Immer wieder fallen Menschen auf angebliche Handwerker rein, die mit billigen Preisen werben, aber stümperhaft arbeiten.
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Betrügerische Handwerker in Schwaben unterwegs?

Betrügerische Handwerker in Schwaben unterwegs?

Immer wieder fallen Menschen auf angebliche Handwerker rein, die mit billigen Preisen werben, aber stümperhaft arbeiten. Am Ende setzen sie die Opfer unter Druck, für den Pfusch hohe Summen zu zahlen. Wie man sich vor den Betrügern schützen kann.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Ich fühle mich verarscht und betrogen. Ich bin dem völlig ausgeliefert", sagt eine Frau aus Biberach, die anonym bleiben möchte. Sie zeigt auf die Fugen zwischen den Pflastersteinen in ihrem Vorgarten. Wo eine Kunstharzverfugung sein sollte, die das Unkraut nicht mehr von unten durchkommen lässt, liegt einfach nur loser Sand. Stümperhafte Arbeiten einer Handwerkerfirma, die auf Flyern mit günstigen Preisen geworben hatte.

Handwerker sind untergetaucht

1.000 Euro hat die Frau dafür bezahlt – in bar. Ein großer Fehler, gibt sie zu. Zusammen mit ihrem Mann versucht sie die verantwortlichen Handwerker zu erreichen, will Nachbesserungen oder das Geld zurück. Aber die Handwerker sind untergetaucht. Das Ehepaar erstattet Anzeige, wie auch andere Betroffene. Sind sie auf betrügerische falsche Handwerker reingefallen?

Spurensuche beginnt mit Flyer im Postkasten

Die Betroffenen haben eines gemeinsam: Sie sind über Werbeflyer in ihrer Regionalzeitung auf die Firma aufmerksam geworden. Darauf werben die vermeintlichen Handwerker mit einem 30-Prozent-Rabatt auf Dach- und Steinreinigungen.

Recherchen des BR zeigen: Bei der angegebenen Adresse in Memmingen findet sich nur ein Briefkasten in einem Co-Working-Space. Und auch bei der anderen Adresse in Erolzheim ist niemand anzutreffen. Eine Nachbarin verrät aber, dass immer wieder geschädigte Personen auftauchen, die sich bei den Handwerkern beschweren möchten.

Im Video: Dubiosen Handwerkern auf der Spur

Konfrontation mit den mutmaßlichen Betrügern

Per Mail erreicht der BR die angeblichen Handwerker und lockt sie unter einem Vorwand zu Gartenarbeiten. Das Ziel: Sie fragen, warum sie für ehemalige Kunden und Garantie-Leistungen nicht mehr zur Verfügung stehen. Zwei Männer, die sich als "Toni" und "Makkaroni" vorstellen, kommen vorbei und wollen Arbeiten durchführen, ohne sich vorher auf einen Preis festlegen zu wollen. Konfrontiert mit Betrugsvorwürfen, ziehen sich die Männer zurück. Auf erneute BR-Anfrage per Mail kommt keine Reaktion mehr.

Wie groß ist das Problem mit betrügerischen Handwerkern?

Immer wieder gelingt es Betrügern in Bayern, Menschen mit Pfuscharbeiten um ihr Erspartes zu bringen. Die Polizei warnt vor altbekannten Maschen, bei denen vermeintliche Handwerker stümperhafte Reinigungs- und Gartenarbeiten sowie Reparaturen am Dach durchführen und später mit viel Druck horrende Summen verlangen.

Das Problem: Niemand weiß, wie viele solcher Fälle es jährlich gibt und ob das Problem mit sogenannten betrügerischen Wander-Arbeitern schlimmer wird. Denn eine offizielle Statistik für den Freistaat oder für Deutschland gibt es nicht. Handwerksbetrug werde ganz allgemein unter "Betrug" in der Datenbank erfasst und vermische sich dadurch mit verschiedensten Delikten, sagt Anja Wegmann, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten.

Dunkelziffer dürfte groß sein

Ein weiteres Problem: Viele Betrugsopfer erstatten keine Strafanzeige, vermutet Wegmann. "Die Scham, auf so eine Masche reingefallen zu sein, ist oft riesig." Damit dürfte es zu vielen Betrugsfällen kommen, die niemals öffentlich werden. Wegmann rät, trotz Schamgefühlen immer zur Polizei zu gehen: "Jede Anzeige hilft uns, Betrüger zu schnappen, je mehr Hinweise eingehen, desto eher können wir das Puzzle lösen."

Nach dem Pfusch: Ist das Geld weg?

Geld für Pfuscharbeiten wiederzubekommen ist schwierig, denn dafür müssen Opfer zivilrechtlich auf Schadensersatz klagen. Das ist oft langwierig und mit Kosten und Aufwand verbunden. Experten sind sich deshalb einig: Oberstes Ziel müsse sein, erst gar nicht auf Betrüger hereinzufallen.

Was macht seriöse Handwerker aus?

Kreishandwerkmeister Markus Wasserle kennt die Tricks solcher angeblichen Handwerkerfirmen: "Sie übertölpeln die Leute, bauen massiven Druck auf, mit Rabatten oder künstlich aufgebauten Notwendigkeiten. Sie arbeiten mit Angst." Darum rät Wasserle: Sobald Druck aufgebaut werde, sich Hilfe suchen – sei es bei Bekannten, der Verbraucherzentrale oder der Polizei.

"Man erkennt eine professionelle Firma an einem vollständigen Namen und einer nachprüfbaren Adresse. Zum seriösen Handwerker gehört ein schriftliches Angebot mit einem klaren Preis, das den Leistungsumfang ausführlich beschreibt und auf Risiken hinweist", sagt Wasserle. Er rät zudem dazu, Vergleichsangebote einzuholen und in Ruhe zu entscheiden. Und niemals bar zu zahlen.

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