Um 3 Uhr in der Nacht wird Rupert Schön plötzlich aus dem Schlaf gerissen. Es ist sein Sohn Florentin, der an diesem Mittwoch an die Schlafzimmertür seines Vaters hämmert. "Papa, die Temperatur ist unterschritten", ruft er ihm zu. Dann muss es schnell gehen: Innerhalb kürzester Zeit trommelt Familie Schön ein Team zusammen, das an den Schwärzenliften in Eschach bei Kempten Maschinen, Strom und Wasserschläuche überprüft. Kurze Zeit später laufen die Schneekanonen.
Schwärzenlifte läuten Bayerns Skisaison ein
Rund 15 Zentimeter Naturschnee hat das Wetter dem kleinen Skigebiet auf 1.000 Meter Höhe mit vier Pistenkilometern beschert. Betriebsleiter Schön rechnet damit, dass sie bis zur Eröffnung am Samstag mithilfe der Beschneiungsanlagen auf bis zu 40 Zentimeter kommen. Wer als erster auf bayerischen Pisten carven will, muss ins Allgäu. Denn die Schwärzenlifte läuten die Skisaison im Freistaat ein.
Ungewöhnlich sei das nicht, erklärt Schön: "Je größer die Anlagen, desto weniger spontan können sie reagieren." Das Team um die Schwärzenlifte bestehe hingegen aus 30 Leuten, viele von ihnen "flexible Rentner". Zudem habe das Skigebiet eine "schlagkräftige Beschneiungsanlage". So kommt es, dass es nur drei Tage nach Wintereinbruch öffnen kann. Immer wieder seien sie die ersten in Bayern, auch vergangenes Jahr hätten sie um diese Zeit geöffnet, erinnert sich Schön. Dass um diese Zeit schon Schnee liegt, sei auch nicht ungewöhnlich, sagt der ARD-Wetterexperte Christian Lorenz: "Solche Szenarien haben wir immer wieder."
Größere Skigebiete wie die Söllereckbahn ziehen nach
So gelingt es auch manchen größeren Anlagen, spontan zu öffnen: So früh wie noch nie starten nach eigenen Angaben wegen des "knackig kalten" Wetters die Söllereckbahn und der Schrattenwang-Bereich in die Skisaison – ein Tag nach den Schwärzenliften. Fellhorn und Nebelhorn würden in zwei Wochen nachziehen, alle weiteren Anlagen folgten. Das Skigebiet Grasgehren plant, zumindest an den Wochenenden ab Ende November zu öffnen.
Auch kleinere Dorflifte im Allgäu wie der in Moosbach südlich von Kempten stehen schon in den Startlöchern: Wo im Sommer die Kühe grasen, waren vor rund einer Woche Ehrenamtliche damit beschäftigt, den 170 Meter langen Lift aufzubauen. Sobald genug Schnee liegt, soll er laufen. In Oberbayern öffnet die Zugspitze voraussichtlich am darauffolgenden Wochenende, andere Skigebiete in Garmisch-Partenkirchen ab Mitte Dezember, die Skigebiete Kolbensattel und Laber in Oberammergau in den beiden Wochen darauf.
Ab Montag milderes Wetter angesagt
Wie gut die Saison wird, lässt sich laut Rupert Schön noch nicht abschätzen: Ab Montag sei wieder milderes Wetter angesagt, und auch um Weihnachten gebe es oft Tauwetter. Ob das Skigebiet durchgängig geöffnet bleiben kann, oder zwischendurch wegen Regen schließen muss, kann Schön deshalb noch nicht sagen. Er hofft aber, einen Vorrat an Schnee produzieren zu können, um die milden Phasen zu überbrücken. "Die Vorzeichen stehen gut, ein früher Wintereinbruch ist schon die halbe Miete".
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
