Visualisierung Entwurf "Münchner Nordosten"
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Bildrechte: rheinflügel.severin mit bbz landschaftsarchitekten/LHM
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Bedroht Münchner Olympiabewerbung die Frischluftversorgung?

Bedroht Münchner Olympiabewerbung die Frischluftversorgung?

Die Stadt München plant im Nordosten ein neues Wohnquartier. Im Falle einer Olympiabewerbung würde dort das Olympische Dorf entstehen. Naturschützer und Anwohner fürchten unter anderem um die Frischluftzufuhr für die Stadt. Kann das sein?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

"Zukunftsquartier" nennt die Stadt München den geplanten Stadtteil im Nordosten, zwischen Daglfing und Johanneskirchen. Dort, wo heute Ackerflächen, Grünland und Pferdekoppeln liegen, sollen einmal zwischen 10.000 und 30.000 Menschen eine Heimat finden.

Ein mögliches Olympiadorf könnte in den Entwurf miteingebunden werden: Unterkünfte für 16.000 Aktive und Betreuende und 3.000 Medienvertreter. Anschließend könnte daraus ein "klimaneutrales und barrierefreies Mehrgenerationenquartier" werden, heißt es in der Bewerbung Münchens. Für die ohnehin geplante Stadtentwicklung im Nordosten wäre Olympia ein großer Schub.

Olympisches Dorf im bisher unbebauten Münchner Nordosten

Auf 600 Hektar soll ein neuer Stadtteil entstehen. Das Olympische Dorf ist auf Flächen vorgesehen, die der Stadt schon gehören. Philine Stadtmüller ist bei der Landeshauptstadt zuständig für das Projekt. Für sie als Architektin und Stadtplanerin ist der Standort optimal: Planungshorizont, Wege zu den Sportstätten, Möglichkeit der Nachnutzung, Integration in die bestehende Planung. "Es spricht alles für den Münchner Nordosten und nichts für eine Umwidmung im Stadtgebiet", etwa im Olympiadorf von 1972, wo heute um die 7.000 Münchner zu Hause sind. Für Athletenunterkünfte ist dort kein Platz mehr.

Bildrechte: BR/Angelika Nörr
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Feld bei Daglfing im Planungsgebiet

Bebauung verändert Klimaverhältnisse vor Ort

Umweltverbände kritisieren das Projekt: Zu viel Natur werde zerstört, zu viel Fläche versiegelt, das Grundwasser könnte negativ beeinflusst werden. Vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung haben die Gegner weitere Bedenken: Die Frischluftzufuhr in Daglfing, Johanneskirchen und Englschalking bis hinein in die Stadt würde beeinträchtigt.

Alpines Pumpen bringt Kaltluft nach München

Daniela Vogt wohnt in Daglfing und ist Vorstand in der Bürgerinitiative "Bündnis Nordost". Sie verweist auf das Phänomen des Alpinen Pumpens, das München mit Frischluft versorgt: Tagsüber strömt warme Luft nach Süden, steigt abends am Alpenrand auf und strömt abgekühlt zurück nach München. Vogt ist nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung, fürchtet aber, dass dieses Phänomen nicht mehr funktionieren könnte: "Man sagt zwar, wir lassen einen Korridor frei, aber wenn ich hier Betonmasse habe, das erhitzt sich ja und dann kommt nicht mehr genügend Kalt- und Frischluft in die Innenstadt rein."

Frischluft in der Innenstadt nicht betroffen

Benedikt Boucsein ist Professor für Urban Design an der Technischen Universität München. Die Diskussion um das Projekt begleitet er seit Jahren. In der Städteplanung sei das Thema Frischluft sehr komplex. Der aktuelle Planungsentwurf sieht eine Bebauung nach dem Schollenprinzip vor: dichte Gebäudekomplexe, damit weniger Fläche versiegelt wird, umgeben von Grünflächen für eine gute Frischluftversorgung, damit "die Menschen, die dort wohnen werden, auch eine gute Lebensumgebung haben". In den Plänen der Stadt sieht Boucsein "den Willen und auch die Richtung, dass wir weiterhin diese Frischluftzufuhr gewährleistet haben".

Dass die bestehenden Luftbewegungen vom östlichen Stadtrand weit ins Stadtinnere reichen, kann Boucsein nicht bestätigen.

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Plan Münchner Nordosten mit Lage Olympiadorf

Gutachten gibt Hinweise auf klimatische Veränderungen

Die Stadt hat die klimatischen Auswirkungen in einem Gutachten (externer Link) untersuchen lassen. Für das Plangebiet und für die bestehende Siedlung in der Umgebung wurde die Veränderung von Temperatur und Luftzirkulation modelliert. Für die weitere Planung geben diese Karten Hinweise darauf, wo und wie negative klimatische Auswirkungen vermieden werden können. Dazu gehören laut Stadtplanerin Stadtmüller breitere Grünzüge, und begrünte Dächer oder auch Gebäude so zu stellen, dass Kaltluftströme durchziehen können: "Wir müssen die Potenziale so klug nutzen, dass wir einen Mehrwert erreichen für alle, die da sind und die dorthin kommen."

Klimaangepasstes Bauen: Frischluft und Temperatur im Fokus

Jede Bebauung beeinflusst die klimatischen Verhältnisse vor Ort. Laut der Klimaexpertise würde sich die Erwärmung nur an wenigen Stellen auswirken.

Und was ist mit der Frischluftzufuhr? Angesichts der Klimaerwärmung eine essenzielle Frage, heißt es auch im Gutachten. Der Kaltluftstrom im angrenzenden Bestand ändere sich nicht in einem kritischen Ausmaß. Stellen mit einer Verschlechterung um mehr als zehn Prozent würden in den nächsten Planungsschritten entsprechend anders geplant werden, etwa mit breiteren Grünschneisen, erklärt Stadtplanerin Stadtmüller.

Grundwasser und Extremwetter sind weitere Faktoren

Auch zum Grundwasser im Münchner Nordosten gibt es Gutachten, weil sich durch Neubauten die Grundwasserverhältnisse prinzipiell in der Landeshauptstadt nicht ändern dürfen. Und auch die mit dem Klimawandel zu erwartenden Starkregenereignisse und Dürreperioden werden mit eingeplant.

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