(Archivbild) Der Olympiapark, entstanden für die Spiele 1972. Geht es nach dem neuen Bündnis "NOlympia" soll sich München nun nicht für Sommerspiele bewerben.
(Archivbild) Der Olympiapark, entstanden für die Spiele 1972. Geht es nach dem neuen Bündnis "NOlympia" soll sich München nun nicht für Sommerspiele bewerben.
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Der Olympiapark, entstanden für die Spiele 1972. Geht es nach dem neuen Bündnis "NOlympia" soll sich München nun nicht für Sommerspiele bewerben.
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Der Olympiapark, entstanden für die Spiele 1972. Geht es nach dem neuen Bündnis "NOlympia" soll sich München nun nicht für Sommerspiele bewerben.

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"NOlympia": Bündnis stellt sich gegen Sommerspiele in München

"NOlympia": Bündnis stellt sich gegen Sommerspiele in München

Steigende Mieten, Verkehrschaos und Kostenexplosion – das fürchtet das Bündnis "NOlympia München". Mit dabei sind Bund Naturschutz, Die Linke, ÖDP und ein prominentes Grünen-Gesicht. Der Sportminister hält dagegen. Das letzte Wort haben die Bürger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Stadtrat ist dafür, die bayerische Staatsregierung auch. Ein Konzept für eine Münchner Olympiabewerbung wurde bereits an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) übergeben – doch nun regt sich Widerstand. Das Bündnis "NOlympia München" stellt sich gegen eine bayerische Bewerbung für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044.

Zu dem Bündnis gehören unter anderem die Parteien "Die Linke" und "ÖDP", die bereits im Münchner Stadtrat gegen eine Bewerbung gestimmt hatten. Mit dabei außerdem: der Bund Naturschutz in Bayern, der Bund Münchner Bürgerinitiativen (BMBI) – und ein prominentes Gesicht der Grünen: Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Landtags und Stimmkreisabgeordneter aus München.

Gewinne für das IOC, Verluste für die öffentliche Hand?

Hartmann spricht nicht für seine ganze Partei. Andere Teile der Grünen stehen einer Olympiabewerbung offen gegenüber. "Man hat sich nicht festgelegt", sagt Hartmann. "Ich als Abgeordneter habe mich festgelegt, relativ früh bereits, die Olympiabewerbung abzulehnen."

Besonders das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist Hartmann ein Dorn im Auge. "Das IOC lässt sich im Vertrag reinschreiben, keine Körperschaftsteuer zahlen zu müssen auf ihre Gewinne", so Hartmann. "Die Gewinne landen beim IOC, die Verluste trägt die öffentliche Hand."

Das Bündnis geht nicht davon aus, dass viele bereits vorhandene Sportstätten für die Spiele genutzt werden könnten. Als Beispiel nennt Hartmann die Olympia-Schwimmhalle. Diese sei teuer saniert worden, habe für Olympia-Standards aber zwei Bahnen zu wenig, deswegen müsste für mögliche Spiele eine "Einweg-Schwimmhalle" gebaut werden. "Ich erwarte vom IOC, dass sich die Olympischen Spiele an den Austragungsort anpassen und nicht umgekehrt."

"Wir sind keine Spaßverderber – Spaßverderber ist das IOC"

Neben einem Verkehrschaos im ohnehin schon dichten München befürchten die Initiatoren auch, dass Olympische Spiele die Mietpreise weiter nach oben treiben könnten. Das habe die Erfahrung aus Paris 2024 gezeigt, so Stefan Jagel, Fraktionschef der Linken im Stadtrat. Dort seien 4.000 neuen Wohnungen nach den Spielen keine Sozialwohnungen geworden, sondern stattdessen zu deutlich höheren Preisen als üblich auf dem offenen Markt gelandet.

Der Bund Naturschutz sei nicht grundsätzlich gegen Großveranstaltungen, sagt Florian Kaiser, umweltpolitischer Ansprechpartner der Organisation in Bayern. Landesgartenschauen seien beispielsweise auch teuer und gingen mit enorme Veränderungen einher, so Kaiser: "Aber die bringen was für die Städte. Da bleibt was übrig für die Natur, für die Frischluft." Das sei beim IOC etwas völlig anderes. "Wir sehen enorme negative Folgen für die Stadt. Insofern sind wir auch keine Spaßverderber – Spaßverderber ist tatsächlich das IOC."

Sportminister und Landes-Sportverband sind für Bewerbung

Bayerns Sportminister Joachim Herrmann (CSU) hält dagegen. Eine Münchner Olympiabewerbung stärke den Sport insgesamt und trage zur internationalen Wahrnehmung Bayerns bei. Man sei in der Lage, "Olympische Spiele zu organisieren, die umweltgerecht sind, wo wir nicht große Flächen neu betonieren müssen, sondern vor allen Dingen vorhandene Sportstätten nutzen können. Das ist nachhaltig und das ist uns wichtig in der Konzeption", so Herrmann gegenüber BR24.

"Zunächst mal nehmen wir jede Kritik sehr ernst", sagt Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV). Allerdings zeige gerade das Olympiagelände für die Wettkämpfe 1972, wie ökologisch wertvoll Olympia sein könne: "München hat seither nie mehr so einen großen Grünzug bekommen." Nachhaltigkeit habe auch eine soziale Dimension. Frankreich habe für seine Spiele 2024 ein Sportgesetz verabschiedet und dem täglichen Schulsport mehr Bedeutung eingeräumt. "Für den inklusiven Sport, also für Menschen mit Behinderung, waren die Spiele in Paris ein Meilenstein", so Ammon.

Bürgerinnen und Bürger entscheiden am 26. Oktober

Das letzte Wort über eine bayerische Bewerbung haben im Herbst die Münchnerinnen und Münchner. Sie stimmen am 26. Oktober per Bürgerentscheid über eine mögliche Olympiabewerbung ab. Ohne Zustimmung soll das Projekt nicht weiterverfolgt werden. Ende Mai veröffentlichte die Landeshauptstadt eine repräsentative Umfrage der RIM Marktforschung GmbH (externer Link): Demnach befürworteten 66 Prozent der Befragten eine Münchner Olympiabewerbung, 31 Prozent lehnten eine solche ab.

Sollte der Entscheid positiv ausfallen, wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Herbst 2026 entscheiden, welche deutsche Bewerberstadt (München, Berlin, Hamburg, Rhein-Ruhr-Region) ins Rennen geht. Die Entscheidung des IOC folgt im Jahr 2027.

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Von links: Florian Kaiser (Bund Naturschutz Bayern), Daniela Vogt (BMBI), Stefan Jagel (Linke), Ludwig Hartmann (Grüne), Tobias Ruff (ÖDP).

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