Für Wissenschaftsminister Markus Blume sind Bayerns Unis bestens aufgestellt. Ein Beleg dafür sind Blume zufolge auch die Anmeldezahlen zum Start des Wintersemesters. Demnach sind an den bayerischen Universitäten und Hochschulen mehr als 405.115 Studierende eingeschrieben. Das sind rund 8.000 Frauen und Männer weniger als im vergangenen Semester und damit die "zweithöchste jemals gemessen Studentenzahl", sagt Blume.
Und das, obwohl in Bayern der Abiturjahrgang in diesem Jahr fast komplett ausgefallen ist – wegen der Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Gymnasium. Das heißt: Ein Großteil der mehr als 61.000 Studienanfänger kommt aus anderen Ländern und Bundesländern. "Das Fehlen kommt bei den Hochschulen nicht an", resümiert Blume.
"Exzellenz" und Zukunftstechnologie als Zugpferde
Zugpferde gerade auch für internationale Studierende sind dem Wissenschaftsminister zufolge unter anderem die beiden "besten Universitäten in der EU" – also die Münchner Exzellenz-Unis – LMU und TU. Blume schwärmt zudem von vielen "innovativen Studiengängen" unter anderem in den Bereichen "künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Chipdesign".
Laut dem Minister bieten die Unis auch im Gesundheitssektor neue Möglichkeiten – etwa den neuen Studiengang "Rettungsingenieurwesen" oder "Pflegewissenschaften", was erstmals an einer Universität studiert werden kann. Auch neue Gebäude würden in "Rekord-Tempo" entstehen. Als besonderes Projekt hebt Blume einen Bau der TU München am Standort Taufkirchen/Ottobrunn bei München hervor: Dort sei man gerade dabei, die "größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt" in Deutschland aufzubauen – für rund 2.500 Studierende.
Marode Hörsäle und weniger Tutorien
Ein anderes Bild zeichneten zum Semesterstart einige Hochschulleitungen und Studierenden-Vertretungen im Gespräch mit BR24. Sie sprechen von "maroden Hörsälen" und davon, dass weniger vertiefende Studienangebote wie Seminare und Tutorien angeboten werden und die Verträge von studentischen Hilfskräften nicht verlängert wurden – weil schlichtweg das Geld fehle. "Wir machen uns Sorgen um die Qualität unserer Bildung", sagen beispielsweise Studierendenvertreter aus Passau.
SPD: Falsche Prioritätensetzung?
Von guten Bedingungen könne keine Rede sein, heißt es auch von der Landtags-SPD. Deren wissenschaftspolitische Sprecherin, Katja Weitzel, fragt etwa "Ist das Ihr Ernst, Herr Blume?". Sie nennt die Lage an den Universitäten und Hochschulen ein "Armutszeugnis". Die Grünen kritisieren, Bayern investiere vor allem in Leuchtturmprojekte "während zigtausende Quadratmeter Bestandsgebäude in Bayern unzureichend instandgehalten werden". Eine "seriöse, zukunftsfähige Wissenschaftspolitik" sehe "anders" aus: "Sie setzt Prioritäten nicht in PR, sondern in struktureller Nachhaltigkeit", so die hochschulpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, Verena Osgyan.
Blume: Mondmission braucht auch Basisausstattung
Die Antwort von Wissenschaftsminister Blume: Man habe mit 7,2 Milliarden Euro eine Rekordsumme in die Universitäten und Hochschulen gesteckt, das sei ein Anstieg von 37,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018.
Blume räumt aber auch ein, dass die Hochschulen unter steigenden "Bewirtschaftungskosten" wie teurerem Strom leiden. Er sei darüber und über notwendige Gebäudesanierungen auch mit dem Finanzminister "in guten Gesprächen". Blume wörtlich: "Wenn ich zum Mond fliegen will, dann brauche ich Hightech, aber auch (...) die Basisausstattung, damit solche Missionen funktionieren können."
Bayerns Wissenschaftsminister Blume lobt den Hochschulstandort Bayern.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!