015/2016 in den Landkreis gekommen sind, arbeiten heute zwei Drittel der Erwerbsfähigen, so der Landrat, von den später Angekommenen knapp 55 Prozent. Eine gute Integration sei aber nur möglich, wenn die Asylbewerberzahlen nicht zu hoch seien. "Wenn wir überfordert sind, ist die Chance wesentlich geringer, dass Integration gelingt."

Fast die Hälfte der Geflüchteten in Bayern hat einen Job

Die Zahl der Geflüchteten in Arbeit ist deutlich gestiegen in Bayern: um über 530 Prozent in den vergangenen zehn Jahren, von rund 12.940 auf 81.850 Menschen. Das belegen Zahlen aus dem Herbst 2024. In der Statistik der Bundesagentur für Arbeit werden Frauen und Männer berücksichtigt, die aus den acht wichtigsten Asylbewerberherkunftsländern stammen, also zum Beispiel aus Syrien und Afghanistan. Die Arbeitsquote lag demnach vergangenes Jahr bei 48,7 Prozent.

Geflüchtete Azubis arbeiten im Handel und Gesundheitswesen

Die Arbeitgeber meldeten bis Mitte Juli 2025 insgesamt 466.000 Ausbildungsstellen in Deutschland. Davon waren noch über 181.000 Stellen unbesetzt.

In Bayern gibt es nur belastbare Zahlen für Dezember 2024. Aus den acht Asylherkunftsländern waren 7.073 Personen in einer sozialversicherungspflichtigen Ausbildung. Besonders viele machen ihre Ausbildung im Gesundheitswesen und dem Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz. Aktuell sind in Bayern noch 35.581 betriebliche Berufsausbildungsstellen unbesetzt.

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