Bayern-Rückblick 2025
Bildrechte: Montage: BR
Audiobeitrag

Bayern-Rückblick 2025

Aktualisiert am
Audiobeitrag
Erschien zuerst am
>

Bayern-Rückblick 2025 (1): Vom Verrutschen der Wirklichkeit

Bayern-Rückblick 2025 (1): Vom Verrutschen der Wirklichkeit

2025: ein Jahr, das sich oft anfühlte wie Raufen mit einem Stärkeren. Zum Auftakt schockieren zwei Gewalttaten Bayern. Dann hadern Winterwahlkämpfer mit Wurschtigkeit und kalten Füßen. Was tun? Die KI weiß Rat. Leider ist der manchmal komplett irre.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Versprochen: Weil dies ein Bayern-Rückblick ist, nutzen wir die rare Gelegenheit und verzichten auf die Erwähnung von Donald J. Trump. Vorangestellt sei allerdings eine Weisheit unseres bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger, der nach seiner USA-Reise im Juni das neueste Kapitel der Bayerisch-Amerikanischen Freundschaft (BAF) so beschreibt:

"Wenn du mit jemandem raufst, der stärker ist als du, dann musst du im Zweifel die erste Backpfeife einstecken, dann kriegst du keine zweite mehr. Wenn du gleich daherkommst: Ich zeig's dir, dann kriegst du noch ein paar zwischen die Beine." Hubert Aiwanger

Und das wollen wir nicht. Nicht nach diesem Jahr, das sich nur allzu oft anfühlte wie Raufen mit einem Stärkeren.

Die Terrorangst schwappt wieder nach Bayern

Wer sein Sektglas gern halbvoll betrachtet, kann immerhin festhalten: 2025 endet besser, als es begonnen hat. Denn begonnen hat es furchtbar. Zwei Gewalttaten erschüttern Bayern, die vielen als Teil einer Serie scheinen.

Am Vormittag des 22. Januar 2025 geht bei der Aschaffenburger Polizei ein Notruf ein: Im Park Schöntal hat ein Mann eine Kindergartengruppe mit einem Küchenmesser attackiert. Die Tat fordert zwei Todesopfer, eines ist ein zweijähriger Junge. Drei Wochen später, am 13. Februar, steuert ein Mann sein Auto in eine Verdi-Demonstration. Ein zweijähriges Mädchen und seine Mutter sterben, 37 Menschen werden verletzt.

Je mehr Details, desto unschärfer das Bild

Beide Täter sind Afghanen und als Asylbewerber ins Land gekommen. Doch auf den zweiten Blick haben sie wenig gemein: Enamullah O., der Täter von Aschaffenburg, war ein paranoider Einzelgänger, der Münchner Farhad N. ein erfolgreicher Bodybuilder und Fitness-Influencer mit 68.000 Followern.

Auch bei den anderen Taten dieser Wochen wird das Bild mit fortschreitendem Ermittlungsstand immer diffuser. Der Messerstecher von Solingen: ein selbsterklärter IS-Märtyrer, der statt des Korans lieber Pornos studierte. Der SUV-Attentäter vom Magdeburger Weihnachtsmarkt: ein rechtsextremer saudischer Anti-Islamist. Der Todesfahrer vom Mannheimer Rosenmontag: ein wegen Hassrede verurteilter Deutscher.

Wer wann abgeschoben wird oder nicht

Dennoch befeuern die Taten die Migrationsdebatte, die nach einem AfD-unterstützten Bundestagsantrag der Union und deutschlandweiten Gegendemonstrationen den Bundestagswahlkampf prägt. Nur am Rande scheint auf, dass auch mehrere Opfer und Helfer vor Ort einen Migrationshintergrund haben. Zu den "Rettern von Aschaffenburg" zählt der Somalier Ahmed Odowaa, dessen Abschiebung ehrenhalber ausgesetzt war – und nun doch vollzogen wurde.

Fragen wirft das staatliche Vorgehen im Fall des 20-fach polizeilich auffällig gewordenen Enamullah O. auf. Warum er noch in Deutschland war? Bundes- und Landesbehörden schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu.

Politprominenz im Schnee: Ja, is denn heut scho Wahlkampf?

Auch beim ersten Winterwahlkampf seit 1987 wirken die Bilder unscharf, was nicht nur am Schneetreiben liegt. Sind die Wahlkämpfer dicker geworden?

"Pulli, zweiter Pulli, dicke Jacke drüber, immer eine Mütze dabei, dicke Schuhe und dicke Socken und dann das Beste hoffen", CSU-Wahlkampfhelfer in Erlangen

Auch die Bayern-SPD freut sich wie's Christkind, wenn beim Haustürwahlkampf jemand aufmacht. Licht ins Dunkel gegen milde Gaben: Statt Kugelschreibern werden Lebkuchen verschenkt, später Taschentücher; den Grünen gehen letztere noch vor der Wahlparty aus. Merke: Flyer im Schnee machen noch keinen Sommer.

Galerie: Januar, Februar, Merz, Söder

5. Mai: Neue Hasen, neue Nasen

Zweieinhalb Monate später gibt es trotzdem eine neue Bundesregierung, Schwarz-Rot 5.0. Eine GroKo ist es diesmal nicht; der Begriff KleiKo setzt sich aber auch nicht durch. Warum?

Frag die KI. Oder besser nicht. Auf ähnlich großes Interesse wie der Berliner Selbsterfindungsprozess trifft ein BR24-Beitrag über "halluzinierende" Chatbots: Google AI erfindet Sprichwörter und erklärt ihre Herkunft, ohne mit der Wimper zu zucken. "Neue Hasen, neue Nasen". Beziehungsweise: "Frische Kissen führen ins Verderben". Der Grund, so die BR24-Experten: Die KI soll (wie die Regierung) zu jedem Problem eine Lösung finden. Pronto! Was sie dann auch zu tun vorgibt.

Im Audio: "Wer umfällt, den fängt die Kartoffel"

"Wer umfällt, den fängt die Kartoffel": Laut Google eine Redewendung, deren Ursprung in militärischen Übungen im 19. Jahrhundert liegt.
Bildrechte: Screenshot / BR
Audiobeitrag

"Wer umfällt, den fängt die Kartoffel": Echt jetzt?

Bildrechte: Screenshot: BR24
Bildbeitrag

Bayern - Alternative Interpretation (AI). Sorry, Schwaben und Niederbayern!

2025 ist das Jahr, in dem KI-generierte Inhalte im Internet erstmals mehr Raum einnehmen als menschengemachte. Und viele davon sind nicht so leicht als "AI Slop" (KI-Quark) oder Propaganda zu entlarven wie dieses viral gegangene angebliche BR-Fan-Interview:

Im Video: #Faktenfuchs zu KI-generiertem Video mit einem jungen FC-Bayern-Fan

Das Video mit dem jungen FC-Bayern-Fan, der angeblich dem BR ein Interview gibt, ist KI-generiert
Bildrechte: Collage: BR
Videobeitrag

Das Video mit dem jungen FC-Bayern-Fan, der angeblich dem BR ein Interview gibt, ist KI-generiert

In Teil 2 unseres Jahresrückblicks: Wie die Staatsregierung falsche Informationen verhindern will und richtige wegkürzt. Weshalb die Furzgrundel kein Sommerlochtier ist, wie dem Oktoberfest die Gemütlichkeit ausging und was wir sonst noch vermissen werden ...

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!