"The winner takes it all" ist ein bekanntes Lied der schwedischen Popgruppe "ABBA". Es beschreibt den schmerzlichen Verlust des Verlierers. Das passt auch für die deutschen Olympiabewerbungen der letzten 50 Jahre. Doch diesmal soll es anders laufen. Nach dem heutigen Auftritt von Ministerpräsident Söder (CSU) und Oberbürgermeister Reiter (SPD) im Münchner Olympiastadion ist klar: Es geht ums große Ganze. Bayern ist diesmal München und umgekehrt. Zwei Politiker, die sonst eher gar nichts miteinander zu tun haben, ziehen jetzt an einem Strang.
Söder: "Wir sind eine hübsche Braut für Olympia!"
Söder verspricht München viel für ein "Ja" beim Bürgerentscheid über die Olympiabewerbung. Es werde dauerhaft neuen Wohnraum für 30.000 Menschen geben, außerdem neue Arbeitsplätze und eine riesige Unterstützung für den öffentlichen Nahverkehr, so Söder.
Zugleich würden sich die Kosten in Grenzen halten. Ein neues Olympiastadion werde nicht gebaut: "Wir sind eine hübsche Braut für Olympia!". Nach allem, was er höre, habe Bayern, habe München sehr gute Chancen, die Olympischen Spiele zu holen. Es stehe eigentlich nur noch eines dazwischen: "Wir brauchen Rückendeckung, wir brauchen engagierte Bürger, die Ja sagen."
Wahlbenachrichtigung erfolgt mit Briefwahlunterlagen
Die Briefwahlunterlagen werden laut Oberbürgermeister Reiter mit der Wahlbenachrichtigung gleich mitversandt. Das sei ein kleiner Kniff, so Reiter. Neu gebaut werden müssten für die Spiele nur drei temporäre Sportstätten, "das hat Paris nicht so ganz geschafft". Unter anderem sollen im Olympiastadion, das derzeit saniert wird, neben den großen Eröffnungs- und Abschlussfeiern die Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden. Auch die Olympiahalle, der Olympiapark, die Regattastrecke in Oberschleißheim oder die Reitanlage in Riem sind eingeplant.
Von möglichen olympischen und paralympischen Sommerspiele in München erhofft sich Reiter vor allem viel Geld für Münchner Infrastrukturprojekte. "Wir können es managen, das können nicht alle deutschen Städte sagen." Und: "Wir können es auch gefühlsmäßig, es gibt eine latente Mehrheit, die ja sagt", so Oberbürgermeister Reiter, der noch nachlegt: "Wir müssen Herz und Seele streicheln, damit die Nein-Sager am Ende nicht gewinnen!"
Olympiagegner befürchten steigende Mieten und Verkehrschaos
Bereits vor rund drei Wochen hatten sich die Gegner im Bündnis "NOlympia München" organisiert. Mit dabei sind im Münchner Stadtrat die ÖDP, die Linke sowie Bürgerinitiativen, Umwelt- und Verkehrsverbände. Sie lehnen die Bewerbung etwa wegen der Kosten und des hohen Flächenverbrauchs ab.
Prominentester Vertreter ist der Grünenpolitiker Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Landtags und Stimmkreisabgeordneter aus München. Das olympische Dorf werde auf einer Fläche geplant, die eh schon für den Wohnungsbau vorgesehen sei, das schaffe doch keinen Wohnraum, sondern verzögere den Wohnungsbau auf dieser Fläche, so Hartmann, der nicht für seine Partei spricht.
Olympiagegner: "Spiele müssen sich dem Austragungsort anpassen!"
Anders als die Befürworter gehen Hartmann und seine Mitstreiter nicht davon aus, dass viele vorhandene Sportstätten für die Spiele genutzt werden könnten. Als Beispiel nennt Hartmann die Olympia-Schwimmhalle. Diese sei teuer saniert worden, habe für Olympia-Standards aber zwei Bahnen zu wenig. "Ich erwarte vom IOC, dass sich die Olympischen Spiele an den Austragungsort anpassen und nicht umgekehrt."
Erst entscheidet München, dann das IOC
Das letzte Wort über eine bayerische Bewerbung haben die Münchnerinnen und Münchner am 26. Oktober. Ohne Zustimmung soll das Projekt nicht weiterverfolgt werden, denn die letzten 50 Jahre zeigen, dass deutsche Olympia-Bewerbungen beim IOC keine Erfolgsgeschichte sind.
Die Bewerbung für "Berchtesgaden 1992" bekam gerade einmal sechs Stimmen. Wieder eine Klatsche holten sich die Deutschen für die Sommerspiele 2000 in Berlin, es gewann Sydney. München scheiterte für die Winterspiele 2018, es war knapp, Pyeongchang war der Gewinner. Bei den Winterspielen 2022 zog die Münchner Bevölkerung nicht mit und Peking ging als großer Gewinner hervor. Eine Frage stellt sich bei dieser Statistik durchaus: Warum sollte es diesmal anders laufen? Die traurige Realität: "The winner takes it all", so ist das im Sport, beim IOC ohnehin.
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